Jung/Jung: trio recordings
J
Unit Records UTR 4691
An der Seite des Gitarristen Alex Jung agiert am Bass Heiko Jung und am Schlagwerk Matthias Gmein. Die überwiegende Zahl der aufgenommenen Songs wie „Latinesque“, „L 43“ und „Strange Beauty“ stammen aus der Feder von Alex Jung. Darüber hinaus wurden Titel wie „Scrapple from the Apple“ (Charlie Parker), „Like someone in love“ (Jimmy van Heusen) sowie „Polkadots und Moonbeams“ (Jimmy van Heusen) im neuen Gewand für das vorliegende Album aufgenommen. Mit „Latinesque“ eröffnet das Trio sein Spiel und beendet es mit „Mellow“ (Alex Jung).
Erwartet man bei „Latinesque“ nicht irgendwie eine Form von Bossa, Calypso oder Samba? Von all dem ist das Trio frei. Melodisch-lyrisch kommt die Komposition von Alex Jung daher. Die Gitarre schreit und wimmert nicht unter seinem Fingerspiel. Eher perlende Klangkaskaden sind zu vernehmen. Dazu gesellt sich nachdrückliches Beckenspiel des Drummers. Es scheint, als huschten die Lichter der Großstadt, bunt und grell, an uns vorbei, lauschen wir dem Klangspiel.
Aus dem Off ist das Schlagwerk verhalten zu vernehmen, im Vordergrund die Läufe der Gitarre. So eröffnet das Stück „Pharao“. Bisweilen erinnern die Klangfolgen der Gitarre an Fingerübungen zum Aufwärmen, ehe es dann richtig losgeht. Beim Titel des Songs denken wir gewiss an Luxor, an Kairo und Giseh, an Nofretete und Tutanchamun, an Wüstensand, der vom Wind verweht wird. Doch orientalische Klangsequenzen sind bei dem Song nicht vorhanden. Eher denkt man beim Zuhören an den Mistral, der warm aus der Sahara gen Europa herüberfegt und Teile der nordafrikanischen Dünenwelt abträgt. Zwischenzeitlich dachte der Rezensent auch an den Schlager „Heißer Sand und ein verlorenes Land“ und an Bildern aus dem Film „Der englische Patient“. Nordafrikanische, zumindest mediterrane Impressionen kumulieren beim Zuhören im Kopf. Unbeschwertheit strahlt die Musik aus. Weite wird eingefangen. Wer zuhört, glaubt sich auf einem fliegenden Klangteppich.
Arrangements fordern bisweilen heraus. Man ist verführt, das Original anzuhören. Das verstellt allerdings den Klangeindruck des Arrangements, sodass man dies nur im Nachgang machen sollte. Charlie Parker komponierte „Scrapple from the Apple“. Auch in diesem Stück, vorgetragen von Jung/Jung/Gmein gehört die Melodieführung einzig und allein Alex Jung. Der Bass murmelt seine musikalischen Beiträge im Hintergrund und für viel Wirbel am Schlagwerk sorgt Matthias Gmein. Doch irgendwann tritt der Bassist Heiko Jung hervor und meldet sich lautstark zu Wort. Worte fehlen beim Arrangement, obgleich für das Original Verse geschrieben wurden: „I'm cuttin' out to see the Apple /Grab my Alto Sax and I'm back on the road / I've practiced everything that's out / No doubt I'll be makin' it big / Just giggin' with those Cats in New York“. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen dem Original und dem Arrangement, denn Parkers Atemrohr hat eine weit größere Präsenz, als sie je eine Jazzgitarre haben kann. Aber das ist ja auch das Spannende am Arrangement: neue Klangfarben zu erleben. Für weitere interessante Färbung höre man mal Einspielungen von "Scrapple From The Apple" durch Stan Getz, Gary Burton, Steve Swallow und Roy Haynes aus dem Jahr 1966 oder von Keith Jarrett mit dem Klavier im Fokus! Parker zelebrierte mit seinem Song Bebop pur, auch und gerade mit einer gewissen beschwingten Note. Diese Note scheint bei Alex Jung nur bedingt durch.
„Like someone in love“, die Lyrik stammt von Johnny Burke und Musik von Jimmy Van Heusen, ist eigentlich ein süßlich-schmalziger Song, einem gängigen Schlager nicht unähnlich. Neben Frank Sinatra hat sich auch Chet Baker mit diesem Jazzstandard befasst und aktuell das Trio um Alex Jung. Mit sehr ruhigem Tempo und lang anhaltendem Gitarrensound beginnt das Arrangement von Alex Jung. Wahrscheinlich wirkt es wegen des nicht vorhandenen Gesangs nicht so süßlich wie in Fassungen, die sich an dem 1944 entstandenen Song für den Film „Belle of Yukon“ orientieren. Eher fühlt man sich an die Version des Pianisten Bill Evans, erinnert; hört man Alex Jung und seinen Mitspielern zu.
Den Schlusspunkt setzt das Trio auf dem vorliegenden Album mit „Mellow“, einer sehr eingehenden Melodie, bei der man ins Tagträumen kommen kann.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Unit Records
http://www.unitrecords.com
Musiker
http://www.JungJung.de
http://www.alexjung.info/html/