Jukka Perko und Iiro Rantala Duo Art: It Takes Two To Tango
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ACT 9629-2
"Mit nur knapp fünfeinhalb Millionen Einwohnern auf einer Fläche so groß wie Deutschland zählt Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Dass kein Talent unentdeckt und ungefördert bleiben darf, gehört deshalb zu den Leitlinien der Gesellschaft, schon lange bevor dies durch die Pisastudie international bekannt wurde. Ob Architektur, Design oder moderne Kommunikationstechnologie, die Finnen zählen auf vielen Gebieten zu den Vorreitern – und auch im Jazz muss sich das kleine Völkchen vor den auf diesem Feld international stärker im Rampenlicht stehenden skandinavischen Nachbarn Norwegen und Schweden nicht mehr verstecken. Seit Jahren gehört der Saxofonist Jukka Perko zu den führenden finnischen Jazzern, nun zeigt er sich mit seinem ACT-Debüt „It Takes Two To Tango“ an der Seite des bereits international gefeierten Tausendsassas am Piano Iiro Rantala als zweite Leitfigur, die den finnischen Jazz in eine weltweit beachtete Zukunft führt.“ So lesen wir es auf der Infoseite des Labels ACT.
In der Besetzung Jukka Perko (alto & soprano saxophones) und Iiro Rantala (piano) hat das Duo 13 Kompositionen eingespielt. Dabei fühlten sich die beiden finnischen Ausnahmemusiker nicht nur dem wohl bekanntesten Komponisten Finnlands, Jean Sibelius, ebenso verbunden wie dem Schatz finnischer Folklore. Mit einer bearbeiteten Volksweise, „My Sweetheart Is Beautiful“ beginnt der musikalische Reigen, und er endet mit der Duo-Version von „Finlandia“, einem Arrangement der gleichnamigen Komposition von Jean Sibelius.
Dass auch bei uns finnische Weisen verjazzt arrangiert und veröffentlicht wurden, kann man dem Album von Christian Kappe und Cru Sauvage entnehmen. Gleich zwei finnische Volksweisen hat das Trio eingespielt: „Kullan Ylistys“ und „Muista Minua“. So wie die Leningrad Cowboys und die Filme von Aki Kaurasmäki faszinieren, scheinen auch finnische Volkslieder für Jazzmusiker überaus anziehend zu sein. Kein Wunder also, dass zwei finnische Musiker sich des Schatzes finnischer Volkslieder angenommen haben. Auch ein Chanson des französischen Schauspielers Charles Aznavour und „Stella by Starlight“, einen Standard aus dem Great American Songbook, zu interpretieren, stellten für das finnische Duo keine Hürden dar.
Beschwingt und flott ist die Eröffnung des Albums geraten, bei der es sich um ein Liebeslied handelt: „My Sweetheart is beautiful“. Die Regie ist dabei musikalisch in den Händen von Jukka Perko, während Iiro Rantala mit einem harten Bassduktus am Klavier einen Bass vergessen lässt. Wer es noch nicht wissen sollte: Den Finnen liegt der Tango im Blut: Im hohen Norden versteht man auch etwas vom Tango in schönen Sommernächten. Ein wahrer Treffpunkt ist jedes Jahr zum Beispiel das Tango-Festival in Seinäjoki. Es muss halt nicht immer Buenos Aires sein.
„Jealousy“ entführt uns also in die eher unerwartete Tangowelt, in der sich das Melancholische wiederfindet, das für Finnland so typisch ist. Kein Wunder, bedenkt man die harschen Winter und die dunklen Winternächte, die gewiss nicht Anlass zu Freudensprüngen sind.
„For Mama“ eröffnet Iiro Rantala, ehe dann Jukka Perko mit seinem Holzbläser in die Pianopassagen einfällt. Es scheint so, als würde Rantala redundante Sequenzen spielen, über die das Saxofon kreist, jubiliert und triumphiert. Mit „Romance“ hören wir erneut ein Stück traditioneller finnischer Folklore. Dabei ist es an Perko die auditiven Farbverläufe zu setzen. Wie in anderen Stücken belässt es Rantala bei einem beinahe ostinaten Spiel. In diesem Stück ist wie bei „My Sweetheart is beautiful“ nichts von der sprichwörtlichen Schwermütigkeit zu erleben, die den Finnen nachgesagt wird und die sich auch teilweise in den Kompositionen von Sibelius niederschlägt. Im Gegenteil der Song ist rhythmisch akzentuiert, die Harmonien bunt, die Melodie fröhlich-beschwingt.
„Stella by Starlight“ wird durch das energetische Spiel Rantalas eröffnet, derweil das Melodramatische in der Hand des Saxofonisten gut aufgehoben ist. Diese Spiel greift dann Rantala im Verlauf des Arrangements in ganz eigener Weise auf. Dabei fällt nach wie vor die starke Basshand des finnischen Pianisten auf. Diese zeigt sich auch in der Soloversion von „Finlandia“. Hört man den Titel, so werden düstere Farben heraufbeschworen. Man denkt hier und da auch an einen Schneesturm der über die finnischen Seen fegt, sodass man kaum etwas sehen kann, weil die Schneeflocken in die Augen gepustet werden. Zum Abschluss hören wir eine weitere Version von „Finlandia“. Dabei spielt Perko Sopransaxofon, das beim ersten Hören wie eine Flöte klingt. Rantala bleibt auch in dieser Version seinem Duktus verbunden, während Perko der „Finlandia“ glockenhelle Farbtupfer verpasst. Bitte mehr davon, damit Finnland in unseren Breiten bezüglich Jazz nicht „terra incognita“ bleibt!
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
www.actmusic.com
Musiker
Jukka Perko
www.jukkaperko.com
Iiro Rantala
Tracks
My Sweetheart Is Beautiful ( traditional) 02:02
2 Jealousy ( Gade, Jacob) 04:39
3 For Mama ( Aznavour, Charles) 04:15
4 Therefore I Am Sad ( Kärki, Toivo) 04:23
5 Romance ( Fougstedt, Nils-Eric) 03:20
6 A Blessing ( traditionell) 03:25
7 I Will ( Perko, Jukka) 04:24
8 Stella By Starlight ( Young, Victor) 04:55
9 Love Is So Beautiful ( Kolmanovsky, Eduard ) 03:02
10 Good Intentions ( Goodman, Irwin ) 03:16
11 Finlandia (solo version) ( Sibelius, Jean) 01:36
12 Finlandia (duo version) ( Sibelius, Jean) 03:45