Jukka Haavisto – Reflections
J
self produced
Der finnische Bassist Jukka Haavisto ist bekannt für das Spiel auf dem bundlosen E-Bass. Seine Musik ist zwischen Jazz- und Weltmusikfusion sowie Improvisation einzuordnen. Jukka Haavisto ist sowohl als Studio- als auch als Live-Musiker zu hören. Was aktuell vorliegt ist das Debütalbum mit seinen Mitmusikern Johannes Granroth (Gitarre), Serveri Sorjonen (Schlagzeug) und Vili Itäpelto (Rhodes/Synths). Haavisto studierte an der Universität Stavanger, Institut für Musik und Tanz, und schloss 2016 mit dem Master of Music Performance & Jazz Improvisation ab. Seither ist er aus der jungen finnischen Jazzszene nicht wegzudenken.
Dabei überzeugt er mit brillanten Umspielungen, wenn er wie in „Four Days After“ die Bassstimme über einen Synths-Klangteppich dahin schweben lässt. Auffallend ist nicht nur in diesem Stück die Intensität von Rhodes und Synth. Deren Klänge lassen den Zuhörer an ein stetig wogendes Meer des Klangs denken. Nicht minder auffällig ist das Spiel des Gitarristen, nicht nur in diesem, sondern auch allen anderen Stücken. Dabei scheint Peter Green und Fleetwood Mac durchaus nahe zu sein, jedenfalls näher als so manch anderer Rockgitarrist namentlich Jimi Hendrix oder Jeff Beck. Insgesamt durchzieht das erste Stück des Albums eine starke Klangvibration. Dunkle Klanglinien vereinen sich bei „Dancing in the Woods“ mit den hellen Klängen der E-Gitarre. Es drängen sich nicht Bilder von Tanzenden auf, sondern eher das von im Wind schaukelnden Lenkdrachen. Auch Rhodes-Passagen dringen an unser Ohr, sobald Vili Itäpelto in die Tasten greift und ein schnelles Tastenspiel an den Tag legt. Dieses vereint sich nachfolgend mit den exaltierten Saiten-Sequenzen eines Johannes Granroth.
Im Aufmacher für „Three Reflections“ sind Bassist und Drummer vereint, ehe dann der Tastenjongleur des Quartetts ins musikalische Geschehen ebenso eingreift wie der Saiten-Virtuose Johannes Granroth. Stark rhythmisiert ist das Stück. In diesem zeigt Haavisto erneut, welche Klangbandbreite aus einem E-Bass herauszuholen ist. Teilweise klingt dieser eher nach einer Bariton-Gitarre, verzichtet Haavisto doch auf die sehr erdigen Tonfärbungen. Souliges und Funk vermischen sich, wenn der Tastenspieler das musikalische Zepter in der Hand hält.
Mit beinahe „etüdenhaften“ Klavierpassagen eröffnet „Noora“. Dazu gesellt sich dann der E-Tieftöner . Oder ist es der Gitarrist, der neben sphärischen Anmutungen zu hören ist? Mit Opus Nr. 8 und Nr. 11 wird der musikalische Fusion-Reigen fortgesetzt, ehe es am Ende „Morning Dew“ heißt. Übrigens, wer sensibel wimmernde und jaulende Gitarrenklänge mit und ohne Wahwah schätzt, der kommt bei Opus Nr. 8 voll auf seine Kosten. Zudem erzeugt der Tastenspieler auf Rhodes und Synths eine klangvolle Orchestrierung, die an den Klang einer Wurlitzer denken lässt.
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