Jonah Parzen-Johnson - You're Never Really Alone
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Der in Brooklyn beheimatete Saxofonist und Flötist Jonah Parzen-Johnson legt aktuell ein Solo-Album vor. Dabei konfrontiert er den Zuhörer mit den röhrenden und brodelnden, kehlig-rauen Klängen eines Baritonsaxofons und mit den feinen Tönen einer Flöte. Wie weit diese von freier Improvisation geprägt sind, muss man nach dem ersten Höreindruck unterstellen, auch wenn die einzelnen Tracks Titel tragen. Zugleich ist anzumerken, dass wir eigentlich mit einem Klangkontinuum konfrontiert werden, analog und ohne Loops oder Präparierungen der Instrumente.
Über seine Arbeit als Solist findet Parzen-Johnson folgende Worte: “It’s pretty hard to end up at a solo saxophone concert by accident. Odds are pretty good, if you are there, it is because you light up when you experience something new, something experimental. That shared desire connects us, and suddenly, for a night, we are a community. For me, being connected to those spontaneous communities is the best part of being an experimental artist. Everything I make is in service to the cultivation of that community, our community. Without it my music doesn’t exist and because of that I can joyfully say to each person, at every concert, that we made this together.”
Eröffnet wird das Album mit „When I Feel Like Myself“. Aus einem langen Ton mit starken Vibrationen entwickelt sich ein Klangfluss. Anschwellender Luftstrom ist zu erleben und aufsteigende Klanglinien, unterbrochen durch ein Klangflimmern. Aus dem Spiel kristallisiert sich ein thematisches Motiv heraus, dass mit basslastigen Klängen kommentiert wird. So ergibt sich kein wirklicher Melodiefluss, sondern eher die Addition von Klangmodulen oder -fragmenten. Ohne Frage zwischendurch sind lineare Klänge wahrzunehmen, stets mit Pausen von dem nächsten „Klangabsatz“ getrennt. Lauscht man den tiefen Klängen, dann erinnert das an die „Hänger“ einer defekten CD. Und während man dem Soloauftritt lauscht, fragt man sich, ob der Titel des Tracks überhaupt relevant ist. Hätte der us-amerikanische Saxofonist seine Stücke nicht auch einfach nummerieren oder mit #1, #2 etc. bezeichnen können?
Bisweilen hat man den Eindruck, die Aufnahmen wären in einem unterirdischen leeren Wasserreservoir entstanden und dabei wäre die besondere Akustik des Raums genutzt worden. Mit leisen, zerbrechlichen Flötentönen macht „There Is So Much I'm Afraid“ auf. Muss man beim Hören nicht auch an lang anhaltende Schiffssirenen oder den Klang der Muscheltrompete der Maori denken? Gebrochen klingt das, was an unser Ohr dringt. Wie auch beim Ansatz für sein Saxofon, so lässt Parzen-Johnson auch die Flöte schwirren, flirren, mit Nebentönen klingen. Und man fragt sich, ob nicht irgendwelche Botschaften klanglich übermittelt werden, so wie beim Silbo Gomero.
Einem vierteiligen Rufen gleicht der Beginn von „Everyone Is Somewhere“. Doch immer wieder nimmt man neben dem kurz dahin fließenden Klangfluss auch ein eindringliches Vibrieren wahr, so als würde ein eingeklemmtes Holzstück zum Schwirren gebracht. Man muss dabei an Industrial Noise denken, oder? Aus diesem Schwirren löst sich dann immer wieder ein melodiöser Fluss. Und dann folgt erneut ein dunkeltöniges Stakkato mit RRRRR. Bisweilen scheint es, als würde der Saxofonist einen Ansatz pflegen, den man eigentlich nur bei Klarinettisten kennt.
Die Höhen seines Instrument nutzt Parzen Johnson in dem Stück „The Courage Song“, Dieses erhält durch das spezifische Spiel eine Note von Frühlingsfärbungen bzw. sommerlichen Tönen jenseits von bekannten Grundfarben. Das Stück erinnert in seiner Klangvielfalt an den Luminismus in der bildenden Kunst, dabei Lichtpunkte darstellend und nicht flächig malend. So gleichen die luministischen Lichtpunkte den Klangsetzungen, die wir hören. Mit „Named For You“ findet sich auf dem Album ein gelungener Abschluss, der den Duktus des gesamten Albums allerdings nicht durchbricht. Insoweit hat Parzen-Johnson eine kompakte Klangeinheit geschaffen, trotz aller unterschiedlicher Titelgebungen der Stücke.
© Ferdinand Dupuis-Panther
Info
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https://jonahpj.com
Tracklisting
1. When I Feel Like Myself 0
2. There Is So Much I'm Afrai
3. Not Writing About This
4. Everyone Is Somewhere
5. The Courage Song
6. There Is So Much I Regret
7. What They Love
8. Named For You