Johannes Ochsenbauer Trio - Never change a swinging team

Johannes Ochsenbauer Trio - Never change a swinging team

J

Bobtale Records

Zum zehnjährigen Bestehen des Johannes Ochsenbauer Trios sind gleich zwei CDs erschienen, auf denen Standards wie auch Eigenkompositionen, so „Bio-Wonderland“ und „Waltz for you“ erschienen sind. Auf der CD mit dem Titel „Never change a swinging team“ ist das Trio mit Interpretationen von „It‘s easy to remember“, „Maria Joana“, „Sophisticated Lady“, „Tricotism“ und anderen „Klassikern des Jazz“ zu hören.

Auf der Bonus-CD kommen auch langjährige Wegbegleiter des Trios zu Wort, so der Gitarrist Helmut Kagerer bei „Custard Puff“ und bei „Isfahan“ (comp. Billy Strayhorn). Der Saxofonist Harry Sokal, der jahrzehntelang im Vienna Art Orchestra spielte, ergänzt das Trio bei „Living just living“ (comp. Paulo Cardoso). Johannes Herrlich, seines Zeichens Posaunist, kann man auf der Einspielung der Komposition „The organic groove“ (comp. Johannes Ochsenbauer) hören. Die Bonus-CD schließt mit der 2018 erfolgten Einspielung von „On the sunny side of the street“ (comp. J. McHugh).

Ein weiterer Wegbegleiter der Trompeter John Marshall ist gleich bei drei Aufnahmen dabei. Dabei ist er auch als Sänger zu hören, so bei „Blame it to my youth“ (comp. Oscar Levant). Ansonsten sorgt er für ein würziges Horn-Aroma bei „Five O‘clock whistle“ (comp. Duke Ellington) und „Taking the Bio-Blues (comp. J. Ochsenbauer, 2018).

Ja, das Trio und die Gäste des Trios pflegen Straight-ahead Jazz. Dies bedeutet auch, das der Albumtitel seine Berechtigung hat, denn es „schwingt“ durchgehend. Das liegt auch am Duktus, den der Pianist Tizian Jost pflegt, was unter anderem in dem Eröffnungsstück des Albums „Never change a swinging team“ zu erleben ist. „Almost Like Being in Love“ wurde 1947 für das Musical „Brigadoon“ geschrieben. Damals war es ein Popsong in der Liedform AABA mit distinkter Taktung und „Sprungformungen“. Nach der bewegten Liedform folgt dann eine Komposition des Bassisten Johannes Ochsenbauer namens „Bio-Wonderland“ in sehr gemäßigtem Tempo und feinen Basslinien, die dahinschmelzen. Wie auch sonst agiert der Drummer des Trios, Michael Keul, mit großer Sensibilität und zurückgenommen. Über weite Strecken steht Ochsenbauer in dem genannten Stück mit seinem Tieftöner im Mittelpunkt. Nein, einen Springinsfeld verkörpert der Bass nicht. Eher meint man, aus dem Spiel Ochsenbauers innere Ruhe und Versonnensein heraushören zu können.

In Pastelltönen und weichgezeichnet kommt die Komposition von Richard Rogers namens „It‘s easy to remember“ daher, dank dem weichen und seidenen Trompetenklang (?) und dem Timbre von John Marshall. Der eine oder andere mag die Einspielung von Sarah Vaughan kennen, zu deren Repertoire der Song gehörte, der 1935 für den Film  „Mississippi“ entstand. Auch in „Just one of those things“ ist John Marshall zu hören. Dabei spielt er, so jedenfalls das Klangbild, wohl Flügelhorn, lässt Tizian Jost seine Finger über die Tasten huschen und dabei einen schnell fließenden Klanglauf entstehen, der ungehindertem Wildwasser gleicht.

„Maria Joana“ und „Sophisticated Lady“ sind dem ehemaligen Lehrer und bereits verstorbenen Wegbegleiter Ochsenbauers, dem Bassisten Paulo Cardoso, gewidmet. „Paulo war kein typischer Bassist. Obwohl tief in der Jazzbasstradition verwurzelt, waren sein Spiel und seine Soli mehr von Saxophonisten, Trompetern und Sängerinnen beeinflusst.“ So schreibt Johannes Ochsenbauer im Booklet. Von starken Rhythmen, rauen Tonkaskaden und melancholischen Melodien ist bezüglich Paulo Cardosoc zudem die Rede. So darf man auf die Arrangements von „Maria Joana“ und „Sophisticated Lady“ gespannt sein. Keine Frage, „Maria Joana“ versprüht Latin Fever mit einem gewissen Hüftkreisen und „Cha-Cha-Schrittfolgen“. Daran ist das gesamte Trio beteiligt, vor allem Tizian Jost mit seinen gekonnt gesetzten Akzentuierungen und präzisen Kaskadierungen.

Schließlich noch eine Bemerkung zu „Sophisticated Lady“: Melodramatisches vernehmen wir zu Beginn, wenn Johannes Ochsenbauer den Bass mit dem Bogen streicht. 1932 schrieb Duke Ellington diese Komposition in gemäßigtem Tempo. Duke Ellington veröffentlichte das Stück mit seinem Orchester 1933 als reines Instrumentalstück, das auch Soli von Toby Hardwick (alto sax) und von Barney Bigard (clarinet) sowie von Lawrence Brown (trombone) umfasste. Auf diese Färbungen verzichtet das Trio des Bassisten Johannes Ochsenbauer und agiert „minimalistisch“. Übrigens, das Stück stürmte im Jahr seiner Aufnahme die Charts und wanderte auf Platz 3.  Heute scheint es aufgrund der elegischen Ausgestaltung aus der Zeit gefallen.

Gelungen ist die Inszenierung des vorliegenden Albums, bei dem sich eher lyrisch-elegische Stücke mit eher „aufgeweckt“ und dynamisierten abwechseln. Man höre mal im Kontrast zu „Sophisticated Lady“ das Arrangement „Dat Dere“, in dem John Marshall mit seiner Trompete brilliert. Übrigens der Song aus dem Jahr 1960 gehörte einst zum Repertoire von  Art Blakey and the Jazz Messengers. Wie auch bei anderen Stücken der vorliegenden aktuellen Veröffentlichung bestimmt neben John Marshall derBassist das musikalische Feld, das tieftönig gefüllt wird. Ist beim Spiel der beiden Musiker nicht hier und da auch Cannonball Adderley präsent?

Kein Smooth Jazz, aber Jazz zur Kontemplation hat das Johannes Ochsenbauer Trio zusammengestellt. So salbt die Musik des Trios die Seele!

text: © ferdinand dupuis-panther



Informationen

Label
http://www.bobtale.de

Musiker
https://www.ochsenbauer-bass.de/

https://www.jazzhalo.be/interviews/johannes-ochsenbauer-im-gespraech-mit-dem-kontrabassisten/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/m/marshall-jung-ochsenbauer-night-bird-thoughts-on-chet-baker/
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/o/ochsenbauer-meets-sokal-secret-bass-hits/


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