Joel Tucker x 2

Joel Tucker x 2

J

Midwest Crush Music / self-produced

Tucker Brothers / Joel Tucker Commodore Trio

Foto © Joel Tucker

 





Tucker Brothers – Live at Chatterbox
Midwest Crush Music


Der Gitarrist Joel Tucker und der Bassist Nick Tucker sind aus der heutigen Jazzszene von Indianapolis nicht wegzudenken. Vor kurzem haben sie sich als Tucker Brothers zusammengetan und „Live At Chatterbox“ aufgenommen. Das Quartettset, an dem auch der Tenorsaxophonist Sean Imboden und der Schlagzeuger Carrington Clinton beteiligt sind, hat sich bei ihrem Live-Auftritt u.a. aucg gängiger Standards bedient und ihnen eine Frischzellenkur verpasst, so auch beim Opener Hoagy Carmichaels “Skylark”.

Dabei fällt der expressive Charakter des Vortrags auf, der vom Gitarristen Joel Tucker und dem Tenorsaxofonisten Sean Imboden bestimmt wird. Herausragend ist das Solo des Holzbläsers, der das Original vergessen lässt. Sehr ausgereift und frisch erscheint das Spiel in seinem Ausdruck. Doch auch der Bassist Nick Tucker ist mit einem Solo präsent, derweil man Stimmengewirr im Hintergrund hört – ein Live-Konzert eben mit einem nicht immer konzentriert zuhörenden Publikum. Im Übrigen, dem Stück wohnt so gar nichts von einer melodischen Ballade inne, die man ansonsten zu hören bekommt. Und das ist ein Hörerlebnis, das überzeugt, auch bei den weich gezeichneten Klängen der Gitarre und dem Beckenrauschen, das dem Schlagwerker Carrington 'Clint Breeze' Clinton geschuldet ist. Das nachfolgende Stück „Shakshuka“ – gleichnamig wie das israelische Nationalgericht - wird ebenso wie der Opener durch das sehr dynamische Spiel des Tenorsaxofonisten geprägt. Das hat dann etwas von Post-Bop und Post-Modern, oder? Und Joel Tucker scheint auf seinem Saiteninstrument wie mit „Siebenmeilenstiefeln“ unterwegs zu sein. Da huschen die Finger flink über Bünde und Saiten, lassen an einen musikalischen Sprint denken. Derweil ist der Bassist in seinem Solo eher in sich gekehrt und nicht gar so flink wie der Gitarrist unterwegs.

Ein weiterer Standard auf dem Album ist “Caravan”, das auf dem Album eine gewisse Funk-Note ausstrahlt. Schnurrend und surrend stimmt der Saxofonist das Thema an, derweil im Hintergrund schnelle Gitarrenläufe zu vernehmen sind. Nachfolgend übernimmt Joel Tucker das Thema und wandelt es, durchaus in up tempo und dabei die Bandbreite des Gitarrenklangs ausreizend. Teilweise ergeht sich Joel Tucker auch in Umspielungen einzelner Fragmente des Themas, ehe dann der Saxofonist erneut ins musikalische Geschehen eingreift. Ein wunderbarer Hörgenuss, frisch und durchaus wie gesagt mit Funk gewürzt.

Nick Tucker hat die Ballade “Mantra” zum Album beigesteuert und eröffnet dieses Stück auch. Gefolgt wird das Bass-Solo von einem getragenen, „langatmigen“ Saxofonsolo, das stellenweise wie ein Lamento anmutet, das Blues-Einfärbungen zeigt. Sehr flott im Tempo und in klanglichen Wellenformen kommt „Away“ daher. Dabei ist das Gitarrensolo von Joel Tucker ein besonderer Hinhörer. Wie Farbtupfer an Farbtupfer setzt der Gitarrist seine Klangtupfer, die verschmelzenden Aquarellfarben gleichen.  „Rhythm Changed“ heißt es dann zum Schluss des sehr hörenswerten Albums.


Info

APPLE MUSIC

Musicians

Joel Tucker – guitar
Nick Tucker – bass
Sean Imboden - tenor saxophone
Carrington 'Clint Breeze' Clinton – drums




Joel Tucker Commodore Trio – Communal
self-produced


Der Gitarrist Joel Tucker ist aber auch in seinem Trio zu hören. Es ist das Commodore Trio, das die EP „Communal“ in Eigenregie veröffentlicht hat. Es handelt sich bei den erschienenen Tracks weitgehend um Improvisationen des Gitarristen Joel Tucker mit dem Bassisten und Tastenspieler Brendan Keller-Tuberg und dem Drummer Justin Clark.

Ob es sich bei der eingespielten Musik um Rock mit Jazzeinflüssen handelt, muss der Hörer selbst bewerten.  Ein wenig erinnert der Opener “We Are Surprised” dank der eingesprochenen Lyrik an den Ansatz, den Jim Morrison bei The Doors pflegte: Poesie und Rock. Dabei vermischen sich beim Commodore Trio Gitarrenpassagen mit einem Geräuschfeld, das an rinnende Wasser bzw. rauschendes Laub erinnern lässt. Die Gitarrenriffs klingen ein wenig zerbrechlich. Ein deutlich wahrnehmbares Rauschen drängt sich im Verlauf des Stücks auf und wird zu einem Schwirren und Brodeln. Vom Charakter her ist „Communal“ sehr rockig ausgeformt, auch dank des distinkten Drumming und den dahingleitenden Gitarrenpassagen. Kristallin klingt das, was Brendan-Keller-Tuberg mit seinem Tastenspiel als musikalische Note beisteuert. Diskantes dringt an unser Ohr. Und dann, ja dann, ist Joel Tucker am Werk, auch mit einer jaulenden und wimmernden Gitarre. Ansonsten denkt der eine oder andere beim Hören an Peter Green und Mark Knopfler, oder? Irgendwie vermittelt das Klangbild eine Vorstellung von unbegrenzter Weite, von einem nicht verstellten Blick über flache Grassteppe oder über eine nordische Hochebene wie das Dovrefjell.

Zu hören sind zudem zwei von Gitarrenriffs geprägte „Klangbilder“, wenn “Soundscape 1” und “Soundscape 2” zu hören sind. Das erste zeichnet sich durch sehr bedächtige Gitarrensequenzen aus, die über einen teilweise brodelndem Klangteppich gelegt wurden. Hierbei hat man den Eindruck von ein wenig Südstaatenrock gemischt mit Pathos und Lyrizismus, oder? Doch das ist nur eine Momentaufnahme, denn die drei Musiker finden auch Wege für eine Klangeruption, für feurigen Rock und für eindrucksvolle Klangwalzen. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man meinen, Sampling spiele eine gewichtige Rolle bei Tuckers Klangbildern, die ja noch einen zweiten Teil haben. Dieser entwickelt sich gleichsam verhalten aus dem Off. Dabei hört man auch einen tropfenden Tastenklang zu den sich wiederholenden Gitarrenpassagen. Man meint, man lausche einer Endlosschleife, die sich nach und nach neuerlich zusammengesetzt zeigt. Dabei erleben wir eine Art klanglicher Trittsteine.

Über den Track “Switzerland” lesen wir in der Kurzbeschreibung der EP: „‘Switzerland’ (which is topped off by an impressive guitar solo), the tight trio pushes the boundaries of rock and explores several moods with the music evolving in unpredictable directions. The electronic trio displays its own musical personality and keeps listeners guessing before the mini-suite reaches its logical and peaceful conclusion.“


Musicians

Joel Tucker - guitar
Justin Clark - drums
Brendan Keller Tuberg - bass and piano


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