Joachim Badenhorst - Typhoon Days

Joachim Badenhorst - Typhoon Days

J

self produced

Entstanden ist dieses Album aus dem Projekt „KLEIN residency 'Typhoon Days' in der Bücherei Permeke“. Dabei handelt es sich um die Zentralbibliothek von Antwerpen. Wenn man so will, sind die „Tage des Orkans“ eine Ode an diese Bücherei und die Menschen, die in deren Nähe leben. Aufnahmen vor Ort rund um den geschäftigen und von der multikulturellen Nachbarschaft des De Conickplein geprägten Quartiers bilden als Klangfragmente die Basis des Albums. Die aufgenommenen Klänge und Geräusche reicherte Joachim Badenhorst mit Wortbeiträgen, melodischen Flächen, elektronischen Klangbildern und akustischen Beigaben an. Der Klang der Stadt wurde dabei mit komponierten Klangstrukturen vermischt. So entstand eine lebendige Collage aus Zufallsklängen und Klangsetzungen. „Typhoon Days“ bedeutet weniger ein Orkan im meteorologischen Sinne, sondern ist eher metaphorisch zu begreifen, als Ausdruck einer urbanen Unruhe und Herausforderung Tag für Tag.

Badenhorst zeichnet für uns in Klangcollagen Antwerpen und seine vielfältigen Facetten auf. Das fängt bei „Fonteintjes/Heilig Hart“ und „Cornerstore“ an, entführt uns zum „Einde van de laatste/Rotterdamstraat“ und zur „Astrid/Carnotstraat/Station“. Wir kommen am „Zoo“ vorbei, der neben dem Hauptbahnhof von Antwerpen zu finden ist Und zum Schluss bringt uns Joachim Badenhorst in die „Stille zone“ und zum „Sint-Jansplein“.

Orgelklang vermischt sich in „Fonteintjes/Heilig Hart“ mit Stimmengetuschel. Ist da nicht rauschendes und plätscherndes Wasser zu hören? Das ist angesichts des Tracktitels, der sich auf einen Springbrunnen bezieht, ja naheliegend. In Bezug auf den Fluss des Wassers erklingt im Weiteren ein Vibraphon, das dem rinnenden Wasser einen eigenen Klang einhaucht. Fremde Wortfetzen vernehmen wir bei dem Stück „Cornerstore“. Dazu lässt Badenhorst seine samtene Klarinette erklingen. Oder ist es doch ein Sopransaxofon, dessen Melodielinien dahinziehen? Das Stück „Einde van de laatste/Rotterdamstraat“ beginnt mit der Erläuterung zum Ort des Geschehens, der Zentralbibliothek mit Tausenden und Abertausenden von Büchern und Zeitschriften. Hier, so der „Erzähler“, kann man sich in einem Sessel niederlassen und entspannen. Gepaart sind die eingesprochenen Texte mit einem untergründigen, elektronischen Klangmix, ehe das gesprochene Wort verzerrt wird und nicht mehr zu identifizieren ist. Kindergeplärre vernehmen wir. Zudem ist ein „Eijajajaei“  auszumachen. Außerdem trällert eine Frauenstimme selbstvergessen, und ein Baby schreit. Rummelatmosphäre und Motorradlärm tauchen bei „Astrid/Carnotstraat/Station“ auf, obendrein Frauengelächter und ein ferner Männergesang. Sind wir bei einem Open-Air-Konzert, bei dem mitgesungen wird? Ein Akkordeon ist mit Volksweisen auch noch zu hören. „Wer spielt da?“, fragt man sich. Kreischende Kinder sind bei dem Stück „Zoo“ zu erleben, außerdem ein Schnattern und Krächzen. Als musikalischer Begleiter des Zoobesuchs taucht ein Rhodes mit lang anhaltenden Klangstrukturen auf. Löwengebrüll, Elefantentrompeten und Affengeschrei sind nicht vorhanden. Sakraler Gesang scheint „Stille zone“ zu eröffnen. Schreitet man da nicht gleichsam durch ein imaginäres gotisches Kirchenschiff? Zum Schluss sind wir dann auf dem Sint-Jansplein mit all seiner urbanen Klangmelange angelangt.

© fdp


Informationen

https://klein3.bandcamp.com/releases
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Badenhorst

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