Joachim Badenhorst, Mikkel Ploug, Sissel Vera Pettersen – Lento
J
Klein
Auf dem vorliegenden Album hören wir den dänischen Gitarristen Mikkel Ploug, die norwegische Vokalistin Sissel Vera Pettersen und den belgischen Klarinettisten Joachim Badenhorst. Sechs der Kompositionen stammen von Mikkel Ploug, die übrigen sind Gemeinschaftsarbeiten der drei Musiker.
„Lav Sol“ macht den Anfang des musikalischen Reigens, der durchaus auch etwas von Elektronika und Ambient hat, zumindest bezogen auf den Eröffnungstitel des Albums. Gefolgt wird dieser Anfangssong von einem „Winter Lullaby“. Dabei agiert die Vokalistin mit ihrer Stimme so, als wäre sie instrumental in der hohen Sopranlage unterwegs. Neben dem dunklen Klarinettenklang – wohl einer Bassklarinette geschuldet – erlebt man die feinen Melodiestränge des Gitarristen, der im Diskant unterwegs ist und sich von den Basslinien absetzt, die Badenhorst zum Song beiträgt. Sonores des Holzbläsers kreuzt sich mit dem Lyrischen der Vokalistin. Gelegentlich muss man beim Lautgesang der norwegischen Vokalistin an Enja denken und auch an Marie Boine, oder? Das gilt auch für den Song „Hinterland“. Hier scheint sich Sissel Vera Pettersen auch an Obertongesang zu versuchen, solistisch. Und was dringt dann an unsere Ohren? Synth-Klang aus dem Off? Hier und da hören wir Stimmbrüche, ansonsten klare Linien. Gitarrennachhall vereint sich in „Dis“ mit Tastenklang und Klangrauschen, das wie eine Naturaufnahme von Stimmen des Waldes anmutet. Das Gitarrenspiel von Mikkel Ploug lässt das Bild von Blättern herabrinnenden Wassertropfen aufkeimen. Zugleich aber wird hier auch ein wenig Ambient zelebriert, oder?
In vielen Stücken ist das Stimmliche der Vokalistin überaus prägnant, so auch in „Mosaic“. Dazu vernehmen wir weiche Klarinettenklänge, die an sanfte Meereswellen denken lassen. Und auch Mikkel Ploug folgt diesem klanglichen Wellenspiel. Im weiteren Verlauf hören wir außerdem den Titelsong des Albums namens „Lento“. Ploug versteht sich bei diesem Stück durchaus auf Pizzicato, und Pettersen übt sich in „stimmlichen Flic-Flacs“. Und hört man da nicht auch einen gestrichenen Bass im Hintergrund, auch wenn der im Line-up nicht aufgeführt ist? Oder ist das schlicht Badenhorst mit seiner Bassklarinette, deren Stimmlage auf den „Sirenengesang“ von Pettersen trifft? Manchmal denkt man bei dem Gesang auch an den einer gefeierten Opernsängerin oder Operettendiseuse, oder? Voller Pathos und Schwermut kommt „Skyggeland“ daher, folgt man dem „Gesang der Klarinette“. Irgendwie schwingt auch ein wenig Klezmer mit, oder? Und Ploug zeigt sich in einer Art Etüdenspiel auf der Gitarre. Im Verlauf des Stücks hat man zudem den Eindruck, Sakrales werde vorgetragen.
„Rift“ scheint zwischen Rhythmen von House und Rap sowie denen Westafrikas zu changieren. Und auch ein wenig Beatbox scheint mit im Spiel. In Zeiten, in denen im Osten Europas und im Nahen Osten Kriege toben, hat der „Peace Chant“ eine besondere Aktualität. Schmeichlerisch sind die Klarinettenklänge, denen die Stimme der Vokalistin folgt. Bisweilen hat man den Eindruck, ein Singer-Songwriter hätte das Stück komponiert. Auf der anderen Seiten muss man angesichts der Melodieführung an ein unbeschwertes Kinderlied oder Chanson denken. Mit „Movement in B“ wird das Album abgeschlossen, das ein bemerkenswertes europäisches Trio vorstellt, und zwar jenseits des klassischen Klavier-Trios, das im Jazz auch gegenwärtig so häufig ist.
© ferdinand dupuis-panther
Interviews
Joachim Badenhorst
Mikkel Ploug
Tracks
1.Lav Sol 06:39
2.Winter lullaby 05:41
3.Hinterland 02:58
4.Dis 02:58
5.Mosaic 05:46
6.Bjerg 04:28
7.Lento 03:33
8.Skyggeland 04:30
9.Rift 01:21
10.Peace Chant 03:42
11.Movement in B 04:06