Jerry Lu Trio – In Two Minds

Jerry Lu Trio – In Two Minds

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JazzJazz Records

Was nunmehr vorliegt, ist das Debütalbum des Kölner Pianisten Jerry Lu mit seinem Trio: „In Two Minds“. Wir hören dabei die „Next Generation in Jazz“ bestehend aus Jerry Lu am Piano, Niklas Walter am Schlagzeug und Stefan Rey am Bass. Dazu kommt als Gast der Saxofonist Denis Gäbel. Fünf Eigenkompositionen hat Lu fürs Album geschrieben. Lu ist dabei durchaus im Fahrwasser von Swing, Bop und Modern Jazz unterwegs. Und auch Strayhorn und Ellington scheinen musikalisch Pate gestanden zu haben.

Im Pressetext zum Album lesen wir Nachfolgendes: „Jerry Lu ist ein mitreißendes, in jeder Hinsicht ausgereiftes und durchdachtes, nuancen- und facettenreiches Album geglückt – ein Werk voller subtiler Stimmungen, rhythmischer Finessen und raffinierter Arrangements. Selbstbewusst beschreitet Lu seinen klangnarrativen Weg zwischen Straight Ahead und Modern, Swing und Groove, mal mit furios schnellen Stücken, mal mit zart hingetupften Balladen, in denen jeder Ton zu schweben scheint.“

Schnell vorgetragen und swingend ist das Eröffnungsstück „In Walked Bill“, auf einen Monk-Titel basierend („In Walked Bud“, gewidmet dem Pianisten Bill Charlap). Dabei fällt schon auf, mit welcher Energie Lu sein Tasteninstrument zum Klingen bringt und wie umsichtig Niklas Walter im Hintergrund das Schlagwerk mit und ohne Beckenrauschen einsetzt. Hier und da findet sich perlendes Tastenspiel, aber auch Monksche Anlehnungen. Der Bass ist in einem sehr ausdifferenzierten Solo zu hören, tänzelnd und gar nicht tieftönig-phlegmatisch. Im Hintergrund ein Klickklickklick der Sticks von Niklas Walter, der nur kurz mal hier und da schwelgerisch mit Trommeln und Becken umgeht, ehe dann wieder das musikalische Kernthema in den Fokus rückt. Nach dem durchaus temporeichen Einstieg, der als ein melodischer Parforceritt anzusehen ist, geht es mit einer Ballade weiter, die so heißt wie der Albumtitel: „In Two Minds“. Lyrischer Wohlklang entfaltet sich, dank an Jerry Lu. Besenarbeit von Niklas Walter ist zu vernehmen, gleichsam ein feiner Regen aus Sternschnuppen als musikalisches Beiwerk. In den eher getragenen Duktus fügt sich auch der Bassist ein, de prägnante Akzente setzt.

Aus dem Rahmen des Vortrags eines klassischen Trios fällt „Running Late“, ein Stück, das auch und im Besonderen von den Saxofonlinien lebt, die Denis Gäbel geschuldet sind. Man vernimmt ein schnurrendes Saxofon und dazu die Schlagwerkarbeit von Niklas Walter, der gleichsam als treibende Kraft agiert, ehe dann Bass und Piano ins musikalische Geschehen eingreifen. Versetzt uns dieses Stück nicht in die Blütezeit des Bop? Umtriebig ist Gäbels Spiel. Würde man dazu ein Bild wählen, so käme man auf einen rasant durch die hügelige Landschaft fahrenden D-Zug. Ob er die Verspätung – man vergegenwärtige sich den Titel - wohl aufholt? Wenn Lu in die Tasten greift, hat man dann eher den Eindruck, man folge einem Sprinter auf der Tartanbahn, der seine Konkurrenten jagt.

„When You Wish Upon A Star“ (comp. Leigh Harline) ist einer der Standards, der auf dem Album verewigt wurde, ehe dann „We’ll Be Together Again“ (comp Carl T. Fischer) ein weiterer folgt. Im Duktus unterscheiden sich beide nicht von Lus Eigenkompositionen, das mag gewiss am Arrangement liegen, auch bezogen auf den Freiraum für den Bassisten des Trios. Übrigens, der zuerst genannte Titel wurde 1940 für einen Disney-Animationsfilm namens „Pinoccio“ geschaffen. Dass wir Filmmusik erleben, ist herauszuhören. „We’ll Be Together Again,“ geschrieben 1945, hatten unter anderem Frank Sinatra, Louis Armstrong und Tony Bennett im Programm. Der Track, vielfach auch als Popsong der 1940er Jahre bezeichnet, mutet an wie eine Ballade mit durchaus vollmundigen Basslinien, dank an Stefan Rey.

Flott im Tempo und eine Aufforderung zum Hüftenschwingen ist „Samba for Thomas“. Das Stück versprüht schon ein wenig lateinamerikanisches Feuer. Schließt man die Augen, so kann man sich beim Zuhören tanzende Paare auf dem Parkett vorstellen. Übrigens, mehr als nur rhythmisches Wippen mit dem Fuß ist bei Zuhören schon angesagt. Ja, das scheint zugleich Musik geschrieben für Big Band oder Tanzorchester, wie sie vor allem nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und in späteren Jahren in Deutschland unter Bandleadern wie Kurt Edelhagen oder Max Greger populär waren. Eingebunden in den Vortrag ist auch hier wieder ein sehr attraktives Basssolo, ehe das Trio erneut gegen Ende in die thematischen Motive zurückfindet. Übrigens, hat nicht auch die Komposition „Moving Forward“ Tanzcharakter? Man denke dabei an Jive vor allem. Auffallend ist das „springende Tastenspiel“, das Lu in dieser Eigenkomposition an den Tag legt.

Mit „In A Sentimental Mood“ verneigt sich das Trio tief vor einem der Granden des Jazz: Duke Ellington, der  zu den stilbildenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Jazz gehörte. Ellington und Strayhorn gehört dann der Schlussakkord des Albums. Zu hören ist „Star Crossed Lovers“. Folgende Anmerkung findet sich zu diesem Track im Pressetext: „Jerry Lu unterzieht den Ellington-Strayhorn-Song quasi einer Revision: Den einstigen Romeo-und-Julia-Dialog (bei Ellington verteilt auf die Saxofonisten Paul Gonsalves und Johnny Hodges) komprimiert Lu zum betörenden „Klavier-Monolog“, der seinesgleichen sucht.“ Fazit: Das Album ist in seinen Facetten ein Hörgenuss, auch wenn heute derartige Musik vielfach als Mainstream abgetan wird!

© ferdinand dupuis-panther


Info

https://jerrylu.de/projekte/jerrylutrio/

Line-up
Jerry Lu – Piano
Stefan Rey – Bass
Niklas Walter – Schlagzeug
Denis Gäbel – Tenor Sax (on #3)

Tracklisting
01 In Walked Bill / Comp. Jerry Lu (04:35)
02 In Two Minds / Comp. Jerry Lu (05:53)
03 Running Late / Comp. Jerry Lu (05:24)
04 When You Wish Upon A Star / Comp. Leigh Harline (05:49)
05 We’ll Be Together Again / Carl T. Fischer (06:56)
06 Samba For Thomas / Comp. Jerry Lu (05:03)
07 In A Sentimental Mood / Comp. Duke Ellington (06:00)
08 Like Someone In Love / Comp. Jimmy Van Heusen (05:37)
09 You Stepped Out Of A Dream / Comp. Nacio Herb Brown (04:11)
10 Moving Forward / Comp. Jerry Lu (04:22)
11 Star Crossed Lovers / Comp. Duke Ellington, Billy Strayhorn (03:09)
All Arrangements by Jerry Lu


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