Jens Schöwings Blue Note Bach – Nocturne
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blacklisted records
Die unterschiedlichen Arrangements auf „Nocturne“ vermitteln einen teils leichten, teils aber auch eher überraschenden Zugang zum Repertoire, das Jazz und Klassik vereint. Jens Schöwing zeigt dabei ein Gespür für das Original wie in „Adagio from Piano Sonata No 12“ (comp. Mozart), zugleich aber fühlt er sich dem Jazz verpflichtet, was er in „Nocturne 9.1“ und „Nocturne 9.2“ (comp. Chopin) verdeutlicht. Zudem finden sich auf dem Album auch als assoziativ zu bezeichnende Interpretationen, ob bei „Phrygian free knock turn“ (comp. Chopin) oder bei „Images au Clair de Lune“ (comp. Debussy).
Das Blue Note Bach-Trio meistert die unterschiedlichen Charaktere der ausgewählten Kompositionen mit spielerischer Leichtigkeit. Christian Frank (Kontrabass) und Marc Prietzel (Schlagzeug) sowie Jens Schöwing bewegen sich zwischen Gebundenheit und Offenheit, dabei nie das Spannungsverhältnis von Ruhe und Energieaufladungen aus den Augen lassend.
Wie auf dem Cover des Albums zu lesen ist, ist es Friedrich Gulda, der Jens Schöwing ganz nachhaltig dazu animiert hat, sich mit den „Meistern der Klassik“, ob Debussy, Beethoven oder Chopin zu beschäftigten. Zwei eigene Kompositionen von Schöwing, nämlich „Kommt er noch?“ und „Schach statt Bach“ beziehen sich mit einem Augenzwinkern auf Gulda. Kurz der Hintergrund der Geschichte: Gulda versetzte nämlich einst sein Konzertpublikum, weil er lieber an einem Schachturnier teilnehmen wollte. Die Konventionalstrafe nahm er billigend in Kauf.
Neben den oben genannten, Gulda gewidmeten Stücken sind es „I remember Joe“ und „The Peasants“, die aus der Feder Schöwings stammen. Dabei wird das Album mit „Nocturne 20“ aufgemacht und mit der Beethoven-Komposition „Finally Pathetique“ beendet.
Die Nacht kommt leise, aber nachhaltig. Sie scheint uns zu umhüllen, Schritt für Schritt. Sie erscheint lieblich und einschmeichelnd. So jedenfalls suggeriert es das Trio in „Nocturne 20“ mit kurzem Ticktick des Schlagzeugs, mit munterer Verspieltheit im Diskant, mal langsam, mal durchaus schnell, auch mit einigen Passagen, die eher an ein Volkslied erinnern. Nein, eine „Nacht der Besinnlichkeit“ ist nicht das, was das Trio uns mit „Phrygian free knock turn“ vorstellt. Der Beginn ist sehr frei und wenig an Chopin erinnernd, ehe dann hier und da ein Duktus à la Chopin durchscheint, zwischen Walzer und Volksmusik anzusiedeln.
Verspielt und tänzelnd erscheint die Interpretation von „Adagio from Piano Sonata No 12“, geprägt von den Klangnuancen des Pianos. Dabei hat man im Verlauf den Eindruck, Linien von Erroll Garner seien von Jens Schöwing eingewoben worden. Eher dem Soul und Blues verpflichtet scheint „I remember Joe“. Hervorzuheben ist bei diesem Stück, dass Christian Frank für seinen Tieftöner den Raum der Entfaltung findet, abgelöst von dem sehr energischen und stark akzentuierten Klavierspiel von Jens Schöwing. Dabei scheinen einige klangliche Stromschnellen spielerisch umschifft zu werden.
Ein Donnerhall und ein Gewitterzucken stehen am Beginn von „Kommt er noch?“ Doch, was mit einem Knall begann, gleitet danach in ruhigem Fahrwasser dahin. Dabei zeigt sich Jens Schöwing solistisch und mit starker Basshand. „Schach statt Bach“ nimmt nicht etwa gängige Kompositionsmuster von Bach auf, also auch keine Fuge. Eher scheint sich Schöwing in seiner Komposition an den Trios des Modern Jazz zu orientieren, lässt vor dem geistigen Auge des Zuhörers Pastellfarben des Frühlings entstehen. Sehr lyrisch kommt zum Schluss der sehr gelungenen und variationsreichen Einspielung Beethovens „Finally Pathetique“ daher.
Fazit: Jens Schöwings Blue Note Bach sorgt für einen feinen Ohrenschmaus mit jazziger und verjazzter Klassik, aber eben nicht nur!
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
http://www.jensschoewing.de/www.jensschoewing.de/Start.html
http://www.jensschoewing.de/www.jensschoewing.de/Blue_Note_Bach.html
http://www.bluenotebach.de