Jazz Ensemble Baden Württemberg:The Doors without Words
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JAZZNARTS RECORDS, JnA 7415
Nach dem erfolgreichen und überregional wahrgenommenen Debüt-Album Edition 13 des Jazz Ensembles Baden-Württemberg erfolgte eine grundlegende Neuausrichtung des Ensembles. Die beiden Organisatoren Peter Lehel und Thomas Siffling haben sich nun zu neuen musikalischen Ufern aufgemacht. Die Besetzung wurde verändert und auf eine instrumental hochinteressante Oktett-Besetzung erweitert. Dabei wurden junge aufstrebende „neue“ Musiker ebenso integriert wie mit dem Gitarristen Jo Ambros ein weiterer Jazz-Preisträger des Landes Baden-Württemberg. Die Besetzung des Ensembles besteht aus: Peter Lehel (Sax), Thomas Siffling (Trompete), Christian Huber (Drums), Uli Röser (Posaune), Sebastian Nagler (Saxofon), Jo Bartmes (Hammond Orgel, Fender Rhodes), Dirk Blümlein (Fender Bass) und Jo Ambros (Gitarre).
Neben der neuen Besetzung hieß es auch, sich programmatisch neu aufzustellen. So entschieden sich Lehel und Siffling dazu, sich des Themas "The DOORS" anzunehmen. Daraus entstanden ist das Programm „The DOORS - without words“, fürwahr keine leichte Aufgabe, bedenkt man, welchen Einfluss Jim Morrison als Sänger auf die Band genommen hat. Kann das überhaupt funktionieren, eine der Stilikonen der Rockgeschichte einfach auszublenden, weil man auf Vocals verzichtet?
Für die Arrangements konnte der international renommierte und in Berlin lebende Arrangeur Nicolai Thärichen gewonnen werden, der selbst ein Tentett unterhält, also Erfahrungen mit großen Bandformationen hat. Im Jazzpodium 10/15 äußerte sich Thärichen zu den Herausforderungen, sich der Rockmusik zu stellen, aber vor allem die jeweiligen Charakteristika der Songs hervorzuheben, auch wenn sie jazzig arrangiert wurden. Bezogen auf „Riders in the strom“ äußerte sich Thärichen wie folgt: „... Die charakteristische Bassfigur wollte ich beibehalten, aber so abändern, dass sie die düstere Grundstimmung … deutlicher macht.“ Es scheint ihm auch besonderen Spaß bereitet zu haben, die sehr einfachen Riff-artigen Melodien um etwas Neues zu erweitern, wie er im weiteren Interview erläuterte.
Mit „Waiting For The Sun“ beginnen die Mannen um Peter Lehel und Thomas Siffling und verneigen sich vor diesen Stil prägenden Musikern aus dem Goldenen Zeitalter der Rockmusik. „Light My Fire“ darf ebenso wenig fehlen, wenn man die Doors neu erschafft, jedenfalls musikalisch. Gleiches gilt für den bereits erwähnten Song „Riders On The Storm“. Aufnahme fanden im weiteren „The Spy“ und „Though Me“. Schlussendlich konnte nur
„The End“ das Album beschließen: „This is the end, beautiful friend / This is the end, my only friend, the end / Of our elaborate plans, the end / Of everything that stands, the end / No safety or surprise, the end / I'll never look into your eyes, again ...“ Diese Verszeilen müssen wir uns denken, wenn wir das Ensemble aus Baden-Württemberg hören, denn das will ja wortlos bleiben, jedenfalls bei The Doors!
Ein wenig sphärisch angehaucht ist der Beginn von „Waiting For The Sun“, dann aber setzt das Ensemble mit der gewaltigen Bläsermacht eine Zäsur, die mit einer spitz-schmutzig klingenden Trompete kommuniziert. Eine E-Gitarre wimmert auch, was das Zeug hergibt. Es ist dieser Wechsel zwischen eher ruhigen solistischen Passagen und den geballten Linien, die das gesamte Orchester verantwortet und die Doors lebendig werden lassen, auch wenn Jim Morrison schweigt.
Ah, da ist ja das bekannte Schema von „Hello I Love You“, das der E-Gitarrist zum Besten gibt. Doch auch die Hammond Organ hat dabei ein Wörtchen mitzureden, ganz zu schweigen von den Bläsern, deren Klangwolken sich über den Riff des Gitarristen ausbreiten. Zusammen rockt es dann wirklich heftig. Dabei bekommen die Jazzelemente wie ein Trompetensolo mit Phrasierungen nach links und rechts auch ihren Platz. Das ist in diesem Falle einem der Bandleader, Thomas Siffling, zu verdanken.
Zu den bekannteren Auskopplungen der Doors gehört sicherlich „Light My Fire“: Dabei teilen sich die Bläser die sehr charakteristische Melodielinie. Uli Röser darf hier und da aus dem Bläserchorus ausscheren. Beim Tutti klingt das Orchester sehr nach traditioneller Big Band im klassischen Sinne. Doch es gibt zum Glück immer wieder Aufsprengungen des Big-Band-Kokons, so auch wenn Peter Lehel mit seinem Saxofon losgelassen wird. Danach findet das Ensemble wieder zum Thema, löst sich aber recht schnell in einzelne Bläsersegmente auf. Dieser Wechsel zwischen der Präsenz des Gesamtensembles als Klangträger und den solistischen Anteilen machen den besonderen Reiz der vorliegenden Aufnahme von „Light My Fire“ aus.
Zu den „Ohrwürmern“ der Doors gehörte einst gewiss „Riders On The Storm“. Was macht das Jazz-Ensemble nun daraus? Zunächst einmal klingt der Beginn nahezu nach dem Original, lauscht man der Basslinie und dem Fender Rhodes. Anschließend wird es mächtig tieftöning, da Sebastian Nagler mit seinem Baritonsaxofon die Regie übernimmt. Er trägt über weite Strecken diesen Song. Abgelöst wird das Baritonsaxofon von einem sphärisch anmutenden Fender Rhodes. Nach Ferne und Weite klingt es, nach Kosmos und Universum zudem. So schwebt ein satter Klang über uns, ehe dieser durch die Phrasierungen des Saxofons durchbrochen wird.
Schlussendlich dann sind wir bei „The End“, wobei der Beginn mit schmetterndem Gitarrensound nach Inferno klingt, ehe es dann ein wenig lyrisch wird. Kommt sie denn noch die Refrainzeile? Die Bläser geben sich erst einmal wehmütig, der Bass dezent. Nach und nach schält sich das musikalische Thema heraus, das wir von der Originalaufnahme kennen. Doch bei diesem Arrangement fehlen mir ein wenig die hart gesetzten Akzente und Zäsuren.
Jimi Hendrix, Frank Zappa, Janis Joplin, Beatles – schaut man sich bei den Neuveröffentlichungen um, ob von Al Di Meola, Bill Frisell oder anderen Jazzmusikern, dann scheint das vorliegende Album voll im Trend zu liegen. Es lebt das Goldene Zeitalter des Rock wieder auf und bekommt ein neues Kostüm. Nun gut, das muss man halt mögen.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Information:
Label
JazznArts
http://www.jazznarts.com
Musiker
http://www.jazzensemble-badenwuerttemberg.de