Jared Gold - Reemergence
J
Strikezone Records 8817
Hammond B3 und Jimmy Smith – das ist eine Symbiose, die aus der Geschichte des Jazz nicht mehr wegzudenken ist. Auch wenn die Hammond B3 im Nachgang von Smith im Jazz der Gegenwart eher Seltenheitswert hat, ist sie nicht vollständig aus aktuellen Plattenaufnahmen verschwunden. Das unterstreicht auch die jüngste Einspielung von Jared Gold, der zur neuen Generation von Organisten gehört. Dabei ist nicht zu übersehen, dass die „Heroen des Jazz“ auch auf Jared Einfluss ausgeübt haben, wenn man auch nicht denken muss, dass nun die Hammond B3 die dominante Farbe der Klangpalette ist, die das Projekt “Reemergence” bestimmt.
Jareds eigene Kompositionen wie “Reemergence” und „One For John A returns“ mischt der Organist fürs vorliegende Album mit einer Gershwin Komposition („It Ain’t Necessarily So“), einem Song von Stevie Wonder („Lookin’ For Another Pure Love“ ) und einem von den Beatles („She’s Leaving Home“). Nach einem weiteren Titel von Gershwin („How Long Has This Been Going On“) sind „Blues Connotation“, von Ornette Coleman komponiert, und zum Schluss „Nomad“ aus der Feder des Gitarristen der Band, Dave Stryker, zu hören.
Neben Jared Gold und Dave Stryker wirken an dem Album der Drummer Billy Hart – er hat noch mit der HammondB3-Legende Jimmy Smith zusammengearbeitet –, und der Trompeter Jeremy Pelt mit.
Nachstehend beleuchtet ein O-Ton die Zusammenarbeit von Dave Stryker und Jared Gold: “I first met Jared at Cecil’s Jazz Club in 2004, and having played with many of the great organists myself, I immediately heard that this was a young man who was already establishing his own original voice. He has been a member of my trio ever since.” Anzufügen ist, dass Gold unter anderem mit John Abercrombie und Oliver Lake auf der Bühne stand und bisher acht Platten als Leader veröffentlicht hat.
Nun sollte man nicht annehmen, dass ein Organist sich Kompositionen und Arrangement ausschließlich auf den eigenen Leib schneidert. Ganz im Gegenteil, die Mischungen der Klangfarben, das Dialogische zwischen Gitarrist und Organist, das zart-aufgeregte, raschelnde Schlagzeugspiel und der Klang des Blechs sind feinste Würzmischungen für den runden Wohlklang. Das beginnt schon bei den ersten Takten von „Reemergence“, einer sehr flotten, kaskadierend daherkommenden Komposition. Gewiss, Jared Gold hat Raum für ein Solo, und seine Finger lassen den Diskant der Orgel erklingen. Dabei hat das Spiel Groove und Drive, ergeht sich nicht darin, die Rolle eines Basses einzunehmen. Ein Genuss ist auch die „Antwort“ von Jeremy Pelt auf Golds vorgelegtes Grundmuster. Das hat Frische, und man meint, hier werde der Frühling mit aller Macht herbeigerufen. Ähnliches gilt auch für Dave Strykers Fingerspiel. Schließlich kommt auch Billy Hart noch zu einem Solo.
Danach folgt ein Standard, fein ziseliert und bis in die feinsten Nuancen abgestimmt. „Ain’t Necessarily So“ lebt dabei vor allem vom Dialog zwischen Gold und Stryker, an denen es ist, die Melodielinien zu verknüpfen und „mit Kreuzstichen zu versehen“. Dabei drängt sich das Bild auf, dass Stryker dabei die Regie führt und Gold für einen Klangteppich sorgt, über den Styker seine Saiten-Schraffuren setzen kann.
Dass unterdessen die Grenzen zwischen Pop, Gospel, Soul, Rap und Jazz fließend sind, unterstreicht Gold damit, dass er sich „Lookin’ For Another Pure Love“ zugewendet hat. In dem Arrangement verwandelt sich der Song von Stevie Wonder in Post-Modern-Jazz, der auch und vor allem durch Jeremy Pelts dahin fliegendes Trompetensolo und Jared Golds veritables Tastenspiel getragen wird. Wer die Musik von Blood, Sweat & Tears und Chicago zu schätzen weiß, der wird von dem vorliegenden Arrangement begeistert sein, das ganz im Geist dieser Jazz-Rock-Bands gehalten ist.
Balladenhaft zu charakterisieren ist „She’s Leaving Home“ (comp. Lennon/McCartney). Das Arrangement Golds wartet mit sensiblen Gitarrensolos auf. Dabei wird die Melodielinie auf elegante Weise verschlungen und verwebt. Jared Gold hält sich eher im Hintergrund, ehe er dann seinen Soloauftritt hat, durchaus mit einem Sinn für das Hochtönige.
Dass Coleman's „Blues Connotation“auf dem aktuellen Album zu finden ist, ist wohl auch eine Verneigung vor Abercrombie, mit dem Jared dieses Stück zum ersten Mal gespielt hat. Der Lobgesang an diesen legendären Gitarristen ist Golds „Ode For John A.“. Irgendwie klingt diese Komposition auch ein wenig nach Cannonball und Nat Adderley, oder?
Mit „Nomad“ schließt das Album. Dabei bringt Billy Hart nochmals seine blechernen Verwirbelungen ein und Jared Gold sein ausgefuchstes Tastenspiel, gewürzt mit Bluesaroma und Grooves.
text © ferdinand dupuis-panther – The text is not public commons!
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