Jamie Oehlers & Tal Cohen: Innocent Dreamer

Jamie Oehlers & Tal Cohen: Innocent Dreamer

J

www.jamieoehlers.com

Der australische Saxofonist Jamie Oehler lebt in Perth (Western Australia) und ist als Koordinator der Jazz Studies an der Western Australian Academy of Performing Arts tätig. Seine bisherige Karriere als Musiker führte ihn in die USA, nach Indien, nach Großbritannien und in Teile des kontinentalen Europas. Außerdem ist er regelmäßig auf Festivals und in Klubs in Neuseeland und Australien zu hören, so auch auf dem Wangaratta Jazz Festival 2016. Bisher sind zwölf Alben von Oehlers als Bandleader erschienen.

https://soundcloud.com/jamie-oehlers/shadow-of-your-smile

Mit Oehlers, seinem Mentor, ist auf dem vorliegenden Album nun  der Pianist Tal Cohen zu hören, der mit 16 Jahren nach Perth kam. Damals hatte er ein Stipendium für die Churchlands Senior High School erhalten. Nach seinem erfolgreichen Schulabschluss studierte er an der Western Australian Academy of Performing Arts. Seine Studien schloss er mit einem Master in Jazz Performance ab.

2010 trat er erstmals gemeinsam mit dem Jamie Oehlers Quartett auf. Das schloss Auftritte in Sydneys 505 and Melbournes Bennett’s Lane and Uptown Jazzclubs ein. Tal Cohen, der einen eigenwilligen Stil am Klavier pflegt, lebt unterdessen in den USA. Er war 2015 Gewinner des renommierten Freedman Fellowship Award and ein Jahr zuvor der Barry Harris Piano Competition in den USA. Zu hören war er bisher nicht nur an der Seite von Jamie Oehlers, sondern auch an der von Terence Blanchard, Greg Osby und Robert Hurst.

Im Vorfeld der Herausgabe des aktuellen Albums konnte man folgende Zeilen lesen: „One of Australia’s most prominent jazz saxophonists, Jamie Oehlers, teams up one of the hottest young jazz talents around, pianist Tal Cohen, to create some inspirational and thought provoking music. The two have been performing together now for nearly 10 years in a variety of settings, teaming up with artists like Ari Hoenig and Robert Hurst and performing in each others various ensembles. This duo setting allows for an exploration of melody and space, tone and dynamics. ...“.

Bevor wir uns dem aktuellen Album zuwenden, noch einige Hinweise auf weitere Alben von Oehlers, u. a. „Lost and Found” Oehlers/Grabowsky/Beck (Jazzhead Records) und „On A Clear Day” Oehlers/Grabowsky (Jazzhead Record). Sie lohnen das Hineinhören!

Neben Eigenkompositionen, man denke an „Hachlata“ (Cohen) und Armistice (Oehlers) haben die beiden Musiker auch nachstehende Standards des Jazz eingespielt „Fantasy in D (Walton) und „Take the Coltrane“ (Ellington). Mit drei „Standards“ wird das Album auch beschlossen: „Giant Steps“ (Coltrane), „Solitude“ (Ellington) sowie ganz zum Schluss „Very Early (Evans)“. Selbstverständlich gibt es auch einen Titelsong, denn warum sollte das Album „Unschuldiger Träumer“ heißen, wenn Oehlers nicht „Innocent Dreamer“ komponiert hätte. Über der eher basslastigen Pianobegleitung spannt bei dem Song „Hachlata“ Jamie Oehlers einen kristallenen Melodiebogen. Diesen versieht er mit filigranen Dekors, derweil sich Tal Cohen eher um die rhythmisch geprägte Gegenstimme kümmert. Darüber hinaus hören wir Tal Cohen auch solistisch. Der Eindruck von Anlehnungen an die Klassik ist dabei offensichtlich. Die nachfolgend eingespielte Fantasie in D geht auf das Art Blakey Sextett zurück, in dem Cedar Walton am Flügel saß, so jedenfalls der Kenntnisstand des Rezensenten. Auch mit Freddie Hubbard hat Walton diesen Song eingespielt. Nun aber ist es am Duo Cohen/Oehlers dem Stück die eigene Note zu verleihen. Den Hard Bop Standard haben Oehlers und Cohen in ein eher als langsame Ballade anzusehendes Stück verwandelt. Die klaren Kaskaden des Saxofons treffen dabei auf ein sprudelndes Tastenmöbel.

„Armistice“ („Waffenstillstand“) stamm aus der Feder von Oehlers. Das Stück zeigt sich unaufgeregt und versöhnlich. Wie eine sanfte Brise, die dahinweht, erscheinen die Einlassungen Oehlers, der stets auf das Melodische konzentriert bleibt. Hört man mit geschlossenen Augen die dahingleitenden Sequenzen, so mag man an den Gang durch einen mit Laub übersäten Parkweg denken. Man sieht dann auch das eine oder andere tanzende Blatt im Wind. In der Melodieführung wechseln sich beide Musiker ab. Dabei zeigt sich Tal Cohen mit sehr akzentuiertem Spiel, das nie belanglos dahinplätschert.

Wem der Titel „Take the Coltrane“ bekannt vorkommen sollte, hat ihn wahrscheinlich auf einer Einspielung von 1963 (!) gehört. Coltrane und Ellington spielten ihn auf Impulse Records gemeinsam mit Jimmy Garrison, Aaron Bell und Elvin Jones. Auch von Jack De Johnette gibt es eine Version des Stücks. Nun aber liegt die Kunst des Duos Oehlers/Cohen darin, die Vielstimmigkeit der oben genannten Ensembles herunterzubrechen und dennoch Coltrane und Ellington einzufangen. Das gelingt wunderbar, insbesondere wenn man die aktuelle Version in ihrer teilweise frechen und kecken Spielweise mit der von Jack De Johnette vergleicht. Da wird ein musikalisches Feuerwerk gezündet, und es sprühen die Funken, sowohl bei den Interventionen von Tal Cohen wie auch in den melodischen Solopassagen von Oehlers. Es ist wahrhaftig ein abwechslungsreiches musikalisches Zwiegespräch.

Die „Titelmelodie“ stammt von Oehlers und trägt den Titel „Innocent Dreamer“. Nein, Albträume sind es nicht, die da musikalisch umgesetzt wurden, eher märchenhafte Träume voller Poesie. Verhalten und zurückgenommen zeigt sich dabei Tal Cohen in seinem Spiel. Oehlers hingegen führt uns schlafwandlerisch durch die Traumwelt, die auch dramatische Höhen kennt.

John Coltrane wird durch die beiden Musiker, der eine an der australischen Westküste heimisch, der andere in den USA ansässig, mit „Giant Steps“ gewürdigt. Gegenüber Coltranes Aufnahme von 1959 wurde das Tempo herausgenommen. Largo ist der falsche Begriff der Beschreibung, aber hinter dem flotten Duktus eines Coltranes stehen Oehlers und Cohen in ihrer Interpretation deutlich zurück. Wie Oehlers und Cohen „Giant Steps“ vortragen, könnte man sich dieses Stück als Teil einer Broadway-Inszenierung vorstellen. Mit „Very Early“ (Evans) findet sich ein stimmiger Abschluss des aktuellen Albums, das die Intimität eines Duos in allen Facetten zu würdigen weiß.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen

http://www.jamieoehlers.com/?p=205

Jamie Oehlers
http://www.jamieoehlers.com/
https://www.facebook.com/jamieoehlersmusic/

https://jamieoehlers.bandcamp.com/


https://ausjazz.net/tag/jamie-oehlers/

Tal Cohen
http://www.talcohen.com.au/
https://www.facebook.com/Tal-Cohen-261615840527560/

Review of Yellow Sticker
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/t/tal-cohen-4tet-yellow-sticker/


In case you LIKE us, please click here:



Foto © Leentje Arnouts
"WAGON JAZZ"
cycle d’interviews réalisées
par Georges Tonla Briquet




our partners:

Clemens Communications





Hotel-Brasserie
Markt 2 -
8820 TORHOUT

 


Silvère Mansis
(10.9.1944 - 22.4.2018)
foto © Dirck Brysse


Rik Bevernage
(19.4.1954 - 6.3.2018)
foto © Stefe Jiroflée


Philippe Schoonbrood
(24.5.1957-30.5.2020)
foto © Dominique Houcmant


Claude Loxhay
(18/02/1947 – 02/11/2023)
foto © Marie Gilon


Pedro Soler
(08/06/1938 – 03/08/2024)
foto © Jacky Lepage


Special thanks to our photographers:

Petra Beckers
Ron Beenen
Annie Boedt
Klaas Boelen
Henning Bolte

Serge Braem
Cedric Craps
Christian Deblanc
Philippe De Cleen
Paul De Cloedt
Cindy De Kuyper

Koen Deleu
Ferdinand Dupuis-Panther
Anne Fishburn
Federico Garcia
Jeroen Goddemaer
Robert Hansenne
Serge Heimlich
Dominique Houcmant
Stefe Jiroflée
Herman Klaassen
Philippe Klein

Jos L. Knaepen
Tom Leentjes
Hugo Lefèvre

Jacky Lepage
Olivier Lestoquoit
Eric Malfait
Simas Martinonis
Nina Contini Melis
Anne Panther
Jean-Jacques Pussiau
Arnold Reyngoudt
Jean Schoubs
Willy Schuyten

Frank Tafuri
Jean-Pierre Tillaert
Tom Vanbesien
Jef Vandebroek
Geert Vandepoele
Guy Van de Poel
Cees van de Ven
Donata van de Ven
Harry van Kesteren
Geert Vanoverschelde
Roger Vantilt
Patrick Van Vlerken
Marie-Anne Ver Eecke
Karine Vergauwen
Frank Verlinden

Jan Vernieuwe
Anders Vranken
Didier Wagner


and to our writers:

Mischa Andriessen
Robin Arends
Marleen Arnouts
Werner Barth
José Bedeur
Henning Bolte
Erik Carrette
Danny De Bock
Denis Desassis
Pierre Dulieu
Ferdinand Dupuis-Panther
Federico Garcia
Paul Godderis
Stephen Godsall
Jean-Pierre Goffin
Claudy Jalet
Chris Joris
Bernard Lefèvre
Mathilde Löffler
Claude Loxhay
Ieva Pakalniškytė
Anne Panther
Etienne Payen
Jacques Prouvost
Yves « JB » Tassin
Herman te Loo
Eric Therer
Georges Tonla Briquet
Henri Vandenberghe
Iwein Van Malderen
Jan Van Stichel
Olivier Verhelst