Iris Trio – Project Earth The Blue Chapter

Iris Trio – Project Earth The Blue Chapter

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Möglich wurde die Produktion durch den in Deutschland aufgewachsenen und nun in Kanada lebenden Jazzmusiker und Komponisten Florian Hoefner. Das vorliegende Album ist dabei das Debüt Hoefners als Komponist. Über das Projekt des Iris Projekts schreibt er: „When the Iris Trio asked me to write for them, however, I did not hesitate to say yes. Working with this fabulous ensemble and poet Don McKay was an exciting prospect. The partnership with Don – also a dear friend of mine – during the writing phase was a key factor in my compositional process for these works. Don usually got the ball rolling with a new poem draft. We would then discuss how the poem and music could work together, and I would take his text as the starting point for each composition.“ Ohne Frage war die Zusammenarbeit mit dem Dichter Don McKay essentiell: „… For “Chorus of Wishes,” Don even listened to a selection of recordings that I had curated for him, responding to my interest in post-minimalist music by adapting his syntax and poetic language to match the repetitive structure found in that style.…“ Mehr über die Verzahnung von Text und Musik findet sich in dem Booklet zum Album.

Auch die drei am Projekt beteiligten Musikerinnen kommen in dem Booklet zu Wort und schildern den Werdegang des „Projektes Erde“, das 2018 seinen Anfang auf dem Weg zum Sendesaal Bremen nahm. Dort standen damals Aufnahmen für das erste Album des Trios an. Auf der Fahrt nach Bremen reifte das neue Projekt über unseren Planeten und auch die Idee, dass Florian Hoefner, Partner von Christine Carter (clarinet), die musikalische Inszenierung verantworten sollte. „We were thrilled at the prospect of stepping outside our classical realm and playing music inspired by Florian’s jazz language. From there, the theme emerged quickly. The natural world has always been a source of inspiration for Florian and the members of the trio, and we were eager to respond to the crisis currently facing our planet.“

„Bird Island Suite“ lebt von der Verknüpfung von gesprochenem Wort und Musik. Dabei steht das Wort wie auch die Musik separat. Es gibt also kein Singer/Songwriter- Ansatz zu erleben. Das Wort wird auch nicht musikalisch untermalt. Die Rezitation ist Rezitation und die Musik eben Musik. Wir begegnen dem Riesenalk, dem Eichelhäher ebenso wie dem Wellenläufer, in einem dreiteiligen umfänglichen Kompositionswerk, zu dem neben der „Vogelinsel-Suite“, der Chor der Wünsche“ und „Arten von Blau“ gehören. Dabei hat Letzteres so gar nichts mit Miles Davis bekannter Einspielung zu tun.

Angesichts des umfänglichen Werkes ist es nur recht summarisch möglich auf die Klänge, Klangfärbungen und -nuancierungen einzugehen, die Hoefner geschaffen hat, um den blauen Planeten musikalisch zu beschreiben. Zugleich muss angeführt werden, dass das Album sehr anspruchsvoll ist. Zum einen muss der Hörer den Gedichtzeilen folgen und zugleich sich dann auf die klanglichen Bilder einlassen, die das Trio malt. Wäre nicht eine unmittelbare Verzahnung zwischen Rezitation und Musik hörerfreundlicher? Könnte derart in der Struktur ein Link zwischen Text und Klang unmittelbar gesehen und entsprechend interpretiert werden? Nun gut, der Komponist und das Iris Trio haben sich für ein anderes Konzept entschieden.

Allein bei „The Bird Island Cacophonic Choir“ gibt es die unmittelbare Verknüpfung von Musik und Wort, von Klangwellen und Rezitation. Jedenfalls zu Beginn, ehe dann dem Piano und der Viola der Klangraum gehört. Dabei kaskadiert die Pianistin die Klangfolgen, die sich zu einer Welle ausformen. Irgendwann hört man auch die Klarinette und deren Klappenbewegungen. Derweil setzt die Pianistin Ausrufezeichen und starke Klangakzente. „Schräg“ klingt die Klarinettistin nur stellenweise, ansonsten sonor und im Kanon der beiden anderen Instrumente.

Während des Hörens richtet sich die Frage auch an die Betitelung einzelner Stücke. Warum wird unter „Kinds of Blue“ der Eichelhäher aufgeführt und die Iris rund um die Pupille, die ja keineswegs bei jedem blau ist. Oder verweist der Tracktitel auf die Blume namens Iris, die blau gefäbt ist. Und auch „Berries“, so ein weiterer Titel, sind nicht unbedingt blau, sondern wie bei Stachelbeeren grüngelb, bei Brombeeren dunkelblau und bei Johannisbeeren hellrot. Nun gut, auch das war die Entscheidung von Musikerinnen, Dichter und Komponisten.

Ein wenig an Geräuschmusik lässt „ Song for the Song of the Great Auk“ denken. Da treffen Perkussives und Atemströme aufeinander, ehe die Klarinettistin in einem melodischen Fluss zu hören ist. Die Viola-Spielerin scheint hingegen in den Modus eines Lamento zu verfallen. Wird da etwa das Aussterben des Riesenalks besungen? Und auch die Linien der Klarinette lassen eher an „Quo vadis“ und Memento mori denken. Und wie wird wohl der Wellenläufer eingefangen, der auch in der „Bird Island Suite“ vorkommt, nämlich in „Song for the Song of the Leach’s Storm Petrel“. Dramatisch ist das, was wir vernehmen. Teilweise gibt es Harmonien und Melodiefolgen, die an irische Reels anzuknüpfen scheinen. Die Musik ist sehr dynamisch, so als sollte das Gleiten der Vögel knapp über der Wasserlinie eingefangen werden.

Nachfolgend hören wir den dreiteiligen „Chorus of Wishes“. Dabei erleben wir Piano-Kaskadierungen und lange Klarinetten-Klänge, aber auch Tastensprünge, bildhaft wie das Kindergehopse, und ein wenig wehmütig klingendes Klarinettenspiel. Unter diesem liegt gleichsam ein „rollendes, sich wiederholendes Tastenspiel“ der Pianistin. Das scheint an eine orchestrale Inszenierung angelehnt zu sein, wie man sie auch in Filmmusiken der 50er Jahre erleben konnte. Einige Passagen scheinen auch gut zu Mantel-und Degen-Filmen zu passen. Man höre einmal in „Part of It“ rein. Zugleich muss man auch an Musik bekannter russischer Komponisten denken, oder? Zum Schluss gibt es noch einen „Wort- und Klang-Block“ unter der Überschrift „Kinds of Blue“.

© ferdinand dupuis-panther




Musicians:
Christine Carter clarinet
Zoë Martin-Doike viola
Anna Petrova piano
Florian Hoefner composition

Track Listing
Bird Island Suite
1. Poem - Audience 0:57
2. I. Audience 5:11
3. II. The Bird Island Cacophonic Choir 5:25
4. Poem - Song for the Song of the Great Auk 1:24
5. III. Song for the Song of the Great Auk 5:42
6. Poem - Song for the Song of the Leach’s Storm Petrel 1:34
7. IV. Song for the Song of the Leach’s Storm Petrel 4:08
Chorus of Wishes
8. I. Part of It 9:52
9. Poem - Chorus of Wishes 3:48
10. II. Wider Mind 7:08
Kinds of Blue
11. Poem - A Blue in Every Hue 1:05
12. I. A Blue in Every Hue 3:14
13. Poem - Jay 0:31
14. II. Jay 2:18
15. Poem - Iris 0:34
16. III. Iris 3:43
17. Poem - Berries 0:52
18. IV. Berries 3:27


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