Igor Osypov Quintet feat. L. Richardson: I
I
Unit Records, UTR 4582
Vorhang auf für den in Berlin beheimateten, aus der Ukraine stammenden Gitarristen Igor Osypov. Er hat für das aktuelle Album folgende Musiker um sich geschart: Logan Richardson (alto sax), Elias Stemeseder (piano), Martin Buhl (bass), Jesus Vega (drums) und Kuba Gudz (drums). Seit der Gründung des Quintetts folgten Auftritte auf Festivals in ganz Europa u. a. dem Kopenhagen Jazz Festival, Burghausen Jazz Woche und HFM Jazz Preis in Deutschland, Jazz nad Odra in Polen and Jazz au Montauban in Frankreich. Vorgetragen werden nur eigene Kompositionen, die sowohl vom Jazz-Idiom als auch anderen von Genres wie Klassik und Rock inspiriert wurden. Nun liegt das Debütalbum von Igor Osypov vor, das den Titel „I“ trägt, sodass man Folgeprojekte erwarten darf. Als Gastmusiker war der amerikanische Saxofonisten Logan Richardson, ursprünglich aus Kansas City, Missouri, beteiligt.
Den Beginn des Albums machen „Wahlfreiheiten“, „Options“, wobei das Altsaxofon von Logan Richardson der Wortführer ist, ehe dann Igor Osypov seine Gitarre rocken lässt. Kann man deshalb vom Album als einem Beitrag zu postmodernem Fusion sprechen? Auch der Pianist leistet seinen Beitrag zu den Wahlmöglichkeiten und bringt die Basslagen zum Klingen. „Options“ ist wahrhaftig ein stürmischer Beginn des Debütwerks des ukrainischen Gitarristen. Farblos ist das nachfolgende Werk namens „Colorless“ keineswegs. Irgendwie hat man beim Hören den Eindruck, man bekomme einen Hauch von Bebop und „Swing“ serviert. Altsaxofon und Gitarre sind in einem beinahe rauschhaften Duett miteinander zu hören. Auch ein wenig Latin Groove kommt dabei zum Vorschein. Jenseits des gewählten Titels kann man sich beim Hören des Titels sehr gut eine Flussfahrt auf einem der großen Flüsse der Welt vorstellen. Denn irgendwie klingen Gitarre und Piano nach Wellen, die an die Schiffswand schlagen.
Blumig wie das Cover des Albums, auf dem ein Rotschopf bei der morgendlichen Toilette im Bad steht und sich um ihn herum ein Blumenmeer rankt, ist das Album inhaltlich eher nicht. Blumige Geschichten werden nicht erzählt, sodass die Symbolik des Covers im Dunkel bleibt.
Zu den Stücken des Albums gehört auch „Creator“, der „Schöpfer“. Dabei gibt das Altsaxofon den Ton an. Das überrascht, denn eigentlich erwartet man bei Kompositionen eines Gitarristen, dass dieser sich selbst ins Zentrum des musikalischen Geschehens stellt. Auch im Werk „Ratgeber“, „Advisor“, ändert sich daran nichts. Die Hörfarbe gehört einzig, beinah einzig, dem Altsaxofon. Statt des Gitarristen darf sich der Pianist in Klangwolken auf seinen schwarzen und weißen Tasten ergehen. Hörenswert ist die Einleitung in dem Stück „That will happen“. Diese Einleitung gehört der Gitarre und ihrem Sound. Getragen beginnt die Komposition, die einen Schlüssel für jede Tür versprich: „Key for every door“. Zu hören ist ein sehr schönes Wechselspiel zwischen Piano und Gitarre. Doch halt, da ist ja noch das Altsaxofon, das alle übertönt. Nein einer Street Parade wohnen wir beim Hören des Albums nicht bei, aber einer „Red parade“, ehe sich das Quintett um den ukrainischen Gitarristen mit „Travel of a lonely ghost“ verabschiedet.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Unit Records
www.unitrecords.com
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