Hubert Bründlmayer – Hornhub

Hubert Bründlmayer – Hornhub

H

Jazzwerkstatt Wien Records, JWR 01/13

Es gibt Zufälle, die man nutzen muss. Beim Steyr Jazzfestival 2015 hatte ich Gelegenheit, mit dem Schlagzeuger Hubert Bründlmayer kurz über sein Album zu sprechen. So soll der Bandleader des wilden Haufens der Blech- und Holzbläser auch zu Wort kommen. Doch zuvor noch ein Hinweis auf die Band und deren Mitglieder: „Diese Band wurde von Hubert Bründlmayer 2010 gegründet. Die Besetzung, mit vier Blasinstrumenten (Trompete, Posaune, Alt-, Tenorsaxophon) plus die Rhythmusgruppe mit E-Bass und Schlagzeug, ermöglicht eine große Bandbreite von "Mini-Big-Band-Sound" bis zu fragilen polyphonen Passagen.“ So heißt es auf der Homepage Bründlmayers. Die Band besteht neben Bründlmayer aus: Bastian Stein an der Trompete, Alex Löwenstein am Alt-Saxofon, Seb Zillner am Tenor-Saxofon, Georg Schrattenholzer an der Posaune und Georg Buxhofer am E-Bass. Zu hören sind auf dem aktuellen Album zwölf Kompositionen, beginnend mit „Opener“ und endend mit „Just Closer“, „Bergkarabach“ und „Equipoise“ stammen nicht aus der Feder von Hubert Bründlmayer, der ansonsten für die Stücke verantwortlich zeichnet, ob für „Scope“, „Worldchamp“ oder „Lion“!

 

Nachfolgend das Gespräch mit Hubert Bründlmayer:

Ist „Hornhub“ der Titel deiner Band und gleichzeitig auch der Titel des Albums?
Das ist eine lustige Geschichte. Ich heiße Hubert und wollte eine bläserlastige Band haben. Ich wollte nicht Klavier oder Gitarre, sondern Bläser. Und weil der englische Begriff für Bläser „horns“ ist, haben wir gedacht ok, nehmen wir „Hornhub“. Das Interessante ist, nachdem wir uns entschieden hatten, die Band so zu benennen, haben wir das gegoogelt und sind auf eine wissenschaftliche Arbeit gestoßen, in der definiert wird, das der Hornhub bei den Rehen und Hirschen in der Brunftzeit den Aktivitätsindex bestimmt. Der Hirsch, der den größten Hornhub hat, ist der, der die Weibchen bekommt. Das haben wir lustig gefunden und dann hat das der Georg Feierfeil fürs Cover aufgegriffen. (Anmerkung: Auf dem Cover sieht man diverse sogenannte Kommentkämpfe zwischen Hirschhornkäfern, Hirschen und auch Schneeziegen. Zudem hat Feierfeil auch den „Brunftschrei“ eines Hirschen auf dem Cover verewigt.). Es ging also um die Besetzung und mich, von dem die meisten Kompositionen stammen.

Lass uns doch mal über Kompositionen sprechen, über „Bergkarabach“ zum Beispiel, eine Komposition, die nicht von dir stammt, aber mir gleich aufgefallen ist.
„Bergkarabach“ ist eine Komposition von Christopher Pawluk. Das ist ein ehemaliger Studienkollege von mir. Er ist ein Wiener Gitarrist und Komponist. Ich habe mit ihm Konzerte seines eigenen Projekts gespielt. Da haben wir die Nummer geschrieben und ich habe die in Erinnerung gehabt, dass das eine Superkomposition ist. Als ich die gehört habe, habe ich gleich im Kopf gehabt, wie man die mit vier Bläsern umsetzen kann. Man arbeitet da mit viel Gegenstimmen, und es ist ganz anders als die Stücke von mir. Daher haben wir gedacht, das ist ein guter Kontrast. Was man generell zur Musik sagen kann, ist dies, dass die vier Bläser – normalerweise spielen die Bläser die Melodie und Solo – in der Besetzung immer mehrere Aufgaben erledigen müssen. Wenn es ein Posaunensolo gibt, dann gründet der Tenorsaxofonist mit dem Bass eine Einheit. Dann spielen die einen Riff oder eine Begleitmelodie. So ist relativ Bewegung, weil oft die Aufgaben wechseln. Es ist nicht so, dass der Trompeter die Melodie durchspielt, sondern es wird gewechselt. Ein anderer übernimmt, der nächste geht von der Haupt- in die Nebenstimme. So ist alles relativ flexibel.

Wie kommt es zu dem Titel?
Bergkarabach, das ist ja eine Region im Kaukasus. Wir haben im Konservatorium geprobt und da haben wir in der Pause in der „Heute“, einem Gratisschundblatt aus Wien, geblättert. Da stand ein Bericht über Bergkarabach drin. Da gab es diesen Klang, und wir haben das Stück gerade geprobt. So bekam die Nummer diesen Titel. Es ist halt so passiert.

Wie ist es denn bei deinen Kompositionen? Ist der Titel eher Beiwerk oder hast du beim Komponieren schon den Titel bei der Hand? Ist es so, dass du zur Komposition schon ein Bild im Kopf hast.
Das ist ganz verschieden. Beim „Opener“ habe ich das bewusst konzipiert. Das Stück heißt „Opener“ und ich will, dass wenn wir auf die Bühne kommen, egal bei welchem Konzert, das die erste Nummer ist, dass wir uns da finden können und wir wie auch das Publikum einen Superstart haben. Es beginnt ganz sphärisch, und jeder kann dann erst einmal ankommen. Bei anderen Nummern wurden die Titel nachträglich erdichtet.

Doch nun zum Album: Sphärisches dringt beim „Opener“ an unser Ohr. Es klingt zum Teil auch so, als würden die Sirenen singen und Seeleute auf die Felsenklippen locken. Gibt es da nicht auch ein Donnerwetter – dank sei dem Schlagzeuger. Bisweilen hat man auch den Eindruck, die Bläser stimmen die Ouvertüre einer klassischen Komposition an oder machen sich daran, eine dramatische Filmszene zu vertonen. Irgendwie drängt sich auch die Vorstellung einer Big Band in Miniformat auf. Dabei dürfen dann die jeweiligen Blech- und Holzbläser auch mal kurz zu einem Solo ausholen. Die Posaune und ein nervös gestimmtes Schlagzeug läuten das Stück „Equipoise“ ein, ehe dann die kleine Big Band zur Stelle ist. Nein, nur am Rande klingt es ein wenig wie die Einspielung von Standards. Posaune und die übrigen Bläser liegen zeitweilig im Widerstreit, ehe sich die Trompete daraus löst und ein furioses Solo hinlegt. Abgelöst wird die Trompete durch eines der Saxofone, das sich ganz exaltiert zeigt. Doch stets sind die anderen Bläser zur Stelle um sich im vereinten Spiel mit dem Solisten zu messen. Dabei finden alle stets zum gemeinsamen Thema zurück. Nachfolgend hören wir das eher getragen daherkommende Stück „Scope“ mit einer sehr prägnanten Einleitung durch den E-Bass und einem wimmernden Bläser, der von der tieftönigen Posaune beruhigt wird. „Contrapez“ und „Jias Luce“ stehen ebenso auf dem Programm wie „Contract“ und das bereits im Interview mit Hubert Bründlmayer angesprochene Stück „Bergkarabach“. Gleich zweimal präsentiert die Band ein „Improlude“, eine Art improvisiertes Zwischenspiel. Es gibt zwar kein Stück mit dem Titel „Hirsch“, ein „Löwe“ wurde jedoch musikalisch ins Programm integriert. Die Musik allerdings klingt eher nach dem tanzenden Bären Balu aus dem Dschungelbuch. Sie ist sehr beschwingt und allzu flott für einen Löwen, der in der Steppe auf Jagd geht und ansonsten die Hitze des Tages verschläft. Irgendwie erinnerte mich die Komposition in Melodie und Harmonien an Zirkusmusik, wenn Hochseilartisten ihre Künste unterm Zirkusdach zeigen und das Publikum voller Spannung die Luft anhält. Abschließend noch ein Wort zu „Just Closer“; Kurzes Bläsergetöse, Rufe und Gegenrufe, steter Posaunenklang, aufgeregte Unterhaltung zwischen den Saxofonen. Man denkt an „Ja, ja“ und „nö, nö“, wenn man lauscht. Dann jedoch vereinen sich alle Bläser im gemeinsamen Spiel im „Fanfarensound“.

Die Musiker machen Gegenwartsjazz aus eigener Feder, aber der Hauch von Post-Bop und „Parker-Webster-Gordon-Cannonball Adderley reloaded“ ist für mich an vielen Stellen der Kompositionen nicht zu überhören. Man darf nach diesem Debütalbum auf weitere Projekte des „wilden Hörnerhaufens“ gespannt sein.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen
Label
Jazzwerkstatt Wien
www.jazzwerkstatt-records.com

Musiker

Hubert Brünlmayer
http://www.hornhub-music.com/

http://www.hornhub-music.com/english-section.html

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Bastian Stein
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