Hot Damn Horns & The Soul Machine – Shake Your Leg
H
Chaos
Schon der Name dieser siebenköpfigen Formation aus Stuttgart ist ein Fingerzeig, geht es dem Ensemble doch um instrumentalen Funk und Soul mit vollmundigem Bläsersatz. Das gilt vom ersten bis zum letzten Takt, vom ersten bis zum letzten und elften Tracks des Albums. Die „Denker und Lenker“ des Ensembles sind der Posaunist Florian Seeger und der Saxofonist Christoph Beck, die auch mal mit einem Auge auf die Sounds der Bay Area der Siebziger Jahre schauen, jedoch auch hier und da mit Sinn für den klassischen Klang einer Big-Band aufspielen. Zur Band gehören obendrein der Trompeter Christian Mück und die Rhythmusgruppe namens The Soul Machine mit Christoph Neuhaus (Gitarre), Lukas Großmann (Hammond), Alex Uhl (Bass) und Eckhard Stromer und Andy Schoy (Schlagzeug). Ohne Frage ist der Albumtitel die Aufforderung dazu, die Tanzschuhe anzuziehen und nicht nur die Beine in Bewegung zu bringen, sondern den ganzen Körper.
Aufgepasst: Wer Blood, Sweat & Tears, die Brecker Brothers, Chicago oder Earth, Wind & Fire vermissen sollte, kein Problem, denn es gibt ja die verdammt heißen Hörner und ihre Seelenmaschine. Sie bringen auch vermeintliche Tanzmuffel dazu mehr als nur mit den Fußspitzen zu wippen, und das bereits, wenn es zu Beginn des Vinyl-Albums „At the Laundromat“ heißt und das Wahwah der Gitarre ans Ohr der Zuhörer dringt und sich die Bläser zum Tutti aufschwingen. Da wird der eine oder andere auch an die Filmmusik von „Shaft“ erinnert. Starke Basslinien und treibende Beats durchziehen das Stück. In diesem lauschen wir auch einem tiefgründigen Solo des Posaunisten, der seine Stimme über den dunkel-erdigen Bass und aufflammenden Orgelklang legt. Dabei versteht es Florian Seeger, dem Sonoren Raum zu verschaffen, ehe dann alle Bläser wieder vereint für einen dicht gewebten Funkteppich sorgen. Mit „Yalla Banana“ geht es weiter. Dabei vereinen sich Gitarrist, Organist und Bassist zu einem Dreiklang, der auf die vereinten Bläser trifft. Sie tragen ausschweifende Linien vor, ehe dann der Gitarrist sein Saiteninstrument wimmern, heulen und jaulen lässt. Und dann ist auch Rhythm & Blues gleich ganz lebendig. Nachhaltig zeigt sich der Bass zu all dem aufschäumenden Gebläse, das sich zu einem wahren Feuerwerk entwickelt.
Mit einer gewissen epischen Gelassenheit kommt „Catch the Drift“ daher. Nach wie vor sind die vereinten Bläser die treibende Kraft, soweit es den Duktus und die Melodielinie anbelangt. Allerdings in diesem Stück können wir auch den Organisten Lukas Großmann bei einem ausgereiften Solo an der Hammondorgel erleben. Doch dann sind es erneut die Bläser, die ins melodische Thema zurückführen.
Temporeich und mit Wahwah geht es bei „Shake Your Leg“ zur Sache. Da setzten die Bläser kurze Akzente, ehe sie sich in Klangschlieren ergehen. Die Melodie scheint sich dann einem „Tüddelband“ gleich zu entwickeln. Und nach wie vor ist das Wahwah des Gitarristen präsent. Rotzig-frech und aufmüpfig vernimmt man den Saxofonisten Christoph Beck bei seinem Solo. Und neben den dumpfen Klänge der Posaune schwebt ein feiner Gitarrenklang dahin, der eine gewisse Nähe zu dem von Mark Knopfler verrät. Auch ein wenig Peter Green scheint bei diesem Solo mit im Spiel zu sein. Rasant sind am Ende die Bläserpassagen, die so erscheinen, als wäre man auf einem musikalischen Parforceritt unterwegs. Und nach wie vor geht es vorrangig darum, in Schwingungen zu bleiben und die Beine in Bewegung zu halten.
Rhythmische Linien, getragen durch den Bassisten und Organisten sowie dem Schlagzeuger, bestimmen anfänglich „Do the Didi Dance“. Nachfolgend wird das Stück dann von Intermezzos der Bläser ebenso getragen wie von den weichen Klangteppichen, die der Organist ausrollt. Sehr lyrisch ausgeformt und mit einem sehr hörenswerten Solo des Posaunisten versehen ist „Peaceful Love“. Dabei dringt dann auch nach dem Solo der satte Big-Band- sowie Broadway-Klang ans Ohr des Zuhörers, wenn die Bläser im Tutti zu hören sind. Weichgezeichnet ist im Übrigen das Solo des Saxofonisten, der in seinem Solo aber rasch im Bläsersatz aufgeht. Obendrein wurde in das Arrangement des Stücks auch ein Solo des Organisten eingeflochten. Der dahin rinnende Klang ist ein wahrer Ohrenschmaus. Schließlich fangen die Musiker von Hot Damn Horns & The Soul Machine mit „Trapping“ die letzten Tanzunwilligen ein, die nicht so recht ihre Körper in Schwingungen bringen wollen. Let’s dance – das ist angesagt. Bei der abwechslungsreichen, groovenden Musik ist das auch kein Wunder, oder?
© ferdinand dupuis-panther
Infos:
Tracks
1 At the Laundromat
2 Yalla Banana
3 Sleepy Punch
4 Catch the Drift
5 Shake Your Leg
6 Help
7 Do the Didi Dance
8 Peaceful Love
9 Do It
10 Trapping
www.hot-damn-horns.com