Henrik Meurkens - The Jazz Meurkengers

Henrik Meurkens - The Jazz Meurkengers

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Cellar Music

Die Mundharmonika ist eher im Blues oder Country zu verorten, selten im Jazz. Doch es gibt Ausnahmen, so Toots Thielemans, der einst als Gitarrist unterwegs war und dann krankheitsbedingt die Mundharmonika in die Hand nahm, sowie Hendrik Meurkens, dessen jüngstes Projekt nun vorliegt.

Neben Meurkens, der sich mit zwei Kompositionen vor dem belgischen Harmonikaspieler Thielemans verneigt – mit „A Tears for Toots“ und „Belgian Beer At Dawn“ -, suchte sich für das aktuelle Album den Pianisten Steve Ash, den Bassisten Chris Berger und den Drummer Andy Watson, um vier Standards und fünf eigene Kompositionen einzuspielen. Als Gäste kamen zu dem Quartett der Gitarrist Ed Cherry und der Saxofonist Nick Hampton hinzu.

Wie Meurkens, aufgewachsen in Deutschland und eigentlich Vibrafonist, zur Mundharmonika kam, beschreibt er folgendermaßen: „I was 100% self-taught on the harmonica. I went to record stores, found Toots’ albums, looked at the cover to see how he was holding the instrument, found a book that showed me where the notes are, and I taught myself.”

Gewidmet hat Meurkens das Album nicht etwa Toots, wie man vermutet hätte, sondern Jimmy Cobb: „The album is dedicated to the great drummer Jimmy Cobb and his hard bop late 1950s/early ‘60s type of swing. I played a lot with him and we recorded three albums together. I learned so much from being with Jimmy Cobb. His spirit is always with me.” Also spitzen wir die Ohren und hören ins Album mal rein.

Aufgemacht wird das Album mit „A Slow One“, einer Melodie, die zu den letzten Aufnahmen Meurkens mit Cobb gehört. Die swingende Note, dank an den Pianisten und die anderen Musiker der Rhythmusgruppe, ist nicht zu überhören. Gleichsam wie ein lauer Wind, der musikalisch umgesetzt wird, mutet Meurkens Harmonikaspiel an. Das dabei auch ein wenig Blues mitspielt, mag man so sehen. Vor allem beeindruckt jedoch die stringente Melodiosität des Tracks. Ab und an meint man, dass Meurkens ein Zuginstrument spielt. Weicher Klang des Gitarristen ist ein essentielles Beiwerk für das Stücks, auch wohl im Nachgang von Wes Montgomery. In Bezug der Phrasierungen von Ed Cherry nimmt uns dann der Pianist Steve Ash auf die musikalische Reise mit. Und dann erleben wir erneut Meurkens mit dem thematischen Motiv des Stücks.

Nicht nur das Eröffnungsstück ist aus der Feder des Harmonikaspielers, sondern auch das folgende Stück zum Thema belgisches Bier: „Belgian Beer at Dawn“. Temporeich ist das Stück gestaltet. Dabei fällt auch das Zusammenspiel von Saxofonisten und Mundharmonikaspieler auf. Nick Hampton lässt nachfolgend seinem Holzbläser freien Lauf, schnurrend und hier und da auch röchelnd. Dabei hat man den Eindruck, dass auch die Baritonlage bedient wird, selten, aber. Würde man zu Meurkens Spiel ein Bild zeichnen, so müsste man vielleicht angelehnt an Lionel Feininger im Wind liegende Segler malen. Das würde auch zu dem Tempospiel passen, das wir erleben. Kaskadierend ist das Tastenspiel von Ash. Da gibt es nur ein Vorwärts. Doch wie steht es um Duvel, Liefmans oder Orval? Diese belgischen Süffigkeiten muss man sich denken. Schwer ist das angesichts des Gehörten: Entspannt erscheint nicht, was wir hören. Eher meint man, dass nicht etwa der hektische Tag zur Neige geht, sondern sich die Unrast fortsetzt.

Für seinen Enkel hat Meurkens ein Kinder- bzw. Schlaflied geschrieben, das wir gleichfalls auf dem Album verewigt finden: „A Lullaby for Benny“. Dieses Stück lebt nicht allein von der Stimme der Mundharmonika, sondern auch den eher bedächtigen Pianopassagen und dem Besengewische des Drummers. Ja, man möchte meinen, Meurkens erzählt hier eine musikalische Gute-Nacht-Geschichte mit und jenseits von „Der Mond ist aufgegangen“!

Mit der Musik der Hard Bop-Periode konfrontiert uns Meukerns mittels der Komposition von Horace Silver namens „Silver's Serenade“. Dabei steht dann zunächst der Mundharmonikaspieler im Fokus, ehe uns Ed Cherry mit seinem weich gezeichneten Saitenspiel für sich gewinnt und sich klanglich als Antipode von Meurkens erweist. Eine gewisse Swingnote ist auszumachen, wenn Ash sein Tastenspiel beginnt. Dezent und umsichtig agiert derweil Andy Watson an den Drums.

Aus der Feder von Meurkens stammt „Meurks Mood“, ein Stück, das sich aufgrund seiner Melodie und des Arrangements in die Reihe von Standards des Albums einordnen lässt. Neben dem Klang der Mundharmonika mit den thematischen Motiven ist es der Saxofonist, der „Meurks Mood“ einen unverwechselbaren Charakter einhaucht. Bewegt und aufgeweckt sind die sonoren Passagen, die Nick Hampton uns zu Gehör bringt. Wie in anderen Stücken liegt der Fokus nicht auf Meurkens, sondern das um zwei Gäste erweiterte Quartett wird stets in einzelne Elemente heruntergebrochen. So entsteht der Raum, den Meurkens Mitmusiker mit eigenen Noten füllen können.

Mit „Dreamsville“ (comp. Mancini/Livingston/Evans) und „If I Were A Bell“ (comp. Frank Loesser) hören wir weitere Standards, die Meurkens ausgewählt hat. Und auch der Schlussakkord ist ein Standard: „Smeda“. Jenseits davon erinnert Meurkens mit „A Tear for Toots“ - im Charakter einem Lamento vergleichbar - an den in den Adelsstand erhobenen belgischen Harmonikaspieler, der in New York ebenso Zuhause war wie in Brüssel und am Ende seines Lebens in La Hulpe bei Brüssel lebte, wo Tausende dem 2016 verstorbenen belgischen Jazzbotschafter bei der Trauerfeier die letzte Ehre erwiesen. O-Ton Henrik Meurkens: “Toots is the man. He is unsurpassed, and I don’t think anyone will ever challenge him in the jazz harmonica world. He founded the language.”

© ferdinand dupuis-panther


Info

www.cellarlive.com
Musicians
Henrik Meurkens harmonica
Ed Cherry guitar, tracks 1,4,6,8
Nick Hampton tenor sax, tracks 2,5,7,9
Steve Ash piano
Chris Berger bass
Andy Watson drums

Tracklisting
A SLOW ONE
BELGIAN BEER AT DAWN
A LULLABY FOR BENNY
SILVER’S SERENADE (comp. H. Silver)
MEURKS’ MOOD
DREAMSVILLE(comp Mancini/Livingston/Evans)
IF I WERE A BELL (Frank Loesser)
A TEAR FOR TOOTS
SMADA (Ellington/Strayhorn)


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