Hendrik Meurkens – Manhattan Samba

Hendrik Meurkens – Manhattan Samba

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Die nachstehenden Liner Notes stammen vom Mundharmonika-Virtuosen Hendrik Meurkens selbst: „Manhattan Samba is a samba jazz journey that introduces some new compositions of mine, revisits a few trusted older ones and features songs by the Brazilian masters Ivan Lins, Toninho Horta and of course Mestre Tom Jobim. The band consists of the fantastic Helio Alves on piano; two great bass players, Gustavo Amarante and Fernando Huergo; and on drums the legendary Portinho, who is one of the founding fathers of samba jazz drumming in the US.“

Der heutige  Samba mit seinen Hüft- und Beckenbewegung hat nur noch wenig mit dem Gesellschaftstanz aus Brasilien gemein, der im 19. Jahrhundert entstanden ist. Getanzt wird auf 2/4 und man unterscheidet Fuß- und Körperrhythmus. Bei dem Samba-Paartanz gibt es gegenläufige Grundschritte des Tanzpaars ebenso wie Promenaden Walks, Drehungen der Dame, Samba-Wischer und Botafogos, ausgeprägte Seitschritte des Paars. Man muss allerdings schon ein Samba-Kenner sein, um all dies aus der Musik von Hendrik Meurkens herauszuhören, zumal es sich ja um Manhattan und nicht um Rio Samba handelt.

Rinnend in den Klangfolgen kommt der Pianist in „Clear Of Clouds“ daher und dazu führt uns der Drummer in den Rhythmus ein. Hendrik Meurkens scheint mit seiner Harmonika eher die großen Gesten, die Schwünge und Eindreher zu erfassen. Derweil sind seine Mitspieler dabei uns für die Schrittfolgen zu begeistern. Dass der Klang der Harmonika gelegentlich an den eines Zuginstruments erinnert sei nur angemerkt. Zugleich weckt das Spiel Meurkens auch Erinnerungen an Toots Thielemans, der aufgrund eines Schlaganfalls von der Gitarre zur Harmonika wechseln musste, der mit Astrud Gilberto gemeinsam aufgetreten ist und dem wir feuriges Latin Fever verdanken. Auch die Band von Meurkens bringt uns richtig in Schwung, vor allem wenn Helio Alves mit Leidenschaft in die Tasten greift. „Manhattan Samba“ heißt es nachfolgend. Und von Anfang an erleben wir einen feurigen Rhythmus, sehen vor unserem geistigen Auge den distinkten Hüftschwung, der zum Samba dazu gehört. Ohne Frage gehört bei diesem Stück Hendrik Meurkens die volle Aufmerksamkeit. Seine Mitspieler scheinen eher Beiwerk zu sein, derweil sich Meurkens in aufgepeitschtem Wellenklang bewegt. In seinem Solo zeigt sich Helio Alves in einem wilden Tastenstrudel. Man meint klanglich würden hier Stromschnellen überwunden, elegant und leichthändig. Nach und nach gewinnt man den Eindruck, dass Samba auch Ekstase beinhaltet, besonders beim „Wechselgesang“ von Pianist und Mundharmonikaspieler.

Weiter geht es beschwingt mit „One For Manfredo“. Das Stück weist ein wenig karibisches Flair auf, muss man doch beim Hören an azurblaues Wasser, himmelblauen, wolkenlosen Himmel und feinen Sandstrand denken. Dem einen oder anderem kommt beim Zuhören vielleicht auch die Werbung von Bacardi Rum in den Sinn. Nachhaltig beeindruckt in diesem Stück erneut der Pianist, der ein sehr flinkes Fingerspiel zutage fördert und das Bild von eng tanzenden Paaren evoziert, zwischen denen es knistert.

Während die bisherigen Stücke aus der Feder von Meurkens stammen, ist das beim Stück „Bonita“ nicht der Fall. Antonio Carlos Jobim zeichnet dafür verantwortlich. Übrigens, auch Frank Sinatra hat sich des Stückes einst angenommen. Bei der vorliegenden Version ist allerdings kein Gesang zu hören und somit auch nicht „What can I say to you, Bonita, what magic word would capture you
Like a soft salacious mist you are, Bonita, you fly away when love is new …“. Im Original von Jobim ist das Stück übrigens ein eher langsamer Bossa, oder? Aufgemacht wird das Stück auf dem vorliegenden Album mit zarten Klavierpassagen, über die sich Meurkens mit seiner „gebrochenen“ Stimme legt, die zwischen dem Klang eines Akkordeons und einer Melodica einzuordnen ist. Folgt man Meurkens Sequenzen so meint man, dass Wehmut und Melancholie musikalisch zum Ausdruck gebracht werden. Von heißem Latin Fever und beinahe zügelloser Losgelöstheit ist nichts zu spüren.  Lauscht man dem Piano-Solo so scheinen auch die „Nocturnes“ von Chopin sehr gegenwärtig, oder?  Doch das Melancholische verschwindet gänzlich bei Meurkens „Frenzelosa (Choro No. 2)“ mit einer starken rhythmischen Ausformung, die eher zu einem schnellen Jive als zu Samba anregen mag. Mit „Aquelas Coisas Todas“ (Toninho Horta) wird das Album schließlich abgeschlossen.

© ferdinand dupuis-panther


Infos

http://www.hendrikmeurkens.com/

Line-up

Hendrik Meurkens – harmonica
Helio Alves - piano
Gustavo Amarante – bass on tracks 1, 2 3, 5, 7
Fernando Huergo – bass on tracks 4, 6, 8
Portinho – drums


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