Hanreti: ALT F

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Little Jig Records

Schillernd und progressiv sollte die Musik der Gegenwart sein, so Timo Keller, der Spiritus Rector von Hanreti. Das hieß für Timo Keller zunächst einmal das Produzieren für eine Vielzahl von Hip-Hop-Acts wie Japrazz und Akil the MC aufzugeben und auch vom Drumcomputer (MPC) Abschied zu nehmen. Seine neue Leidenschaft heißt seither: Höfner-Gitarre. Eine Handvoll an Songskizzen ist nun auf dem aktuellen Album verewigt worden. Zur Kollektion des Albums gehören neben den Songskizzen auch sehr eigenwillige Interpretationen von „Jazz-Standards“ und Rap-Klassikern. Mit dem aktuellen Album liefern Timo Keller, Mario Hänni (Drums) und Rees Coray (Bass) übrigens ihr Debütwerk ab.

Eingespielt wurden Titel wie „Blackbird“ und „Nature Boy“ sowie „Get Baptized“ und zum Schluss dann „Lost“. Von Hip-Hop ist zunächst beim ersten Stück „Blackbird“ nichts zu vernehmen. Nein, eine Adaption der Beatles-Komposition „Blackbird“ ist nicht zu hören, auch wenn der Titel und auch die Harmonien des Stücks es beinahe vermuten lassen. Eher ist der Song von Timo Keller als ein Kapitel aktueller Popmusik zu begreifen. Vielleicht ist auch die Charakterisierung als Post-Fusion zulässig, wenn ein satter Bass den Raum erfüllt und mittels E-Piano und Effekten ein unüberhörbarer Klangteppich ausgebreitet wird: „Blackbird sings ...“ heißt es, wenn die drei Herren von Hanreti aus vollen Kehlen singen. Gitarrensaiten schwingen mit Hall, das Schlagzeug behält den Takt und der E-Bass wird tieftönig im Hintergrund aktiviert, ehe der Song beinahe abrupt sein Ende findet. Verzerrungen eines E-Pianos treffen in „Nature Boy“ auf schrille Gitarrenriffs. Ohne Lyrik kommt auch dieses Stück nicht aus. Nur kurz sind die Passagen, die ausschließlich den Instrumenten überlassen bleiben.

„Once upon a time not long ago“ - so beginnt die erste Verszeile von „Music Revolution“. Brandford Marsalis und Ricky Dacosta haben diesen Song 1997 veröffentlicht, als es die Formation Buckshot LeFonque noch gab. Diese verstand es ähnlich kreativ wie auch Hanreti Jazz, Rap, Hip-Hop und R&B zu mischen. Bei Hanreti entwickelt sich die „musikalische Revolution“ vor allem in eine Melange von Cream, Jimmy Hendrix, Iggy Pop und wird mit einer starken Prise Brit Pop gewürzt und abgeschmeckt. In der Tendenz dem Chill-out verbunden ist das Stück „Suffer More“, auch und gerade wegen der sphärischen Klänge, die das gesamte Stück durchziehen.

Kommen wir nun zu „The Thrill Is Gone“, einem Song, der Rick Ravon Darnell und Roy Hawkins zu verdanken ist, im Kern ein Kind der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, folgt man den überaus fetzigen Gitarrenriffs zu Beginn des Stücks. Wem der Titel bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass ihn der jüngst verstorbene B. B. King einst zu einem d e r Blues-Klassiker gemacht hat. Hört man jedoch Hanretis Interpretation des Stücks, dann muss man eher an die Bands Lovin' Spoonful und Spencer Davis Group denken – heute beinahe nur noch Fußnoten der Geschichte der Rock-Musik. Doch unvergessen bleibt B. B. King mit seinem einmaligen Stil, den Blues zu spielen: „The thrill is gone /The thrill is gone away / The thrill is gone, baby / The thrill is gone away / You know you done me wrong, baby /And you'll be sorry someday“.

Zum Schluss des Albums sind dann mit „Get Baptized“ und „Lost“ wieder zwei Kompositionen von Timo Keller zu hören. Fazit: Für Jazzpuristen ist das Album gewiss nichts, aber für die, die auf Fusion stehen, auch und gerade auf einen Mix, wie ihn einst auch Brandford Marsalis mit Buckshot LeFonque zu Gehör brachte, der greife getrost auf dieses Debütalbum zu.

Text: © ferdinand dupuis-panther

Informationen
Label
Little Jig Records
http://www.littlejig.com/about
www.littlejig.com

Musiker

Hanreti
https://soundcloud.com/radio3fach/gaffa-hanreti-im-interview
(In Schweizer-Deutsch!!)
https://www.youtube.com/watch?v=pj1ob7XMASE
https://www.facebook.com/hanreti


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