Håkon Skogstad - 8 Concepts of Tango

Håkon Skogstad - 8 Concepts of Tango

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Øra Fonogram

Ein norwegischer Pianist und die Musik von Piazzolla – das lässt aufhorchen. Doch das vorliegende Album ist schon das dritte Album von Håkon Skogstad, das sich mit dem Tango befasst. Sieben handverlesene Musiker begleiten den Pianisten, der in Oslo und New York studiert hat und zudem ein PhD der NTNU Trondheim besitzt. Bei der Auswahl der Musiker fällt ins Auge, dass neben dem Bandoneonisten – ein Muss für argentinischen Tango – ein Streichquartett zu hören ist, das,  so der Höreindruck, stark im Fokus des musikalischen Geschehens steht und nicht etwa das Bandoneon. Zumindest aber ist das Bandoneon nicht der „Alleinunterhalter“ und musikalische Gestalter per se. Teilweise fällt dem Pianisten und dem Bandoneonisten jedoch durchaus die Rhythmisierung der Stücke zu.

Die Eröffnung des Albums trägt den Titel „Caserón Porteño“, benannt nach einem Hotel in Buenos Aires und ein Treffpunkt, um den Tango zu erfahren, auch tanzend. Rollende Klangbewegungen sind auszumachen, auch eine starke Basshand und ein Zuginstrument, das aber nicht durchgehend führt. Starke Durchsetzungen mit Streichern machen das Stück aus, das sich anhört, als würden Ketten gesprengt, als gäbe es Dynamik im Übermaß. Momente des Innehaltens sind kurz.

Die Streicherpassagen haben schon etwas Melancholisches und Trauriges, dabei auch an die Gestaltung eines Fados erinnernd. Doch darüber hinaus erleben wir ungestüme Klangwelten. Wir sehen vor unseren Augen Tangotänzer, dabei vor allem männlicheDominanz. Selten genug ist das Bandoneon solistisch zu erleben. Der Pianist sorgt für starke Basslinien. Das Diskante überlässt er den Streichern und dem Bandoneon. Weiter geht es mit „Retroreflections“.

Und was bedeutet das? Rückbesinnung? Musikalisch werden die Hörer durch feinen Streicherklang und stufige Klavierklänge empfangen, ehe dann der Sturm des Tangos mit seinem distinkten rhythmischen Schritten und Klangformen Raum gewinnt. Doch immer wieder tauchen Streicher in einem Intermezzo auf, gleichsam das losgelöste Dahingleiten der Tänzer einfangend. Traditionelles verschmilzt nach und nach mit dem Tango nuevo. Da erlebt man in den Klangsträngen auch Wehmut und Schwermut neben Aufbruch und feuriger Leidenschaft, vor allem gegen Ende des Stücks.

Verhalten und getragen kommt „A Contemplative Rhapsody“ daher. Dabei lebt das Stück von den sich wiederholenden „Klangsprüngen des Klaviers“ und der Streicherfülle, mal abgesehen vom Geigensolo bis hin zu tropfigen Bassklängen. Und dann, ja dann meldet sich das Bandoneon auch zu Wort und stellt den Tangorhythmus zentral.

Bei „Tango contra Tango“ hat auch der klassische Kontrapunkt seinen Platz, ganz zu schweigen von einer Improvisation der Viola. Hören wir diese gleich zu Beginn oder ist es doch der Geiger, der uns die Tangoschritte lehrt? Stark und nachhaltig ist das Zusammengehen zwischen dem Pianisten und den Streichern. Und erneut erlebt man eine solistische Darbietung eines Streichers sowie ein gekonntes Basssolo. Alle eint der Tango. Weitere Facetten des Tangos, die uns Skogstad auf seinem dritten Tangoalbum vorstellt, sind „The Anvil“ und „Romance para Ocho“. Musik aus der Renaissance und dem Barock inspirierte den norwegischen Pianisten Skogstad zu „Battaglia“. Dramatisch ist die Eröffnung, die vom Pianisten gestaltet wird. Den Streichern fällt es zu, die Rhythmen der Trommler zu imitieren, die mit dem gemeinen Fußvolk in die Schlacht ziehen. Und am Ende steht dann ein „Lamento“, Ausdruck von Trauer und in gewisserweise auch Konsequenz jeder kriegerischen Auseinandersetzung, wie sie in „Battaglia“ musikalisch eingefangen wird. Solistisch eröffnet das finale Stück des Albums der norwegische Pianist Skogstad, wenn auch nicht in dunklen Farben, sondern eher mit Farben der Hoffnung, weitgehend im Diskant angesiedelt. Bedächtig ist der Duktus. Klagend sind die Streicher zu vernehmen. Wenn man beim Hören nicht einen Totentanz vor Augen hat, wann dann? Doch im Verlauf wandeln sich Charakter und Duktus: Der Tango gewinnt die Oberhand, zumindest für den Moment. Nun denn ...

© ferdinand dupuis-panther




orafonogram.no

Musicians
Håkon Skogstad – pianist and compositions
Andreas Rokseth – bandoneón
Åsbjørg Ryeng - bandoneón
Sveinung Lillebjerka - violin
Anders Larsen - violin
Bergmund Waal Skaslien - viola
Marit Aspaas - cello
Ole Schøyen Sjölin - double bass

Tracklisting
1. Caserón Porteño
2. Retroreflections
3. A Contemplative Rhapsody
4. Tango contra Tango
5. The Anvil
6. Romance para Ocho
7. Battaglia
8. Lamento



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