Greg Chako feat Mason Daugherty - A Place for Bass, Chamber Jazz Duets
G
Mint 400 Records
Scott Yanow schreibt in den Erläuterungen auf der entsprechenden Seite von Bandcamp Folgendes: „Greg Chako is a very skilled jazz guitarist and composer who performs music in his own individual voice with consistent creativity. But because he has spent long periods living overseas, he is not as well-known as his talents deserve. The release of his latest album, A Place For Bass – Chamber Jazz Duets should help improve the situation. The collaborations with bassist Mason Daugherty, which feature the duo operating as equals, is the latest accomplishment in his very productive career.“
Duos zwischen Gitarristen und Bassisten kennen wir aus der Geschichte des Jazz. Dabei sei an Jim Hall & Ron Carter und Joe Pass & Niels-Henning Orsted Pederson erinnert. Jenseits dessen wollte Chako schon immer mal Stücke für Bass und Gitarre schreiben, dabei stets darauf bedacht, dass beide Instrumentalisten sich auf Augenhöhe begegnen. Im vorliegenden Fall fiel die Wahl auf den Professor für Bass an der University of Cincinnati Mason Daugherty. Hören wir mal einen O-Ton von Chako bezogen auf dieses Duo: „I’ve recorded duos with piano and voice but I’ve never written anything specifically for the bass. That was ironic because bass-guitar duos are the most common format for gigs. Because I’m less interested in virtuous guitar playing than in composing songs that are close to my heart, for this album I put the bass on top.”
Hoch dürften die Erwartungen an das aktuelle Album sein, vergegenwärtigt man sich nachstehendes Urteil: “Beautiful CD!! Phenomenal interplay, great compositions, and a vibe that is all it's own due the players' singular voices and mutual respect. Played with courage and great artistry”. ( Pete Bernstein, Jazz Guitarist) Also dann, Ohren auf für einen „Platz für den Bass“ – und natürlich für die Gitarre, mit Bach, Blues und Bossa.
Durchaus in der Tradition der bekannten Altmeister der Jazzgitarre von Jim Hall bis Philip Catherine gestaltet Chako das Eröffnungsstück „As A Button“. Was der Gitarrist zu Gehör bringt, gleicht einem feinen Klanggestöber. Und dazu vernehmen wir die dunklen Klangschritte des Bassisten, der dem Stück auch so etwas wie ein Fundament gibt. Derweil gestaltet der Gitarrist den teilweise fragil erscheinenden Überbau. Wahrlich schon beim ersten Stück realisieren beide Musiker ein gleichberechtigtes Duett, bei dem der Bassist in seinem Solo paraphrasierend unterwegs ist. Wie in einer Doppelhelix werden Bass- und Gitarrenstimme miteinander verbunden. Nachfolgend hören wir „Bass-ic Instinct“ und nicht etwa „Basic Instinct“, so wie der gleichnamige, 1992 entstandene Film mit Sharon Stone. Also vergessen wir mal schnell beim Hören den filmischen Inhalt und widmen uns dem sehr lyrisch ausgestalteten Stück, in dem die Zwiesprache zwischen Bass und Gitarre gepflegt wird. Dabei erweist sich der Bassist durchaus als ein Meister in den höheren Lagen des Tieftöners. Klangtropfen an Klangtropfen fügt Daugherty zusammen, derweil Chako mit seinem Saiteninstrument zeitweilig in den Hintergrund tritt. Beim Hören der folgenden melodischen Gitarrensequenzen hat man das Bild eines lauen Tages vor Augen und von südlicher Sonne sowie azurblauem Meer nebst flachem Wellengang.
„Bass Up Front“ rückt schon im Titel den Bass in den Fokus. Das gilt im übrigen auch für „Three Quarter Bass“. Im zuerst genannten Stück zeigt sich der Bass in Erdfarben und durchaus nicht so phlegmatisch wie häufig. Glockenhell und in Sommerfarben getaucht ist das Gitarrenspiel. Losgelöst und ohne Bodenhaftung agiert der Gitarrist. Für die Erdung ist hingegen der Bassist zuständig. Beim Hören hat man den Eindruck, dass beide Musiker in ihren Ausdrucksformen zwei Parallelen gleichen. Sehr getragen dringt „Three Quarter Bass“ ans Ohr der Hörer. Zu Beginn liegt der Fokus ganz auf dem ausgefeilten Bass-Spiel. Der Gitarrist scheint dabei eher ein Begleiter im Hintergrund, der dem Tieftöner die musikalischen Flächen überlässt. Hier und da lauscht man auch feinen hohen Saitentönen, die ineinander übergehen. Tonstufe um Tonstufe wird erklommen, ehe dann der Gitarrist seinen Saitenfluss präsentiert.
Ist „Bass-in' Street Blues“ als Anspielung auf „Basin Street Blues“ zu verstehen, eine Ballade, die von Spencer Williams geschrieben und 1928 veröffentlicht wurde? Übrigens hatten Dixiland-Bands diesen Track häufig im Programm. Bezug nimmt der durch Louis Armstrong und Glenn Miller bekannt gemachte Blues im Original auf die Bordelle des New Orleanser Rotlicht-Bezirkes Basin Street. Dort wuchs der Komponist des Stücks auf. Ein „tanzender“ Bass trifft bei dem von Chako komponierten Stück auf einen Gitarristen, der dahin schwebende Klangwolken initiiert. Allerdings, das Stück wird schon über weite Strecken von der „Bassgewalt“ geprägt.
Nach „Base Mode“ – dabei muss man hier und da aufgrund der Harmonien an „So What“ denken - und „Bass Time“ folgt dann „Bassa-Nova“. Sollen wir bei diesem Titel an Bossa Nova denken? Und dabei fielen dann Namen wie Antônio Carlos Jobim und João Gilberto, oder? Bei Zuhören können wir nicht umhin wie im Bossa an Seitwärtsbewegungen und Hüftschwünge zu denken, auch wenn uns hier kein feuriger Latino-Rhythmus zum Tanzen auffordert. Eher sehr langsam angelegt ist das Stück des kongenialen Musiker-Duos Chako-Daugherty. Zudem haben sich die beiden Musiker auch an den Herrn Sebastian Bach erinnert und so entstand „Bach to Bass“, jenseits von der „Kunst der Fuge“ und des „Wohltemperierten Klaviers“. Zuletzt erklingt dann „First Bass“, ein gelungener Schlusspunkt für eine Hommage an den Bass, oder?
© ferdinand dupuis-panther
Info
https://gregchako.com
https://www.facebook.com/greg.chako
https://www.facebook.com/gregchakomusic
Tracklisting
1. As A Button
2. Bass-ic Instinct
3. Bass Up Front
4. Three Quarter Bass
5. Bass-in' Street Blues
6. Base Mode
7. Base Time
8. Bassa-Nova
9. Bach to Bass
10. Bass for Brownie
11. First Bass