Grégory Privat - Soley
G
Buddham Jazz
Der aus Martinique stammende und in Paris lebende Pianist Grégory Privat äußert sich zu seinem neuen Album „Soley“ mit folgenden Worten: „Ich wollte mich nicht nur auf Jazz fokussieren, sondern versuchte, mich selbst an der ganzen Bandbreite der Musik zu erfreuen. Ich beziehe mich genauso auf den Pop wie auf die Klassik, und Jazz ist natürlich nach wie vor ein wichtiger Bestandteil. Ich habe angefangen zu singen und kann meine Musikalität damit auf andere Weise nutzen. All das war genauso aufregend wie Angst einflößend.“
Privat ist auf dem aktuellen Album am Klavier und an elektronischen Keyboards zu hören. Zudem lässt er seine Stimme in den musikalischen Vortrag einfließen. Dabei wird er von seinen beiden Kompagnons begleitet, vom, Bassist Chris Jennings und vom Drummer Tilo Bertholo. Zum Charakter und zum Duktus der aktuellen Musik führt der Pianist Grégory Private aus: „Nicht nur ich, sondern wir alle wollen unsere gewohnten Kontexte aufbrechen. Chris benutzt viele unterschiedliche Pedale, um den Sound zu modifizieren. Er kann die Tonhöhe verändern und klingt zuweilen wie ein Gitarrist oder Keyboarder. Ich selbst spiele Keyboards und singe. Auch Tilo arbeitet mit vielen Effekten. So konnten wir uns gegenseitig fortwährend überraschen.“
„Soley“, der kreolische Begriff für Sonne, umfasst Kompositionen wie „LAS“, „D.N.A.“, „Le Pardon“, „Seducing the Rain“, „Exode“, „Transfiguration“ und „Waltz for M-P.“. Eingebunden sind aber auch ein „Prelude“ und ein „Interlude“ sowie „Outro“, also Elemente einer klassischen Suite, oder? Mit einem „Intro“ - das ist weniger eine Überraschung – macht das Album auf.
Bereits in der Einleitung werden wir mit dem Klangspektrum konfrontiert, das auch Privats Stimme umfasst, die eher als Klangfarbe zu begreifen ist und fern von lyrischen Versen agiert. Zugleich aber weist die Einleitung auch durchaus Elemente von Pop und Smooth Jazz auf. Ein bisschen mehr rockig angelegt ist „Las“. Neben dem Weichklang des Keyboards vernehmen wir den Gesang von Private. Allerdings ist dieser Gesang nicht so dominant wie in einem gängigen Popsong, sondern lässt Flügel und Keyboard Raum, sich zu entfalten. Dabei tendiert das Spiel Privats am Keyboard ins Sphärische. Der Wechsel zwischen dem Spiel auf dem Keyboard und dem Flügel – perlend wie auch dramatisch-energiegeladen – macht den Reiz des Stücks aus. Bei „D.N.A.“ muss man wie bei anderen Kompositionen des Albums auch von der Songhaftigkeit sprechen. Bisweilen hat man den Eindruck, Mike Oldfield und Alan Parsons hätten bei den melodischen Linien und dem Duktus Pate gestanden. Auffallend ist die dramatische Inszenierung der Komposition, die auf einen Höhepunkt zusteuert. Das ist im Kern dem aufwühlenden Spiel von Privat geschuldet. Am Ende wird das Stück zu einer Collage, in die auch Wortfetzen eingebunden sind. Der gestrichene Bass ist lyrisch aufgelegt und in den Harmonien mag der eine oder andere bei „D.N.A.“ obendrein auch an „The Police“ und an Sting denken. Das ist alles sehr eingängig, aber durchaus auch vorhersehbar. „Le Pardon“ rückt anfänglich den Bassisten in den Fokus. Dann jedoch beherrscht der Weichklang des Keyboards die Szenerie, hört man Kaskadierungen auf den schwarzen und weißen Tasten des Flügels. Der Bass verfolgt weiterhin einen schematischen Lauf. Ungestüm geht es im Fortgang einher. Da scheinen sich Klangspiralen zu entrollen. Die Nummer ist übrigens tanzbar und changiert wie andere Stücke des Albums zwischen Elektropop und Smooth Jazz.
Auch die Sonne („Soley“) hat das Trio für seine Hörer eingefangen, für meinen Geschmack sehr kommerziell, beinahe schon einer Musik gleich kommend, die aus Samples zusammengemixt wurde. Da fehlt es an Ecken und Kanten, an Überraschungen, an abrupten Wendungen und Drehungen. Alles ist weich gezeichnet, um nicht von weich gespült zu reden, was man für das gesamte Album sagen muss. Dafür mag es Gründe geben. Ohne Frage, klassische Musik und speziell Jazz sind in vielen Fällen verkopft, sodass ein eher easy listening zugetanes Album eine mögliche Antwort auf die Verkopfung ist.
„Seducing the Rain“ folgt dem Duktus zuvor gehörter Stücke. Diese sind aus einem Guss, zeichnen sich durch wenig abwechslungsreiche Klangbilder aus. Ja, Grégory Privat scheint bei „Seducing the rain“ mit seinem Klavierspiel den fallenden Regen einzufangen, der mit Plink und Plonk niedergeht, aber … . „Exode“ zeichnet sich durch lyrische Ströme und wenige dramatische Akzente aus. Alles scheint im Fluss. Gewiss, für Momente der Kontemplation und des Innehaltens ist die Musik wie geschaffen, aber es fehlt an musikalischen Provokationen, an einem Klangtimbre, das aufhorchen lässt und nicht im Gleichklang daherkommt. Das ist eben nicht die Intention des Trios, sonder eher gefällige (Pop)Songs, oder?
Text © fdp
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