Gordon Grdina’s Nomad Trio - Nomad

Gordon Grdina’s Nomad Trio - Nomad

G

Skirl Records

Ein Musikerleben heutzutage hat hin und wieder etwas von einem nomadischen Lebensstil, heute hier und morgen dort. So war es denn für die Aufnahme des Albums auch nicht leicht, den in Vancouver beheimateten Gitarristen und Udspieler Gordon Grdina sowie den Pianisten Matt Mitchell und den Drummer Jim Black zusammenzubringen. Doch es ist gelungen und nun liegt das Debütalbum des Nomad Trio vor.

Noch ein Wort zu Gordon Grdina, der im Indie Rock ebenso beheimatet ist wie in der Improvisation und der klassischen arabischen Musik. Zu seinen musikalischen Wegbegleitern gehören u. a. Colin Stetson, Gary Peacock, Paul Motion, Jerry Granelli, Mats Gustafsson, Dan Mangan, Mark Feldman, Eyvind Kang, Matt Mitchell und Jim Black.

Im Pressetext zum Album lesen wir: "His diverse projects bridge the divides between contemporary chamber music and avant-garde experimentation, combining unique artists and instrumentations ...“


© Jamie Leigh-Gonzales


Lassen wir zudem den Gitarristen Grdina über seine musikalischen Mitstreiter sprechen: “There’s always an intensity to Matt’s playing that I love. He’s somebody that really pushes the music and is one hundred percent committed to it.” - “Jim is able to take these off-kilter rhythms and make them sound cohesive. No matter how adventurous I was in my writing, he made it all groove, so that even the most complicated music feels good, like it all has a backbeat.”

Woher kommen nun die Inspirationen für die Kompositionen? Der Opener “Wildlife” entstand als Grdina im Banff Centre for Arts and Creativity in Alberta, Canada residierte und durch die Fenster majestätisch anmutende Hirsche vorbeiziehen sah. Weitere Kompositionen des Albums sind “Nomad” mit einer „verknoteten“ Melodielinie und “Ride Home”. Der Aufenthalt in einem historischen Hotel in Nordkalifornien spiegelt sich in “Benbow” wider. Mit dem herbstlich eingefärbten “Thanksgiving“ und “Lady Choral” wird das Album beschlossen.

Kontrapunktisches Spiel begleitet uns in „Wildlife“. Dabei hat man den Eindruck, die drei Musiker würden Windbruch und die Stampede einer Herde wilder Karibus einfangen. Wortführend ist dabei der Gitarrist Grdina. Unwetter scheint das Spiel des Pianisten anzukündigen, das sich weitgehend im Bassbereich bewegt. Stürmische Wolken kann man sich bei den schnellen Passagen vorstellen, die der Gitarre entstammen. Dabei folgt der Pianist Matt Mitchell über weite Passagen den tonalen Linien Grdinas. Die Natur scheint nicht zu bändigen zu sein, scheint eigenen Gesetzen zu folgen. Das kann man der Klangmelange entnehmen, die das Trio entfacht. Dabei überlagern sich Gitarrenklang und abruptes Tastenspiel. Natur scheint  auch ein Stück Chaos zu sein, so jedenfalls ist es der Spielauffassung des Nomad Trios zu entnehmen. Ruhige Passagen sind eher selten. Nein, es geht sehr dramatisch in „Wildlife“ zu, ja wild und entfesselt. Selten hört man kristalline Setzungen von Matt Mitchell oder hochtöniges Gitarrenjaulen.

„Nomad“ wird solistisch von Grdina eröffnet. Dabei zeichnet der Gitarrist mit seinem Saiteninstrument einen sich windenden Weg, dem zu folgen ist. Hier und da gibt es kleine Hindernisse, die zu überwinden sind, aber im Kern geht es zügig von A nach B. Auch wenn Matt Mitchell ins Geschehen eingreift, ändert sich das kaum. Über Stock und Stein führt der Weg, so signalisiert es das im Bass gegründete Tastenspiel, das ein wenig holprig und rollend wirkt. Nach und nach nimmt dieses Spiel Fahrt auf, so als ob der Nomade kurz vor seinem Ziel steht, das er schnellstmöglich erreichen will. Diese Annahme wird noch durch das „knorrige“ Solo von Grdina unterstrichen, das sich an das Tastensolo anschließt.

Balladenhaft mutet „Benbow“ an. Verspielt zeigt sich der Gitarrist, so als gelte es einen faulen Sonntag musikalisch zu beschreiben. Das Leben geht seinen langsamen Gang. Hektik ist fern, so scheint es. All das versprüht Grdina mit seinem sehr fein gedrechselten Saitenspiel. Und Matt Mitchell befördert noch diesen Eindruck durch wechselnde Springfluten.

Sehr lyrisch und zart beginnt „Lady Choral“, dank an Matt Mitchell. Es scheint, als werde eine Idylle, ein sprudelndes Waldrinnsal, ein kristallin klares Gewässer im Diskant besungen. Und dann hört man Im Fortgang der Komposition die Klangnuancen einer Ud, die sich in den feinlinigen Klangstrudel des Pianos gut einfügt.

Text © ferdinand dupuis-panther


Informationen

http://www.gordongrdinamusic.com



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