Giuseppe Venezia – I’m waiting for you
G
GleAM Records
Der Bassist Giuseppe Venezia legt aktuell mit seinem Quintett ein Album vor, dass an die Bob-Tradition ebenso anknüpft wie dem Bop dabei eine Frischzellenkur verpasst. „Messaggeri“ ist wohl zumindest vom Titel her eine Referenz an Art Blakey and the Messangers. Gleichsam als Hommage an den Bassisten Gerald Cannon ist „Song for Gerald“ zu begreifen. Cannon „lieh bekanntlich seine Stimme“ bekannten Jazzmusikern wie Elvin Jones, McCoy Tyner, Roy Hargrove, Abbey Lincoln und Wynton Marsalis. Bei „Blue Bird“ erwachen Erinnerungen an Jazzikonen wie Parker, Gillespie und Jones.
Aufgemacht wird das Album mit einem Prelude, in dem der italienische Bassist Venezia all sein Können präsentiert. Dabei entlockt er seinem Tieftöner auch durchaus höhere Töne als nur tiefe Basstöne. Da vibrieren die Saiten des Basses, der gleich einen Vielklang an Stimmen mit weichem Timbre hören lässt. Das Eröffnungsstück hat durchaus meditative Momente und knüpft zugleich an klassische Kompositionsformen an. Diese Einführung macht neugierig auf mehr.
Anschließend folgen wir den „Nachrichten“ („Messageri“), die das Quintett um Venezia in musikalischen Klangformen an die Zuhörer aussendet. Ja, ein wenig Messangers ist schon zu vernehmen, vor allem bezüglich des Gebläses von Fabrizio Bosso. Wild und berauschend mutet das Solo des genannten Trompeters an. Das Stück ist sehr bewegt ausgeformt und gleicht vielfach Brandungswellen des Klangs. Nicht weniger ein Ohrenschmaus als die Trompeten-Sequenzen sind die Saxofonpassagen, die Attilio Troiano zu verdanken sind. Da gibt es keinen Stillstand und beim Zuhören meint man, die übermittelten Nachrichten überschlagen sich klanglich. Und auch der Pianist Bruno Montrone steht seinen zuvor genannten Mitmusikern in nichts nach. Da fliegen Finger flink über die Tasten, so als würde ein Parforceritt vollzogen. Und ja, auch der Drummer Pasquale Fiore zeigt sich solistisch.
Titel gebend fürs Album ist die Komposition „I’ve been Waiting for You“ mit einem solistischen Flötenpart, der die Schönheit des Melodischen in lyrischer Form unterstreicht. Attilio Troiano ist an der Flöte zu hören, zeitweilig auch im Duo mit dem Trompeter der Band. Die zarten Flötentöne werden von einem kräftig daherkommenden Trompetensolo abgelöst. Doch auch dieses hat etwas von Leichtigkeit. Nur kurz ist das Intermezzo, das uns der Bassist zu Gehör gibt. Der Fokus liegt schon auf der Flötenstimme: Fürwahr ein Ohrenschmaus, ohne Frage.
Basslinien durchziehen „Song for Gerald“, wenn auch das Gebläse von Trompete und Saxofon durchaus prägend sind. Verspielt erscheinen die Klavierpassagen, die hier und da auch eine distinkte Funk-Note aufweisen. Vollmundig agiert der Trompeter, der sich ab und zu einem gewissen „Wah-Wah“ hinreißen lässt. Dramatisch gestaltet sich der Trompetenfluss, der nicht langsam dahinfließt, sondern sich zu einem Wildwasser entwickelt. Und dann, ja dann ist da ja auch noch die Stimme des Tenorsaxofons, die wortgewaltig ist. Im weiteren Verlauf meint man gar bei den Trompetenpassagen, dass Miles gleichsam Pate steht. Ganz in der Tradition des Bops gehalten ist „Blue Bird“. Und dann scheinen alle „Jazz-Helden von einst“ allgegenwärtig: Dexter Gordon, Charlie Parker, Dizzy Gillespie und all die anderen. Fazit: Das Album ist wirklich ein Ohrenschmaus für all diejenigen, die eine Vorliebe für Bop und Post-Bop haben.
text © f. dupuis-panther
https://www.gleam-records.com
Line-up
Giuseppe Venezia – doublebass
Fabrizio Bosso – trumpet
Attilio Troiano – tenor saxophone & flute
Bruno Montrone – piano
Pasquale Fiore – drums
Track List
01.Prelude to a Message
02.Messaggeri
03. I’ve been Waiting for You
04.Song for Gerald
05.Just a Line from the Past
06.Blue Bird
07.The Shortest Story