Ggrill Plays Ingrid Laubrock
G
Circum Disc
GGRIL ist eine Gruppe von Enthusiasten der improvisierten Musik aus der kanadischen Stadt Rimouski (Quebec). Jedes Jahr werden drei oder vier Komponisten eingeladen, die den gegenwärtigen Musiktrend repräsentieren und neue Kompositionen schreiben, um sie dann aufzuführen. Nach John Butcher, Caroline Kraabel, Jean Derome und Frédéric Blondy kam im November 2018 die deutsch-amerikanische Komponistin und Saxofonistin Ingrid Laubrock in die Provinz Quebec. Laubrock gilt als eine der Säulen der Gegenwartsmusik in NYC.
Zu Beginn des Albums hören wir „Silent Lights“; weitere Kompositionen sind „Stark Dark“ und „Palindromes“. Zu Beginn ein auflammendes Motorengeräusch, ein tropfendes Saitenspiel, ein Saitenschwirren und -zupfen im Wechselspiel, ein tonaler Malstrom, ein knurrender Bläserklang mit einem quietschenden Atemrohr vereint – das ist ein Teil von „Silent Lights“. Knistern und Schnarren verbinden sich außerdem in einem weiteren Teil mit Frequenzstörungen. Sirren und Zikadenzirpen treffen auf gezogene Saiten einer elektrischen Gitarre. Morsende Klangschemen sind für Momente auszumachen. Schellen scheinen zu klingen; Saitenschall vergeht; melodiöse Linien einer Gitarre tauchen auf, Klanganmutungen einer singenden Säge sind zu vernehmen; Bläser entäußern sich und überschlagen sich wie Wellenklänge. Chaos ist angezeigt. Turbulenzen von Luftmassen dringen ans Ohr des Zuhörers. Kurze Stille und dann eine Klangexplosion und dann Klangblasen, die aufsteigen – auch das ist „Silent Lights“. Anhaltendes Brummen und Klangbilder, die aus dem Off entspringen, einem nahenden Unwetter gleichend – auch das ist „Silent Lights“.
Kreischende Gitarren, die sich übertrumpfen wollen, machen den Beginn von „Stark Dark“ aus. Liebhaber von Heavy Metal hätten ihre wahre Freude. Dann folgt ein Moment der Stille. Gedämpftes Röhren und Gebrumme dringen nachfolgend ans Ohr. Dann wiederum eine Pause und nachfolgend entweichende Atemluft aus Blasinstrumenten – auch das verbindet sich zu „Stark Dark“. Zaghaftes Saitengezupfe mit Ansätzen einer Melodielinie und dann ein Glockenspiel, das sich meldet – helle Töne im tiefen Dunkel, so der Titel des Stücks. Hört man da nicht auch die Harfe, allerdings ohne Ausschweifungen von Arpeggio? Eine traurig gestimmte Violine und dunkeltönige Cellos erheben ihre Stimmen. Ein scharfes Geschabe auf Saiten ist neben wimmernden Gitarren ein weiteres Element von Dunkel.
Wie eine sich nähendere Windhose, die an Kraft zunimmt, so erweist sich der Beginn von „Palindromes“, ein Stück, das auch Momente der Stille, also die Abwesenheit von Klängen, von Geräuschen kennt. Aus dem Nichts tritt ein einzelner Ton hervor und verschwindet. Verwischte Klangbilder werden erzeugt. Nebelhörner in weiter Ferne scheint man zu vernehmen. Wie durch den Nebel dringen hier und da Signalklänge, hört man das Trimbre von Streichern. Geräuschmusik oder Improvisation – das ist auch bei diesem Stück die Frage,
Text © fdp
Informationen
Line-up:
Isabelle Clermont (harp)
Catherine S. Massicotte (violin)
Rémy Bélanger de Beauport (cello)
Alexis Ganier-Michel (cello)
Alexandre Robichaud (trumpet)
Gabriel Rochette-Bériau (trombone)
Mathieu Gosselin (baritone saxophone)
Robin Servant (diatonic accordion)
Robert Bastien (electric guitar)
Olivier D’Amours (electric guitar)
Pascal Landry (classical guitar)
Éric Normand (electric bass)
Jonathan Huard (percussions)
Antoine Létourneau-Berger (percussions)
Luke Dawson (double bass)
http://ingridlaubrock.com/about.html
https://www.circum-disc.com