EYM Trio – Khamsin
E
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Die vorliegende Einspielung ist dem EYM Trio zu verdanken, bestehend aus Elie Dufour (Piano), Marc Michel (Drums) und Yann Phayphet (Bass). Der Name des Trios ist aus den Anfangsbuchstaben der Musiker geriert worden. Hinzukamen für das aktuelle Album aus Ägypten Mohamed Abozekry (Oud) und aus Rumänien Marian Badoï (Akkordeon).
Gemeinsam nahmen sie Kompositionen auf, die aus der Feder von Dufour, Abozekry und Badoï stammen. Darunter sind „Bengaluru“, „Khamsin“ (comp Mohamed Abozekry) und „Le Vent des Carpates“ (comp Marian Badoï). Nach einem Zwischenspiel können wir zwei Teile von „Le Lours De Kuala Lumpur“ genießen. Den Abschluss bildet „Mirages“ (comp Mohamed Abozekry)
Mit einer starken Basslinie und einem sehr schönen Diskantspiel mit energetischem Einschlag und lyrischem Zierrat beginnt „Bengaluru“. Lauscht man diesem Titel, so drängt sich der Begriff Folklore nachhaltig auf. Doch durchgehend ist der Eindruck nicht, denn Elie Dufour durchbricht mit seinen solistischen Einlagen das allzu Folkloristische, schwelgt in Basskonturen und in perlendem Diskant, der nach Zerbrechlichkeit klingt. Unter starken Blechwirbeln entwickelt sich die Komposition dann nach und nach in eine sehr grundsolide, dunkel gefärbte Form, immer wieder aber auch von diskanten Mischungen durchzogen, die bildhaft an ein rauschendes Quellgebiet erinnern.
Mit der Klangfarbe der Oud sind wir bei dem Stück „Khamsin“ konfrontiert. Dazu meldet sich der Schlagzeuger mit einem Klick-Stakkato, derweil uns Mohamed Abozekry mit seinem Saiteninstrument auch schmeichelt. Es klingt beinahe wie eine Harfe oder eine Kora, die zum Tanz aufspielt. Ja, irgendwie scheint auch Balkanova nicht sehr fern, obgleich musikalisch Nordafrika und der Nahe Osten viel näher sind, aber … Der Pianist löst im weiteren Spiel den Oud-Spieler thematisch ab. Doch es ist an Letzterem mit der Oud weitere Paraphrasierungen vorzutragen, die beinahe an Flamenco-Linien erinnern.
Nachfolgend pfeift uns der Karpatenwind um die Ohren, und wir erleben die Polyrhythmen des Balkans, sobald Marian Badoï das Akkordeon mit flinken Fingern zum vollen Klang bringt. Eindeutig gehört dem Akkordeon das Setzen der Linien und Konturen, auch wenn der Pianist des Trios versucht, diese zu variieren und zu imitieren. Das geschieht vor allem im zweiten Teil des Stücks über die wilden und schroffen Karpaten. Im Zusammenspiel von Akkordeon und Piano kommt diese Wildheit m. E. zum Ende hin auch sehr gut zum Ausdruck.
Getragenes Klavierspiel ist für den Beginn von „Little Zephir“ charakteristisch. Dabei gibt es auch kammermusikalische Momente zu erleben. Eine gewisse Schwermut wohnt dem Spiel zudem inne. Nach einem kurzen Zwischenspiel brechen wir musikalisch nach Kuala Lumpur auf, nach Südostasien. Bestimmt wird der erste Teil dieser Komposition von der engen Verflechtungen von Klavier und Bass, derweil sich der Schlagzeuger mit dem Spiel auf den Blechen im Hintergrund hält. Überschäumend sprudelnd zeigt sich das Tasteninstrument über weite Strecken, ehe dann ruhigere und sehr konzertant ausgerichtete Sequenzen zu vernehmen sind. In einem steten Wechsel zwischen sprunghaften und ruhig-ausgeglichenen Phasen setzt sich das Stück bis zum Ende fort.
Gänzlich ausgelassen erscheint nach dem ersten der zweite Teil der Reise nach Kuala Lumpur, wenn der rumänische Akkordeonist ins musikalische Geschehen eingreift und uns musikalisch eigentlich auf den Balkan statt nach Südostasien entführt. Mit „Mirages“ am Ende des Albums rücken schließlich das Morgenland und auch das Oud-Spiel von Mohamed Abozekry in den musikalischen Mittelpunkt. Dieses erscheint als Pendant zur europäischen Renaissancemusik, höfisch auf jeden Fall und konzertant außerdem, oder?
Text: © ferdinand dupuis-panther / Der Text ist nicht public commons!
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