Eivind Austad Trio: Moving
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Ozella Music, OZO61CD
Die Zahl von Veröffentlichungen von klassischen Jazztrios ist beachtlich. Eine neue Klangfarbe zu finden und sich in Harmonierausch zu spielen, gelingt daher nur mit zunehmenden Schwierigkeiten, wenn man sich mit individueller Note herausstellen möchte. In Norwegen gehört das Eivind Austad Trio schon seit Jahren zur jungen Jazz-Szene, nun ist mit “Moving” endlich das internationale Debüt-Album erschienen.
Der Pianist Eivind Austad ist beeinflusst von Gospel und R'n'B, sein Stil erinnert an Größen wie Bill Evans und Keith Jarrett“. So liest man es auf dem „Waschzettel“ des Labels. Ob den Aufnahmen des skandinavischen Trios ein wirklich sehr amerikanischer Akzent beigegeben wurde, muss jeder Hörer selbst herausfinden.
Fast alle Kompositionen stammen von Eivind Austad, der es sich allerdings nicht nehmen ließ, mit „All Of You“ Cole Porter zu huldigen und mit „Life On Mars“ an den jüngst an Krebs verstorbenen Rockbarden David Bowie zu erinnern.
Zum Trio gehören neben Austad der Kontrabassist Magne Thormodsæter und der Drummer Håkon Mjåset Johansen.Das Album macht mit „Two Of Mine“ auf, entführt uns ins „Homeland“, kündet mit „In The End“, sorgt für „Moving“ und schließt mit dem oben genannten Bowie-Song.
Verhalten ist der Beginn bei „Two of Mine“. Zerbrechlich klingen die Sequenzen, die Eivind Austad gleichsam zelebrierend vorstellt. Eine distinkte Basslinie ist zunächst nicht auszumachen. Eher schweben die hochtönigen Töne an unserem Ohr vorbei. Würde man sich einen Bach vorstellen, der nach der Schneeschmelze zu rinnen beginnt, so hätte man ein ansprechendes Bild zur Musik gefunden, die weitgehend vom Pianisten dominiert wird. Es scheint so, als ob der Kontrabassist Magne Thormodsæter und der Drummer Håkon Mjåset Johansen nur notwendige Beigaben darstellen. Beide äußern sich sehr dezent. Dabei agiert der Drummer meist mit seinen Besen, während der Kontrabassist auch mal kurzzeitig mehr in den Vordergrund drängt. Das scheint jedoch nur ein Intermezzo, denn wie gesagt der Pianist des Trios hält alle Fäden in der Hand und lässt seinem perlenden Tastenspiel freien Lauf.
Mit Verve wird „In the End“ eröffnet. Dabei ist aber die Grundstimmung dem bereits zuvor beschriebenen Stück sehr ähnlich. Im gleichtönigen Einerlei wartet man auf ein wenig Zipp und Zapp, das sich jedoch nicht einstellt. Beschwingt könnte man die Komposition bezeichnen, aber es fehlt an einer Dramatisierung. Zu sehr steht die Lyrik im Vordergrund. Man könnte sogar von einem poetischen Duktus sprechen. Würde man Bilder zu dieser Musik zeichnen, so würde man sprudelnde Springbrunnen, Frühlingsgrün und spielende Kinder wohl am ehesten auf dem Papier verewigen.
Wenn bezüglich des Albums der Begriff der amerikanischen Würzmischung fällt, dann kann man dem nicht uneingeschränkt zustimmen. Zum Beispiel gehört ja auch Monk zu den ausgewiesenen amerikanischen Jazzpianisten, die allerdings ganz eigenständige Spielformen entwickelten. Im Fall von Monk war es das typische Plink, Plonk, Monk. Bei Austad hat man hingegen den Eindruck, dass er einen einheitlichen weichen und flauschigen Soundteppich webt, in dessen Maschen Schlagzeug und Bass eingebunden sind.
In das lyrische Grundmuster des Albums passt Cole Portes „All Of You“ ganz wunderbar. Zumindest kann man bei diesem Stück stellenweise einen stärker energetisch ausgelegten Duktus ausmachen, soweit es die Pianopassagen anbelangt. Allerdings von einem forschen Drive würde ich dabei nicht sprechen. Vielleicht ist der Begriff Bar-Jazz zu scharf, aber in der Tendenz m. E. zutreffend.
Zum Schluss dann wird an David Bowie erinnert. Balladenhaft erscheint das Stück, rockig und punkig keineswegs. Streckenweise hat man sogar den Eindruck, man würde einem Lament zuhören.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Ozella Music
http://www.ozellamusic.com
Musiker
Eivind Austad
http://www.eivindaustad.no/