Eirik Svela - Bits & Pieces
E
Losen Records
Nein, der aus Oslo stammende Gitarrist Eirik Berg Svela legt mit dem Album kein Soloalbum vor, sondern hat sich in einem Ensemble mit dem Tenorsaxofonisten Dave Edge, dem Drummer Tore Thorvaldsen Sandbakken und dem Hammod B3-Spieler Sam Yahel musikalisch zusammengeschlossen.
Eirik Berg Svela absolvierte sein Studium am Leeds College of Music und arbeitete zeitweilig in Großbritannien, ehe er 2014 nach Norwegen zurückkehrte. 2018 schloss er den Masterstudiengang an der Norwegian Academy of Music ab. Dave Edge ist gebürtiger Brite und ein ausgewiesener Tenorsaxofonist, der unter anderem mit Kenny Wheeler, Jon Surman, Sam Yahel, Lew Solloff und Ronnie Cuber aufgetreten ist. Zurzeit ist er Mitglied von „The Real Thing”, einer der populärsten Jazzbands in Norwegen. Zudem spielt er im Ensemble „Four brothers“, zu dem Petter Wettre, Knut Riisnæs und Børge-Are Halvorsen gehören. Tore Thorvaldsen Sandbakken ist ursprünglich aus Trondheim und lebt nun in Oslo. Er erhielt seine Ausbildung, einschließlich seines Masterabschlusses, an der Norwegian Academy of Music, Sam Yahel gehört zur Garde der jungen Hammond B-3-Spieler. Er hat im Laufe seiner bisherigen Karriere beispielsweise mit den Saxofonisten Joshua Redman und Maceo Parker, mit den Gitarristen Peter Bernstein und Bill Frisell sowie mit der Vokalistin Norah Jones zusammengespielt.
Zu hören sind Stücke wie „Bits & Pieces“, gefolgt von „Next Time We Meet“ und „Shame (on) Us“ sowie „End of Days“. Außerdem wurden „New Arm Rash“ - Anagramm für den Saxofonisten Warne Marsh -, „In Awe Of“ und „I'll be seeing you“ eingespielt. Dieser Standard rundet das Album ab.
„Bits & Pieces“ ist im Kern von den welligen Linien geprägt, die der Saxofonist und der Gitarrist in solistischen Einlagen in das Arrangement des Songs einbringen. Untergründig agiert der Organist mit langatmigen Klangformen. Über diese schnurrt der Saxofonist auf seinem Holzbläser. Das ist sehr temporeich angelegt und gleicht einem Zug, der Fahrt aufnimmt, Stück für Stück. Auch der Organist hat seine solistischen Momente, in denen er das paraphrasiert, was zuvor der Saxofonist angestimmt hat. Satt und dicht ist das Klangbett, das der Organist uns präsentiert, dabei immer vom „knisternden Blechspiel“ des Drummers begleitet. Dieser wiederum lenkt alle Blicke mit einem Solo auf sich, das allerdings sehr verkürzt angelegt ist. Leicht beschwingt zeigt sich „Next Time We Meet“. Ein wenig Ballroom ist mit im Spiel, folgt man dem Saxofonist. Ähnliches gilt für den Organisten, der sich vielfältigen Umspielungen hingibt. Sehr leicht bespielt der Drummer sein Drumming Set. Sonor ist das, was der Saxofonist uns im Weiteren zu Gehör bringt. Dabei weckt dies Erinnerungen an Tubby Hayes. Auch der Gitarrist kann nicht umhin, seine Finger über die Saiten gleiten zu lassen, sodass ein farbig gewebter Klangteppich entsteht.
„Shame (On) Us“ ist zwar dem Saxofonisten Seamus Blake gewidmet, aber irgendwie drängt sich bei den Saxofonpassagen auch die Musik von Nat und Cannonball Adderley auf. Zugleich strahlt der Song Seelentiefe aus. Superb ist das Gitarrensolo von Svela, der von Yahel an der Orgel begleitet wird, und den melodischen Läufen ihren Weg lässt. Sobald der Organist zum Solo ansetzt, muss man sich an die Blütezeit der Orgel im Jazz erinnern, auch an den legendären Jimmy Smith.
„End of Days“ changiert zwischen Ballade und Lullaby, oder? Dabei ist der Gitarrist Eirik Svela sehr tonangebend, gefolgt von Yahel an seiner Orgel. Zwischen beiden entspinnt sich ein sehr unterhaltsames Zwiegespräch mit hellen Klangfarben.
Außerdem ist „New Arm Rash“ – Anagramm für den Saxofonisten Warne Marsh – in up tempo eingespielt worden. Brillant ist dabei das flinke Fingerspiel von Svela, auf den dann der Saxofonist antwortet. Auf diesen reagiert anschließend der Organist, sodass sich gleichsam eine Rotation der Soli ergibt.
„I'll be seeing you“, ein Standard, rundet das Album ab. Dabei kommt der eine oder andere ins Mitsummen und Schunkeln, ist doch dieser Song, den Billy Holiday und auch Frank Sinatra gesungen haben, ein populärer „Herzschmerz-Schlager“ aus den 1940er Jahren und zugleich Filmmusik eines gleichnamigen Films: „...I'll find you in the morning sun/And when the night is new /I'll be looking at the moon/But I'll be seeing you ...“.
Text © fdp
Informationen
https://www.eiriksvela.com