E. J. Strickland 5tet - The Undying Spirit
E
Strick Muzik
E. J. Strickland, ein überaus versierter und wandlungsfähiger Schlagzeuger, stand bereits an der Seite von Herbie Hancock, Cassandra Wilson, Ravi Coltrane und Marcus Strickland auf der Bühne.
Letzter ist sein Zwillingsbruder, mit dem er auch für das vorliegende Album zusammengearbeitet hat. Enoch Jamal "E. J." Strickland ist bisher in über 60 Alben an den Trommelstöcken zu hören. Er wurde 1979 geboren und wuchs in Miami auf. Irgendwie scheint ihm das Schlagzeugspiel in die Wiege gelegt worden zu sein, denn der Vater von Enoch Jamal war Perkussionist beim Ft. Lauderdale Orchestra. Die Ausbildung zum Jazzschlagzeuger erhielt E. J. auf der New Yorker New School. Schnell wurde er Teil der New Yorker Szene und trat an der Seite von Russell Malone und Ravi Coltrane auf. Über das jüngste Album lesen wir: „The Undying Spirit ...positively glows…its success comes largely from the leader's ability to inspire the best in his fellow musicians,“, so Brian Zimmerman, Downbeat Magazine.
Zur Band des Drummers gehören am Bass Linda Oh, am Sopran- und Tenor-Saxofon Marcus Strickland, am Piano Luis Perdomo und am Alt-Saxofon Jaleel Shaw. Mit „Ride“ macht das Album auf, gefolgt von „For My Home Folks“. Zu hören sind Kompositionen Stricklands wie „Ballad For All Mankind“ und „Bomba For Leel And Max“ sowie „Tune For S. C.“ und zum Schluss „Impromptivity“. Aber auch „Hindsight“ von Cedar Walton fand Aufnahme auf dem Album.
Auf geht es zunächst zu einem „Ride“: Eröffnet wird das Stück mit einem furiosen Schlagzeugsolo, bei dem die Basstrommel eine gewichtige Rolle einnimmt, ehe dann ein basslastiges Piano hinzutritt und die beiden Saxofonisten ganz nachhaltig die Klangfarbe des Stücks bestimmen. Nach und nach geht es auf eine rasanter werdende Fahrt. Also einsteigen ins Jazz-Coupé für eine Spritztour. Cruising ist das Motto wie auch „Sehen und gesehen werden“. Ein frisches Lüftchen ist zu verspüren, eingefangen von Luis Perdomo an seinem Tastenmöbel und von E. J. am Schlagwerk. Dieser ist gegen Ende von „Ride“ nochmals solistisch aktiv. Es folgen Wirbel für Wirbel, auch mal ein kurzes Klick-Klick und ein dumpfes Dum-Dum. Dazu setzt dann Perdomo seine hörbaren Akzente mit weißen und schwarzen Tasten. „Ride“ ist fürwahr ein Opener und ein Wachmacher, der auf mehr gespannt sein lässt.
In ruhigeres Fahrwasser begeben wir uns mit „For My Home Folks“. Kein marktschreierisch aufgelegtes Saxofon ist zu hören. Beide Saxofonisten scheinen eher dem Balladenhaften anzuhängen. Dabei verwenden sie Harmoniestrukturen, die bereits bei „Ride“ aufgetaucht sind. Beim Zuhören musste der Rezensent gelegentlich auch an die Musik von Nat und Cannonball Adderley denken, auch in den solistischen Saxofon-Passagen, die in die Komposition eingeflochten worden sind.
Kurze Trommelwirbel wie bei Marschmusik begleiten „Ballad for All Mankind“. Dazu gibt es den glockenhellen Klang des Sopransaxofons. Im Verlauf wird das Trommeln energischer. Schrille Klangfetzen verbreiten die beiden Saxofonisten, ehe Linda Oh ihren Bass aber mal so richtig in Schwingungen bringt. Das sind dann die eher kontemplativen Momente. Ruhige Fahrwasser liegen vor den Hörern, die sich ausschließlich auf den Tieftöner einlassen können. Danach vernehmen wir ein losgelöstes Sopransaxofon, das beinahe schwerelose Verspieltheit vermittelt. Insgesamt gibt es ein welliges Auf und Ab, das sich durch das Stück zieht.
Mit Hard Bop geht es weiter, wenn „Hindsight“ vom Quintett des Drummers E. J. Strickland zum Besten gegeben wird. Nachfolgend heißt es „Bomba for Leel and Max“. Ist das eine Ode an den Altsaxofonisten der Band, Jaleel Shaw? Aber wer ist denn Max? Überaus flott im Tempo ist das Stück angelegt. Selbst der Bass kann sich dem Tempo nicht entziehen. Die Bläser sind die vorwärtstreibenden Kräfte. Das verwundert, denn Bomba ist ein Musikstil aus Puerto Rico, der vom Dialog zwischen Drummer und Tänzern lebt. Doch E. J. Strickland scheint nicht dominant, ganz im Gegensatz zu den beiden Saxofonisten der Band. Selbst der Pianist äußert sich in seinem Tastenspiel überaus forsch. Es ist nun nicht so, dass E. J. Strickland völlig in den Hintergrund gedrängt agiert, aber nicht so vordergründig, wie man das bei einer Bomba erwarten würde. Stattdessen versprühen Jaleel Shaw und Marcus Strickland Spielwitz und Zügellosigkeit. Zum Schluss steht dann „Impromptivity“ auf dem Programm, das sich schon einem gemeinsamen Schema verbunden fühlt. Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang am Besten von Post-Hard-Bop sprechen, oder?
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
Strick Muzik
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E.J. Strickland
Interview with E. J. Strickland
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