Dylan Fowler - Ebb & Flow
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Acoustic Music
Über das Album lesen wir in einem Text des Labels Nachstehendes: „Verwurzelt ist er in Wales. Doch in der Musik ist Dylan Fowler Weltbürger. Und phantastischer Gitarrist fast ganz nebenbei. Aber einer, über dessen Klangräumen und Landschaften man beinahe vergisst, dass und wie gut er Gitarre spielt. Als Komponist zwischen Keltischem aus der Heimat, Jazz und thailändischen Rhythmuskonzepten, als Interpret gleichermaßen fasziniert von Bulgarischem wie von Pat Metheny, Keith Jarrett und John Coltrane, jongliert Fowler auch auf „Ebb & Flow“ wieder spielerisch mit Gegensätzen („Ebb & Flow“ eben), bis sie sich aufzulösen scheinen in der Magie seiner neuen Fingerstyle-Solo-Instrumentals auf sechs Stahlsaiten. Da wird Komplexes leicht und eingängig, Meditatives zutiefst lebendig und hellwach.“
Neben fünf Eigenkompositionen finden sich auf dem Album auch Coltranes „Naima“, Jarretts „My Song“ und „James“ von Pat Metheney, mal abgesehen von dem Beatles-Song „Norwegian Wood“. Allein diese Aufzählung zeigt, wie bunt gefächert das ist, was Fowler uns präsentiert.
Zwei Eigenkompositionen, „Joy“ und „Six Thaal“ eröffnen das aktuelle Album. Zirkuläre und lineare Klangbilder dringen an unser Ohr, teilweise auch einem Kanon ähnlich, soweit es die Struktur anbelangt. Sehr dynamisch angelegt ist „Joy“ obendrein. Da spürt man die überschäumende Freude, die kein Ende zu haben scheint. Zugleich hat man auch den Eindruck, man lausche höfischer Musik, wie sie einst von Minnesängern gepflegt wurde. Auch wenn Fowler Waliser ist drängt sich der Gedanke auf, dass seine Komposition unter Umständen in einem irischen Pub ihren Ursprung haben könnte. Schließt man die Augen bei „Six Thaal“ so drängen sich adaptierte Klänge aus dem indischen Subkontinent auf, jedenfalls für einige Momente. Bisweilen meint man gar, sich an den „poetischen Rock“ von Jim Morrison and The Doors erinnert zu fühlen. Jedenfalls strahlt das Stück durchaus ein rockiges Flair aus.
"Black Is the Color (of My True Love's Hair)" ist ein us-amerikanischer Folksong, dessen Ursprung wohl in Schottland zu suchen ist. Diesen Song hatten sowohl Pete Seeger als auch Nina Simone in ihren Repertoires. Fowler verzichtet auf die Lyrik und stellt uns rein instrumental den Song vor, durchaus mit getragenem Duktus und als Ballade vorgetragen. Doch die lang gehaltenen Töne der Singstimme von Simone kann es dabei nicht annähernd treffend. Bei „Erghen Diado“ (P. Liondev) kann man durchaus die bulgarische Stimme dechiffrieren, die der Komposition innewohnt. Leider gibt es wegen des Spiels mit Stahlsaiten immer wieder „metallische Nebenklänge“, die den Genuss des Stücks mindern. Diese „Misstöne“ existieren auch in weiteren Stücken. Mit Darmsaiten wäre das wohl nicht der Fall, auch wenn dann ein anderer weicher Gesamtklang zu erwarten ist.
Wenden wir uns nun „My Song“ (K. Jarrett ) zu; neben „Naima“ (J. Coltrane) Fowlers „Hommage“ an zwei Ikonen des Jazz. Bei derartigen Adaptionen und Interpretation ist man gerne geneigt, das Original zum Vergleich heranzuziehen, zumal insbesondere bei „My Song“ der eine oder Stahlsaitenklang für Irritationen sorgt. Hätte dieser metallische Effekt nicht bei der Aufnahme herausgefiltert werden können? So aber ist der Fluss des Stücks immer wieder für kurze Momente unterbrochen, erscheint der Song nicht dahinfließend. Wer nämlich das Original im Ohr hat, der hört das dahin rinnende Tastenspiel mit einem begleitenden Ostinato. Nun gut, das auf dem Saiteninstrument umzusetzen, ist gewiss eine Herausforderung.
Fowler nähert sich einer der Legenden des Jazz, wenn er „Naima“ vorträgt. Zudem muss man im Kopf haben, dass das Stück, gewidmet der ersten Gattin von Coltrane, von dem sonoren Saxofonspiel Coltranes lebt. Wie also ist das Sonore auf das Stahlsaitenspiel umzusetzen, ist wohl eine nahe liegende Frage. Ja, auf weiten Strecken gelingt die Annäherung an das Sonore in Coltranes Stimme. „Iâr Fach yr Haf“, eine von Fowlers Eigenkomposition, rundet das Album harmonisch ab.
© ferdinand dupuis-panther
Info
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Dylan Fowler
Tracklisting
1. Joy (Dylan Fowler) 5:57
2. Six Thaal (Dylan Fowler) 5:02
3. Black is the Colour (trad.) 3:59
4. Erghen Diado (P. Liondev) 5:28
5. Rhigos (Dylan Fowler) 5:47
6. Llyn y Fan (Dylan Fowler) 4:05
7. James (L. Mays/P. Metheny) 3:26
8. My Song (K. Jarrett ) 6:40
9. Norwegian Wood (Lennon/McCartney) 4:32
10. Naima (J. Coltrane) 4:45
11. Iâr Fach yr Haf (Dylan Fowler) 3:54