Donder - Keukenpraat (fdp)
D
WERF Records
Das Piano-Trio Donder ist in einem Atemzug mit anderen eher avantgardistisch orientierten, belgischen Jazzbands wie De Beren Gieren, SCHNTZL und Steiger zu nennen. Nachdem die Band 2016 mit „Still“ in Eigenregie ihr Debütalbum veröffentlicht hatte, liegt nun ihr neues Album vor. Im Nachgang zum Auftritt des Trios beim Wettbewerb STORM! - organisiert durch das Kunstzentrum KAAP, JazzLab Series und das Jazzjournal Jazzmozaïek – gab es aus dem Mund einiger Jurymitglieder folgende lobende Worte: “Donder blonk uit in samenspel, de cohesie in de groep, de opbouw van de set en het gebruik van de stilte.” Wir konnten in „Written in music“ zudem lesen: “Donder is als geen andere band. Volledig in hun eigen idioom ontwikkelen ze zich verder op hun onnavolgbare muzikale weg. Wat een genot om dit jonge trio te mogen volgen.”
Nun legt das Trio also mit „Küchengerede“, wohl im Sinne von Gewäsch und „Küchenlatein“, ihr jüngstes Werk vor. Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, dass Minimal Music, aber auch die Musik der australischen Kultband The Necks nicht ohne Einfluss auf Donder geblieben sind.
Das Trio Donder besteht aus folgenden Musikern: Harrison Steingueldoir (piano), Stan Callewaert (double bass) und Casper Van De Velde (drums). Sie eröffnen ihr „Küchenlatein“ mit Kompositionen wie „Dinosaurus 1“ (03:45), „Don’t stop, it feels like paradise“ (01:28) sowie „Alphabet Town“ (05:36). Zu hören sind zudem Titel wie „Keukenpraat“ (03:10), „Nostalghia“ (01:28), „I Remember Oranges“ sowie schließlich „Eksters“. Angesichts der sehr kurzen „Spielzeiten“ darf man wohl kaum ausgefeilte und überraschende Improvisationen erwarten. Das ist wohl eher dem Live-Auftritt vorbehalten. Zumindest ist das zu hoffen.
Im Bass und im Lento befangen erscheint der Song „Dinosaurus 1“. Unterstützt wird das basslastige Piano durch den gestrichenen Kontrabass und ein nachhaltiges Klack-Klack. Langsam scheint die Zeit zu verrinnen. Das Gleichbleibende steht im Fokus, auch wenn Effekte eingestreut werden, die aufhorchen lassen. Insgesamt mutet das Stück ein wenig „wagnerianisch“ an. „Diabolisches Blechgerüttel“ bestimmt „Don’t stop, it feels like paradise“. Mit tiefem Pathos umgarnt uns Donder in „Alphabet Town“. Tropfende Tastenklänge werden durch ein Klonk-Klonk-Klonk des Schlagzeugers unterstützt. Ein schwirrender Klangteppich wird ausgebreitet, über den hohe Register gesetzt werden. Wie der Klang von Eiskristallen, die nach und nach zerplatzen, ist der Höreindruck. Besengewische trifft auf verhaltene Klangfolgen des Pianos und den brummenden Bass. Minimalistisch scheint eine treffende Beschreibung für das Klangerlebnis. Da gibt es kein Schwelgen und keine Ausschweifung.
„Tuimelen“ ist ein weiteres Stück des Albums, das in Gänze auf Perkusssion ausgerichtet ist. Sehr lyrisch hingegen ist „Keukenpraat“. Eine gewisse Schwermut ist der Komposition eigen. Bisweilen fühlt man sich an Chopins „Nocturnes“ erinnert. Weder Gewäsch noch Küchenlatein – so die deutschen Übersetzungen von „Keukenpraat“ – sind mit den Klangbildern, die wir vernehmen, in Verbindung zu bringen. Auch „I remember oranges“ zeigt sich nicht in lichten Frühlingsfarben, sondern ergeht sich in melancholischem Narrativ. Das knüpft an Konzertantes an, das wir aus der Klassik kennen. Zum Schluss des Albums hören wir „Eksters“.
Konzertant, elegisch, lyrisch und strukturiert– so könnte man den Charakter des Albums schließend beschreiben. Dabei sind sicherlich auch Tiefenentspannung und Kontemplation angesagt.
Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!
Informationen
https://www.dewerfrecords.be/en
https://donderband.com/about