Donder & Apeland - Het Verdriet
D
W.E.R.F Records
Mit diesem Album haben sich die Musiker auf Spurensuche begeben und sich mit alter, auch volkstümlicher Musik aus Belgien und den Niederlanden befasst. Eine wichtige Quelle für das musikalische Studium war das Archiv von Pol Heyns, der in den 1930er Jahren auf seinen Reisen Volkslieder und Tänze gesammelt hat. Nicht nur Pol Heyns verdanken die Musiker Inspirationen, sondern auch Herman Dewit, Philip Fourier, Hubert Boone, Paul Rodenko, Liliane Pauwels, Gabriëlle Vinequier, Christine Schoutetens, Hendrik Daems und Paul Collaer. „Kegeldans“ und „De zondag staat op“ basieren auf Aufnahmen, die Pol Heyns dokumentiert hat. „Een patrijze die vleigt“ basiert auf Aufnahmen von Hendrik Daems und Paul Collaer. „Mijne Jan“ hingegen ist eine traditionelle Volksweise der „niederen Lande“. Carlo Gesualdo zeichnet für das Madrigal „Io parto e non più dissi“ verantwortlich.
Vorgetragen werden die genannten Stücke vom Drummer Casper Van De Velde, vom Pianisten Harrison Steingueldoir, vom Kontrabassisten Stan Callewaert und dem Harmoniumspieler Sigbjørn Apeland. Daher auch der Bandname, denn Donder trifft auf Apeland. Warum das Album allerdings „Die Traurigkeit“ heißt, müsste man die Musiker fragen, Übrigens verdriet lässt sich auch mit Elend, Trauer, Schmerz und Kummer übersetzen.
Nein, nicht ein Schifferklavier (Akkordeon) vernehmen wir zu Beginn von „Veloren buffels“, sondern ein ähnlich klingendes Harmonium, das das Melodiöse gegen den Strich bügelt. Im eingängigen 3/4-Takt lädt der „Kegeldans“ dann zum Tänzchen ein. Dabei vereint sich der volle Klang des Harmoniums mit dem „taktgebenden Klavier“ begleitet von einem kurzen Ticktick des Schlagzeugers. Im weiteren Verlauf führt dann der Pianist die melodische Regie, lässt links herum und rechts herum tanzen, derweil das Harmonium für dichtes Klanggewebe sorgt und der Schlagzeuger Rasseln als perkusssive Instrumente einführt. Anschließend heißt es „Alderliefste mijn“. Ein Pochen vermischt sich mit dem wabernden Klang des Harmoniums. Hört man da nicht eine Oud? Nein, das muss der Bass sein, der mit seinem harten Zupfen den Anschein erweckt. Ein wenig erinnert die sich zart entwickelnde Melodie an Bänkelsänger vergangener Tage und auch an Songs wie „Greensleeves“.
Zur niederländischen Volksmusik gehört auch ein Rebhuhn, das auffliegt („Een patrijze die vliegt“). Es ist ein Stück im getragenen Modus. Das Harmonium führt während des Vortrags die musikalische Regie. Mehrstimmigen Gesang kann man zudem ausmachen. Dabei muss man an A-Capella aber auch an Kirchengesang denken. In die Welt sakraler Musik entführen uns die Musiker mit „Io parto e non più dissi“. Da ist dann Buxtehude näher als Gegenwartsmusik oder Jazz im Sinne der Freiheit der Improvisation. „Mijne Jan“ lässt wegen der „springenden Rhythmik“ aufhorchen, dank an den Drummer und Pianisten. Neben redundanten Linien, die der Pianist im Weiteren spielt, verliert sich dieser auch im Diskant. Erdig zeigt sich der Bassist und mit nervösem Drumming der Schlagzeuger.
Frei improvisiert und mit Sinn für Klangspiele erweist sich „Brandlucht“, ein Stück, in dem der Bassist sein Instrument richtig knarren und knarzen lässt, während der Pianist sein perlendes Spiel pflegt. Zum Abschluss hören wir dann die norwegische Variation von „Lead Kindly Light“. Nun ja, wer sich für historisches Liedgut und dessen Frischzellenkur interessiert, der wird Gefallen an dem vorliegenden Album finden. Für hartgesottene Jazzer mit Sinn für freies Spiel sind die Songs des Albums gewiss zu stark in ein Korsett eingebunden.
© ferdinand dupuis-panther
Informationen
www.donderband.com
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