Dmitry Baevsky/Jeb Patton - We Two (f. dupuis-panther)

Dmitry Baevsky/Jeb Patton - We Two (f. dupuis-panther)

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jazz&people

Der Altsaxofonist Dmitry Baevsky und der Pianist Jeb Patton kennen sich seit Jugendtagen, die sie in New York City verbrachten. Beide wurden damals bereits von Jazz inspiriert und setzten alles daran ihre eigene Sprache des Jazz zu finden. Dabei teilten sie die Bewunderungen für die „Giganten des Jazz“,

Nach Aufnahmen wie  „Down With It“ im Jahr 2010 (mit dem Kontrabassisten  David Wong, Drummer  Jason Brown und Trompeter Jeremy Pelt) sowie „The Day After“ im Jahr 2017 (im Quartett mit David Wong und Joe Strasser), hatte Dimitry Baevsky schon längere Zeit die Idee eines Duos, das intimste musikalische Setting, das man sich vorstellen kann.

Für das Duo-Album wählte Baevsky Kompositionen von Duke Ellington wie von Jimmy Heath, Horace Silver und Charlie Parker sowie McCoy Tyner aus,  alle in der zeitlosen Sprache des modernen Jazz gehalten. Doch auch der Blues sollte nicht zu kurz kommen, sodass auch Ray Charles' „Don’t Let the Sun Catch You Cryin’“ Aufnahme ins vorliegende Album fand. „Swingin‘ The Samba“ (Horace Silver) ist u. a. ebenso zu hören wie „Something for Sonny“ (Dimitri Baevsky). „All Through the Night“ (Cole Porter) haben die beiden New Yorker Musiker gleichfalls eingespielt wie  „The Serpent‘s Tooth“ (Jimmy Heath)  und „You‘d be so easy to love“ (Cole Porter).

Aufgemacht wird das Album mit „Swingin‘ The Samba“: Energiegeladen eröffnet Patton am „Tastenmöbel“ das Stück, ehe dann die tänzelnden Klangbögen von Baevsky angefügt werden. Bass und Drums vermisst man dabei nicht, denn für die rhythmischen Züge sorgt Patton, derweil Baevsky sich zu immer neuen „Samba-Pirouetten“ aufschwingt. Was für ein fulminanter Anfang eines Album, bei dem der Hörer wohl kaum still sitzen mag. A und O des gelungenen Entrees ist der Raum, den sich beide Musiker für solistische „Abschweifungen“ einräumen. „Rasante Tastenfahrten“ treffen dabei auf die verspielte „Eskapaden“ eines Holzbläsers.

Vor Sonny Rollins verneigt sich Baevsky mit „Something for Sonny“, ehe dann mit „Inception“ an McCoyTyner erinnert wird. Da prasseln die Tastenklänge wie Starkregen hernieder. Da rauscht die Klangflut gleichsam über Steinstufen – dank an Jeb Patton. Und man fragt sich, wo das enden wird, wenn die Komposition  den Titel „Anfang“ trägt. Baevsky steht mit seinem weich gestimmten und schmeichlerischen Holzbläser in der „tonalen Springflut“ seinem Partner Jeb Patton in nichts nach. Der begnügt sich bei Baevsky Solo auf die basslastige rhythmische Unterfütterung.

An Duke Ellington wird mit dem eher balladenhaften, lyrischen „Le Sucrier Velours“ erinnert. Angelegt scheint das musikalische Arrangement für eine lange Ballnacht, bei der die Paare zu sehr fortgeschrittener Stunde Wange an Wange über den Parkettboden schweben. Minuten scheinen zu verrinnen, Schritte scheinen langsamer und langsamer zu werden. Schwere spiegelt sich in dem Stück wider. Zart spielt Baevsky sein Saxofon, das kleine klangliche Ausfallschritte unternimmt.

Schwermutig-bluesig kommt „Don’t Let the Sun Catch You Cryin’“ daher. Die „blaue Stunde“ scheint schon längst vorbei zu sein. In diesem Arrangement unterstreichen die beiden New Yorker Musiker, dass auch die leisen Töne im Jazz ihren Platz haben! Gerade bei Pattons Klaviersolo mit sehr fließenden Konturen kann man sich Ray Charles Stimme gut dazudenken, aber auch ohne Gesang überzeugt die Art und Weise wie das Duo den Titel musikalisch aufzäumt. Lyrisch-bedächtig kommt „Fools Rush in“ daher .

Zum Schluss noch ein Wort zu „Quasimodo“ (Charlie Parker). Dabei stellt sich dann gleich die Frage nach der Umsetzung einer Komposition der Charlie Parker Band mit Miles Davis (t), J.J.Johnson(tr), Duke Jordan(p), Tommy Potter(b), Max Roach(d) und Charlie Parker(sxa), aufgenommen in New York,17/12/1947, in ein Duo-Arrangement, ohne Posaune, Bass und Schlagwerk! Es ist dabei im Wesentlichen an Baevsky die klanglichen Schummerungen, Schraffuren und Linien zu definieren, denen Patton an den schwarzen und weißen Tasten folgt, eher er sich zu einem Solo aufschwingt, durchaus mit einer distinkten Basshand, dabei den fehlenden Kontrabass vergessen machend. Fein geschliffen kommt nachfolgend Baevsky auf seinem Saxofon daher und verliert sich in allerlei Klangschleifen und -schnörkeln. Dabei verdichten sich dann nach und nach die Webstrukturen zwischen Piano und Saxofon zu einem feinen Klangtextil.

Fazit: Das vorliegende Duo-Album bietet ein sehr ausgewogenes Klangerlebnis in intimem Setting mit Raum für das Ausleben von Spielideen und zugleich eine andere Sicht auf die „Heroen des Jazz“ aus heutiger Sicht, jedoch mit dem Verständnis für die Spielauffassungen der vergangenen Jahrzehnte des Jazz.


Text: © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons!


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