Distances: Venice

Distances: Venice

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GLM Edition Collage EC 574

DISTANCES ist ein 2014 gegründetes internationales Jazzquartett mit dem Pianisten Marco Ponchiroli aus Venedig, dem lettischen Saxofonisten Jan Grinbert, dem deutschen Bassisten Georg Kolb und dem bulgarischen Schlagzeuger Nevyan Lenkov. DISTANCES präsentiert zeitgenössischen Jazz, der sich konsequent zwischen romantischer italienischer Piano-Musik und energetischer poppiger Instrumental-Improvisation bewegt, getreu dem Motto: »Musik für Herz, Hüfte und Verstand.« So entnimmt man es dem sogenannten Waschzettel.

Die Besetzung ist klassisch im Quartett, allerdings wird anstelle eines Kontrabasses ein E-Bass eingesetzt.

Das, was nun vorliegt, muss als Konzeptalbum angesehen werden. Es wirft musikalisch einen Blick auf die dunklen und ursprünglichen Seiten Venedigs abseits vom Massentourismus – mit ganz unterschiedlich atmosphärisch geprägten Stücken.


Akustisch bewegt sich der Zuhörer in der „Dangerzone“, sucht einen „Quiet Place“, lauscht Kompositionen wie „The Continuous Now“ und „And Never Again“. „A Moment Of Beauty“ wird gefolgt von „Elena“ und „Toast To Strangers“. Nach der Hymne für die Lagunenstadt, sprich „Venice“, hören wir dann zum Schluss „Dreams To Dance“.

Die „Gefahrenzone“ („Dangerzone“) klingt keineswegs bedrohlich, sondern verwebt starke rhythmische Akzente und weiche Klangwellen, in die solistische Saxofonpassagen eingebunden sind. Auch diese Sequenzen, die Jan Grinbert verantwortet, sind fern ab von jeder Form von Aufruhr, Erregung und Alarm. Stromschnellen erzeugt der Pianist Marco Ponchiroli auf seinem Tastenmöbel, wenn er in seinem Solo die musikalische Regie führt. Sehr gelungen sind die Zwiegespräche zwischen Pianist und Saxofonist, die ebenso Teil des Arrangements sind, das wir akustisch erleben. Hier und da würzt das Quartett den Song auch mit einer leichten Funk-Note. Dem griechischen Halbgott der Antike „Herkules“ hat das Quartett um Ponchiroli einen Song gewidmet, der mit einführenden Tastenklängen beginnt. Die Komposition ist weitgehend lyrisch geprägt. Weich gezeichnet entwickelt sich die Melodielinie, die jedoch nicht ohne Dramatik ist, insbesondere wenn Jan Grinbert seinen Holzbläser ertönen lässt. Perlend und ab und an mit Trillern durchsetzt spielt Marco Ponchiroli auf. Dieser steht wie in „Dangerzone“ in einem Wechselgesang mit dem Saxofonisten, der nur selten die Fassung verliert, ansonsten den perlenden Sequenzen des Pianos in Paraphrasierungen folgt.

Sehr verhalten und bedächtig entwickelt sich „Quiet Place“. Das ist gänzlich dem Pianisten geschuldet, zu dem dann der Bassist stößt, sodass sich ein sehr anmutiges Duett entwickelt. Sanft bläst dazu dann der Saxofonist seinen Melodiepart. Irgendwie klingt die Melodie zart und zerbrechliche, durchaus dem Titel angemessen. Beim Zuhören hat man den Eindruck, melodisch werde ein sanft-säuselnder Wind eingefangen, der sacht über die Halme einesKornfelds streicht. Entgegen der sonstigen Tieftönigkeit des Basses hört man sehr hochtönige und kaskadierende Bassläufe, die bildlich an den Lauf eines Gebirgsbaches denken lassen. Spontan denkt man an eine musikalisch eingefangene Idylle!

„A Moment of Beauty“ klingt sehr klassisch anmutend und zudem wie ein wenig Poesie, die der Pianist des 4tets uns in seinem Solovortrag präsentieren möchte. In den Händen des Pianisten liegt auch „Toast to Strangers“, zumindest bei den Anfängen des Songs, dessen Klangfarbe aber auch durch die helle Stimme des Saxofons geprägt wird. Nicht zu überhören ist streckenweise die Basslastigkeit. Irgendwie vermittelt uns das Quartett das Gefühl der Unbeschwertheit, stets dabei auf das Thema zurückkommend. Letzteres ist im wesentlichen dem Pianisten Marco Ponchiroli zu verdanken.

Bezug zu Venedig mögen alle Songs haben, folgt man dem sogenannten Waschzettel, aber nur ein Song bezieht sich dezidiert auf die Lagunenstadt: „Venice“. Wie auslaufende Wellenläufe entwickelt sich das Spiel des Pianisten des Quartetts. Beinahe einem Loblied auf die langsam im Meer versinkende Stadt der Gondeln erscheint das, was wir zu Gehör bekommen. Sobald dann der Bass hinzutritt, kommen dem Zuhörer Bilder des Filmes „Wenn die Gondeln tragen“ in den Sinn. Dies korrespondiert dann auch sehr gut mit dem Cover des Albums, mit dem Schattenriss der Stadt im Hintergrund und einem auf dem Flügel musizierenden Krokodil während des morgendlichen Nebels über der Langue. Zum Schluss hören wir schließlich „Dreams to Dance“, ein Song, der von leichtgewichtiger Melancholie durchzogen wird, vor allem aber sich dem Lyrischen verschrieben hat.

Text © ferdinand dupuis-panther (fdp)

Informationen

Label
GLM
http://www.glm.de/

Musiker
Marco Ponchiroli
https://myspace.com/marcoponchiroli
https://www.facebook.com/marco.ponchiroli.5


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