Dimitar Bodurov Trio: Stamp Around
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http://www.dimitarbodurov.com/stamp-around/
Dieses Album ist nur digital zu erwerben! Das scheint angesichts des schwindenden Marktes für Tonträger, ob CD oder Vinyl, durchaus naheliegend. Der aus Bulgarien stammende, aber schon eine Weile in den Niederlanden residierende Pianist Dimitar Bodurov hat sich mit dem Bassisten Mihail Ivanov und dem aus Schwäbisch-Gmünd stammenden, längst aber in Köln lebenden Schlagzeuger Jens Düppe zusammengetan, um die vorliegenden Aufnahmen als klassische Jazz-Trio-Formation einzuspielen.
Mit einem Intro eröffnet das digitale Album, und es schließt mit „Kalimanku denku“. Zu hören sind zudem „Penyo Penyo“ sowie „Kajete momche Amin!“ und „Ibriam's dub“.
Die Einleitung ist kurz. Neben der Aufforderung „Stamp around, stamp around“ vernimmt man noch ein wenig Human-Beatbox. Das war es dann auch schon. Nein, bei „Penyo Penyo“ steht kein Frauenchor mit dem Trio auf der Bühne, obgleich wir einen vielstimmigen Chor hören. Moderne Technik macht ein solches „Sampling“ möglich. Dazu fließen die Tastentöne beinahe im Gleichklang zur weiblichen Stimmgewalt. Die Komposition hat sehr viel Frische und lässt quicklebendige Tonfolgen durch den Raum springen. Man hat beim Zuhören bisweilen den Eindruck, man verfolge eine klanggewaltige Parforcejagd. Die Rechte von Dimitar Bodurov tanzt dabei bisweilen auch im Diskant. Besonders reizvoll ist die Verschmelzung von einem Stück bulgarischer Folklore und Jazz.
Ach, könnte man doch den Text verstehen, der über einer sehr energetisch aufgeladenen Basslinie liegt, so aber fliegen die fremden Worte unverstanden am Ohr vorbei. Allgegenwärtig bleibt neben dem erdigen Bass noch das klickende Schlagwerk: „Kajete momche Amin!“ lautet der Titel der Komposition. Aus der Intonation können wir zumindest erahnen, dass der Text Aufforderungscharakter hat. Handelt es sich um mahnende Worte? Handelt es sich um die Rede eines politischen Agitators? Das sind Fragen, die im Raum stehen bleiben. Übrigens, zum Schluss gibt es auch noch ein „Glockenspiel“ zum Gesang und dann geht dieses Stück nahtlos in „Ibriam's dub“ über.
Dabei scheint die Welt des Balkans musikalisch ganz gegenwärtig, lauscht man den südosteuropäischen Klängen, die an Klarinetten und irgendwelche Artverwandte der Schalmei erinnern. Sind es etwa Duduk, Kaval oder Zuma? Dazu vernehmen wir rieselnde Tastentöne, so als würde ein feiner tonaler Regen auf uns niedergehen. Dumpf und erdig meldet sich der Bass zu Wort. Ein Schnarren ist ebenso zu vernehmen wie Wirbel auf den Blechen. Und dann, ja dann, sind die Klänge des Balkans wieder vordergründig, und wir sind von „Balkanova“ eingefangen.
„Sphärisches“ eröffnet das letzte Stück: „Kalimanku denku“. Verzerrte Frauenstimmen sind vernehmbar. Ein kurz gestrichener Bass drängt sich auf. Zarte Tonfolgen entlässt Dimitar Bodurov in den Raum. Beinahe klassisch muten die weiteren Sequenzen an, die wir hören. Sie klingen nach großer Geste und auch nach Pathos. Sehr zurückgenommen gestaltet derweil Jens Düppe sein Schlagwerkspiel.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Dimitar Bodurov
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Album Download
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Jens Düppe
http://www.jazzhalo.be/interviews/jens-dueppe-interview-mit-dem-schlagzeuger/
http://www.jazzhalo.be/reviews/cd-reviews/j/jens-dueppe-anima/
Mihail Ivanov
http://mihailivanovbass.com/