Denis Gäbel - The Good Spirits
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Mons Records 874 605
Über den Saxofonisten und Komponisten Denis Gäbel schreibt das Label im „Waschzettel“: „Sein „Jazzerweckungserlebnis“ hatte er bereits als 11-Jähriger via TV-Bildschirm. Das ZDF übertrug damals ein Konzert zum 80. Geburtstag Art Blakey’s und - „mich hat die Energie, der Sound und die Spielfreude der Musiker richtig gepackt. Natürlich hatte ich damals überhaupt keine Ahnung, was ich da eigentlich hörte, war aber von dem unglaublichen Spirit der Musik sofort restlos begeistert“, so Denis Gäbel.
Eingespielt hat Denis Gäbel aktuell „The Good Spirits“. Ihm zur Seite standen in den Bunker Studios (Brooklyn) Kevin Hays (piano), Scott Colley (bass) und Clarence Penn (drums). „Den Gedanken, zur für mich inspirierendsten Quelle des Jazz, nach New York, zu fliegen und ein Album aufzunehmen, hatte ich schon, seit ich 2006 einen Teil meines Studiums dort absolvierte. Vor zwei Jahren erlebte ich dann erneut Clarence Penn im New Yorker Club „Smalls“ und beschloss begeistert: ich ziehe das jetzt durch! Ich wollte unbedingt diesen speziellen Sound und die Energie der dortigen Szene einfangen“, erklärt Gäbel auf Nachfrage.
Das Quartett eröffnet das Album mit „The Good Spirits“. Zu hören sind aber auch „Wistfully Waltz“ und „Insomnia“. Außerdem findet man auf der aktuellen Veröffentlichung u. a. „Urge“, „Heavy“, „Slow“ sowie „East Coasting“ (comp. Charles Mingus) und zum Finale „Everyone Leaves“.
Vom ersten Takt an gewinnt der Hörer den Eindruck, dass Hard Bop und Modern Jazz nicht ohne Einfluss auf Denis Gäbel geblieben sind. Das beginnt bereits zu Beginn des Albums. Man stellt sich dabei allerdings zudem die Frage, ob Jazz und Saxofon eine Symbiose eingegangen oder gar Saxofon und Jazz als Synonyme anzusehen sind. Als das Instrument im belgischen Dinant von einem gewissen Herrn Sax konzipiert wurde, konnte dieser nicht ahnen, dass sein Instrument in einem Genre namens Jazz von wesentlicher Bedeutung sein würde.
Gäbel versteht es im Übrigen auf seinem Holzbläser die weichen Linien ebenso zu zeichnen wie auch motzig daherzukommen. Dezent im Hintergrund agiert die Rhythmusgruppe. Mit einem dunklen Blobblob meldet sich der Bass zu den dahinfliegenden Passagen des Saxofons. In diese Passagen hinein macht sich das Piano auch mal mit Trillern und mit pulsierenden Tastenfolgen bemerkbar. Das klingt dann wie die akustische Nachzeichnung eines sprudelnden Wasserspiels, das sich auch über stufige Kaskaden ergießt. Zum Schluss aktiviert dann Denis Gäbel die Lebensgeister für „The Good Spirits“
Auf und ab verlaufen die Klanglinien in „Core“, soweit es die Rhythmusgruppe bestimmt. Darüber schweben die „Klangzeilen“ des Saxofons. Sie scheinen wie musikalische Kurznachrichten. Dass das Saxofon dabei auch mit aller Macht versucht, sich Gehör zu verschaffen, versteht sich. Ähnlich wie in „The Good Spirits“ ist in den Song ein Pianosolo eingestreut worden. Die verspielten Umspielungen sind denen von „The Good Spirits“ sehr ähnlich.
Wie, so fragt man sich, kann man Schlaflosigkeit, „Insomnia“, in eine angemessene musikalische Form gießen? Durch kurze Sequenzen mit Pausen? Durch nervöses Spiel aller Beteiligten? Von all dem ist aber im Vortrag von Gäbel nichts besonders prägnant wahrzunehmen, sieht mal einmal von einer gewissen Unruhe und Rastlosigkeit ab, die Kevin Hays und Denis Gäbel in ihren Spierlansätzen zum Ausdruck bringen.
Gedämpft und getragen – so beginnt „Slow“, gleichsam ein „Loblied auf die Langsamkeit“, in das die flachwellige Melodielinie eingebunden ist, die Denis Gäbel verantwortet. Gemächlich geht es zu, so der Eindruck, auch wenn eine kurze Dramatisierung wahrnehmbar ist. Dieser Moment verfliegt recht schnell, und der alte Trott kann wieder aufgenommen werden. Man kann beim Zuhörer auch an einen warmen Windhauch denken, den man im Gesicht verspürt. Dazu rauschen die Wellen und laufen am sandigen Küstensaum aus – so erzählt es das Piano, könnte man mit viel Fantasie annehmen.
Am Ende heißt es „Everyone Leaves“, ein Stück, das zunächst vom Piano eröffnet wird. Doch lange kann sich der Pianist mit seiner Tastenverspieltheit nicht behaupten. Denn schon ist Denis Gäbel zur Stelle - mit beinahe samtenen Klangbildern. Lyrisches scheint eine Melange mit Epischem einzugehen. Man denkt beim Hören an Abendstimmung oder einen klaren Nachthimmel. Entspannung ist angesagt, wenn der Tag zur Neige geht. Straßenlaternen werfen fahles Licht aufs Kopfsteinpflaster, derweil die Stadtbewohner nach Hause gehen oder aber sich noch für einen Absacker eine Bar suchen. Derartige Bildszenen ließen sich durchaus mit der Musik Gäbels verweben, oder?
Text © ferdinand dupuis-panther – Der Text ist nicht public commons.
Informationen
Label
www.monsrecords.de
Musiker
http://denisgaebel.com