Dave Hanson - Blues Sky

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Origin Records
In All About Jazz ist Folgendes zu lesen „After decades as an in-demand composer/arranger, and a co-leader of Denver’s acclaimed H2 Big Band, pianist Dave Hanson took his 2024 week-long Artist in Residence at Denver’s Dazzle Jazz club to put focus on his piano playing and his small group arranging, resulting in this debut quartet recording. With saxophonist Wil Swindler, bassist Mark Simon, and drummer Paul Romaine, Hanson pays tribute to a melting pot of towering American music innovators through this set of ten wideranging originals. Through the brightly swinging “Two Masters” for Bill Evans & Chick Corea, to the shuffle of “Blues Sky” for Jimi Hendrix, and the boogaloo refrains of “Dylan Dream” for Bob Dylan, Hanson’s band is dynamic and inspired. “
Mit diesem Album liegt eines vor, das man als typisch für die Ausgestaltung des US-amerikanischen Jazz bezeichnen kann und das durchaus auch Rückgriffe auf die Geschichte des Jazz nimmt, dabei sprühend voller Dynamik, vor allem dank des Saxofonisten der Band, aber auch wegen des wuchtig-energieaufgeladenen Stils, den der Pianist und Bandleader Dave Hanson an den Tag legt. Ja, phasenweise erlebt man ein Revival von Bop und Modern Jazz vom Feinsten, unter anderem bei dem Stück „Across the Bridge“. Das Quartett ist dabei kein monolithisches Gebilde, sondern löst sich in seine Bestandteile auf, gibt Raum für die individuelle Entfaltung, so im Falle des Bassisten, der mal nicht von dem Vollklang des Saxofons verdeckt wird.
Welche Relevanz der 16. Juni für Dave Hanson hat wissen wir nicht, aber wir wissen, dass er diesem Tag eine Komposition gewidmet hat. Aufgemacht wird diese durch quirliges Besenspiel und kaskadierende Klavierpassagen. Und dann meldet sich auch der Bassist lautstark und mit Tiefgang. Derweil sich Hanson in die Rolle des dezenten Begleiters begibt. Wenn man für die Basslinien ein Bild heranziehen möchte, dann das von kabbeligen Wellen auf einem Binnensee, über den der Fallwind fegt. Nachfolgend erleben wir die sehr dezidierten Klangwelle des Pianisten, der uns musikalisch auch kleine Strudelbewegungen auf der Wasseroberfläche erleben lässt. Erzählerisch ist das, was Hanson vorträgt.
Ob mit „Arnhem“ der niederländischen Stadt gleichen Namens gedacht wird, ist Spekulation. Jedenfalls ist diese Stadt eng mit den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verbunden, als es um die Eroberung der strategisch wichtigen Brücke von Arnhem ging. Doch ein Kriegsinferno entfacht das Quartett um Hanson nicht. Statt dessen erleben wir musikalisch einen „Windrausch des Klangs“. Bisweilen Es gibt dabei nur ein Vorwärts, ein schnelles Voran und nie ein Zurück. Begleitet wird das obendrein von Interventionen des Schlagzeugers, der für massive Trommelwirbel sorgt.
Weniger „stürmisch“ geht es bei „As It Was and Is“ zu. Vom Charakter her gleicht diese Komposition einer Ballade. Motivisch nimmt Hanson dabei durchaus Bezug zu den dynamischen Gestaltungen anderer Stücke auf dem Album. Man meint, man lausche dem Wind, der ein goldgelbes Ährenfeld in Bewegung setzt. „Blues Sky“, namensgebend für das Album, lebt vor allem von den Färbungen, die der Saxofonist verantwortet. Im Hintergrund dazu agiert der Pianist Hanson an den Keyboards, sprich am Fender Rhodes. Wir erleben Hanson auch in einem Solo, bei dem es kristalline Klangsequenzen zu hören gibt. Ansonsten atmet das Stück ein wenig Fusion und lässt an Jazz aus den 1970er und 1980er Jahren denken. Und der Saxofonist zeichnet, so könnte man meinen, Wolkenbilder mit seinem Holzbläser. „Dylan Dream“ strahlt Funk und nochmals Funk aus. Von Bob Dylan ist da eher keine Spur. „Muse Walk“ bildet schliesslich den Abschluss eines durchaus hörenswerten Albums.
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Info
ORIGIN ARTS
Musicians
Dave Hanson - PIANO & FENDER RHODES PIANO
Wil Swindler - ALTO & TENOR SAXOPHONES
Mark Simon - ACOUSTIC & ELECTRIC BASS
Paul Romaine – DRUMS