Darren Pickering - Small Worlds Vol 2
D
Rattle Records
Über Darren Pickering lesen wir im Album-Pressetext von Rattle Records u. a.: „Darren is a jazz pianist, composer, educator, modular synthesist and session musician based in Christchurch (NZ). Some of the notable international artists he has worked with include Gordon Brisker (USA), Dick De Graf (Holland), William Parker (USA), Raed Yassin (Lebanon), Bobby Shew (USA), Jamie Oehlers (AUS), Tom Warrington (USA), Iain Ballamy (UK), ... .“
Eingespielt wurde das Album, das vorwiegend Kompositionen von Pickering enthält mit folgenden Musikern: Mitch Dwyer (guitar), Mitch Thomas (drums), Pete Fleming (bass) und Darren Pickering (piano).
Beim Eröffnungsstück „Oneroa Bay“ vermischen sich feinster Saitenklang mit eher energievollen Tastensetzungen. Verfolgt man die Linien, so könnte man an steten Wellenfluss oder aber auch an sich verschiebende Wolkenbänke denken. All das ist jenseits von Karibikklischees oder Klischees über das Land der langen weißen Wolke mit seinen fantastischen Küstenstrichen wie Ninety Miles Beach. Ach ja, beim Zuhören könnte man auch an eine vom Wind geformte Dünenlandschaft denken, die Sandkorn um Sandkorn an einer Stelle abgetragen wird und anderswo wiederentsteht. Hm, aber welche Oneroa Bay war eigentlich Ideengeber für das Stück? Die gleichnamige Bay bei Russell nördlich von Auckland oder Oneroa Bay auf Waiheke Island (Auckland)? Das kann nur Darren Pickering beantworten.
„Reverse“ heißt es nachfolgend: Sphären-Schwall dringt ans Ohr des Hörers. Oszillierende Klänge sind wahrzunehmen. Elektronika steht am Beginn des sich im Verlauf als Ballade zeigenden Tracks, den Pickering am Flügel bestimmt, mit getragenem Duktus, ein wenig pathetisch anmutend. Und vor unserem geistigen Auge drängen sich Bilder von Polarlichtern bzw. Aurora australis auf, oder?
„Bibo No Aozora“ stammt von Ryuichi Sakamoto und wurde von Pickering arrangiert. Dabei zeigt sich eine gegenüber den ersten Tracks andersartig gefärbte Melodielinie und ein anderer Duktus. Songhaftes dringt an unsere Ohren. Kaskadierende Tastenklänge sind nicht zu überhören. Irgendwie klingt der Track nach künstlichen Wasserspielen, wie sie im Barock en vogue waren. Im Fahrwasser des Pianisten erleben wir den Gitarristen Mitch Dwyer, der sich ganz in der Tradition des Jazzgitarrenjazz bewegt. Alles fließt und rauscht dahin, so der allgemeine Eindruck. „Chasing Pavements“ ist dem einen oder anderen durch die Sängerin Adele bekannt. Doch auch an dieses Stück hat Pickering Hand angelegt. Gedämpftes Gitarrenspiel vereint sich mit Beckenrauschen und Tasteninterventionen hier und da. Die Schönheit der Melodie ist das Streben. Das bedeutet ohne Frage ein Ohrenschmaus. Zugleich hat das Stück etwas Entspannendes, ohne ins Meditative abzugleiten. Flirrende Sonne, leichte Brise, Palmen im Wind – eine derart bildhafte Kulisse mit Klängen gestaltet.
Wird mit „Mazawati Tea“ eine klangliche Verneigung vor einer im 19. Jh. gegründeten britischen Teegesellschaft vorgenommen? Jedenfalls existierte bis heute ein Teehandel namens Mazawatee Tea. Nun ja, lassen wir das mal beiseite und fokussieren uns auf die Klangflächen, die das Quartett vor uns ausbreitet. Farbgebungen gehen dabei vom Pianisten und dem Gitarristen des Quartetts aus. Teilweise beschwingt kommt das Stück daher. Wenn wir bei Musik an Farben denken, dann bei diesem Stück an die von den deutschen Expressionisten Heckel, Kirchner und anderen bevorzugten Komplementärfarben. Denken wir uns also die Klangtupfer zugleich als Farbtupfer. Sommerimpressionen oder was – das fragt sich der Hörer. Am Ende des Albums heißt es dann: „La Perla (for Benjamin)“. Zugleich findet damit Pickerings Klangerzählung aus dem fernen Australasia ihren Abschluss. Haere Mai und Haere Ra zugleich.
© f.dupuis-panther
https://rattle.co.nz
https://www.darrenpickeringmusic.com
BANDCAMP
Tracks
01 Oneroa Bay 2:03
02 Reverse 5:55
03 Bibo No Aozora 4:37
04 Blue Mind 3:05
05 Interlude A 1:51
06 Chasing Pavements 3:32
07 TA2 6:28
08 Mazawati Tea 6:44
09 Intimate 5:19
10 Interlude B 2:56
11 La Perla (for Benjamin) 5:10