Darren Pickering Small Worlds – THREE

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Rattle
Über Darren Pickering lesen wir in einer Kurz-Bio: “Darren is a jazz pianist, composer, educator, modular synthesist and session musician based in Christchurch (NZ). Some of the notable international artists he has worked with include Gordon Brisker (USA), Dick De Graf (Holland), William Parker (USA), Raed Yassin (Lebanon), Bobby Shew (USA), Jamie Oehlers (AUS), Tom Warrington (USA), Iain Ballamy (UK), and he has also worked with nationally renowned NZ artists Julia Deans, LA Mitchell, Mark Vanilau, Whirimako Black, Dave Dobbyn, Anika Moa, and the Christchurch Symphony Orchestra. His playing and compositions also feature on albums by Shapeshifter (Stars), Cairo Knife Fight (Iron), Julia Deans (Modern Fables), Oakley Grenell (The Deep), The Tiny Lies (The Oaks They Will Blow), Pacific Heights (The Stillness), Departure Lounge (In Session), Sacha Vee (Sacha Vee, Rising One, Luminous), Glen Wagstaff (Firefly), Oval Office (Oval Office, Move, Don’t Stop), Sumo Jazz (Shiko and Throwing Salt, Jazz Album finalist, 2011).”
Was wir nun vorfinden, ist das dritte Album, diesmals als EPK, von Pickerings Quartett. Neben dem Pianisten Pickering gehören zum Ensemble: Jono Blackie (drums), Pete Fleming (bass) und Heather Webb (guitar).
Es ist nicht nur die Heimat des Jazz, die USA, in denen jährlich Hunderte von Alben neu erscheinen, nein auch in anderen Teilen der Welt pflegt man Jazz mit unterschiedlichen Facetten. Neuseeland gehört auch dazu, auch wenn die Jazz-Gemeinde überschaubar ist. Effekte sind es, die im vorliegenden Fall die Klangfärbungen mitbestimmen. Dabei scheint durchaus auch Fusion und Jazz-Rock gegenwärtig. Mit “Green Blinking Light” lenkt das Quartett um den Pianisten Pickering die Aufmerksamkeit auf sich. Hier und da meint man, man stehe an einem Bahnübergang und lausche den Signalklängen, die vor einem herannahmenden Zug warnen. Da gibt es “Klangdada”, der sich mit wiederkehrenden Motiven verbindet. “Klangkapitel” werden Seite für Seite aufgeblättert. Dabei sind es mal der Pianist und mal die Gitarristin die die “blinkenden Klangsignale” hören lassen, ehe dann ein Quartettrausch über uns niedergeht. Mit “What If” findet das Album seine Fortsetzung. Subtile Gitarrenpassagen durchziehen den Klangraum. Beim Hören hat man den Eindruck man befindet sich in einer großen Halle oder einem gotischen Kreuzgewölbe mit Widerklang. Die Gitarristin nimmt uns dabei auf eine Klangreise mit, die ab und an ins Off führt. Konzertant angelegt erscheint das, was der Pianist zum Besten gibt. Dabei nimmt er durchaus auch Broadway und Filmmusik thematisch auf. Es kaskadieren Klangflüsse und münden in einem tonalem Delta. Und dann ist es an der Gitarristin, uns in fein abgestimmte Klangwelten zu entführen.
Tanzmusik oder was? - das fragt man sich bei “Tauhou Waltz”. Finden hier Melodien von Garner, Basie, Ellington und Strayhorn ihre Fortsetzung? Dabei buhlen Pianist und Gitarristin um die Aufmerksamkeit des Zuhörers, scheinen Zwiespräche zu führen und auch den Raum für Soli zu nutzen. Changiert die Band nicht hin und wieder zwischen winterlichen Klangmotiven und abendlichen Serenaden in einem Tanzcafé alter Schule? Die Stadt macht Feierabend, so klingt das, was wir in uns aufnehmen. Und der Pianist lässt es sich nicht nehmen mit “Jazzhäppchen” die After Work Party einzuläuten, mit und ohne perlende Klangflüssen und -strömen, begleitet von explosivem “Schlagwerkregen”.
“Hjartdal” lautet ein weiterer Titel des Albums, der an die Landschaft der Fjells und Fjord anzuknüpfen scheint. Zuvor jedoch hören wir “Soft Life” geprägt durch den Pianisten und tropfende Klangbilder. Über diese setzt Heather Webb feinstes Saitengewebe. Und hören wir nicht im Hintergrund den Schlag des Schiffchens, mit dessen Hilfe Fäden auf Fäden gefügt werden, ein bewegtes Muster bilden? Doch nicht zu überhören sind die Effekte, die zur Bildung von Klangstrukturen dienen.
Wie knirschender Schnee und Eisgeschiebe hört sich der perkussive Beginn von “Hjartdal” an. Dann, ja dann vereinen sich Klavierklänge und “Gitarrenkaleidoskope” miteinander. Dabei wird auch auf Elemente von Popmusik zurückgegriffen und die”Wundertüte” eines Alan Parsons, oder?
Gospel oder Soul – das stellt sich bei “Randall” als Frage. Es ist vor allem die Gestik des Pianisten, die überzeugt und uns durch die Melodielinien mitnimmt. Ob das nun von Joe Zawinul beeinflusst wurde, sei mal dahin gestellt. Heather Webb öffnet ihren Klangkosmos, in den wir eintauchen und auch ein Stück entschwinden. Ähnliches gilt für die akzentuierten Linien, die Darren Pickering anstimmt. Oha, da schwingt sich die Gitarristin zu ganz rockigen Tönen auf, scheint sie für die Barden des Rocks einen Klangteppich auszurollen. Irgendwie scheint sie dabei auch Alvin Lee mit im Gepäck zu haben, oder?
Mit “Push Bliss” ist dann die musikalische Reise nach Aotearoa zu Ende, eine Reise, die auch eine durch die 70er und 80er Jahre des Jazz war, ohne zu langweilen.
© ferdinand dupuis-panther 2025
Info
https://rattle.co.nz/
BANDCAMP
Musicians
Darren Pickering (piano)
Jono Blackie (drums)
Pete Fleming (bass)
Heather Webb (guitar)