Daniel Heskedal feat. Emilie Nicolas - Out of the Fog

Daniel Heskedal feat. Emilie Nicolas - Out of the Fog

D

Edition Records

“When I first heard Emilie did her own version of my tune «The Mistral Noir», I felt that she took my music to a new level. She totally caught my artistic ideas, and I had a very strong feeling that we should do a project together. I'm very grateful for the opportunity to do ‘Out Of The Fog’ as a commission for Trondheim Jazzfestival and Molde Jazz Festival in 2021 together with Emilie, and the legends Eivind Aarset & Helge Norbakken.“,  so vernehmen wir den Tubisten und Trompeter Daniel Heskedal zur Frage der Kooperation mit der Popsängerin Emilie Nicolas, die in der Vergangenheit einige Preise eingeheimst hat. Allerdings wer sich ihren stimmlichen Einlagen widmet, der wird sich an Melanie, Dusty Springfield, Sandy Shaw und andere Popdiven der 1970er Jahre erinnern. Nur gut, dass der Gesangsteil nicht so überbordend das Album definiert. Und noch eine Reminiszenz drängt sich beim Hören auf: Das Gebläse von Heskedal ist dem von Mattias Eick sehr artverwandt, es inszeniert sich als musikalisches Arrangement einer Fjord- und Fjelllandschaft, stellt die Weite in den Fokus, so als wollte Heskedal das Hardangervidda in Klangräuschen lebendig werden lassen. 

Mit Sphären-Anmutungen und sehr feinen Gitarrenmelodiestrichen eröffnet „Out of the Fog“. Danach erhebt sich zu rhythmischem Getrommel, das an irische wie auch orientalische Rhythmen angelehnt zu sein scheint, Emilie Nicolas Stimme. Ohne Frage schwingt in diesem Vortrag auch Singer/Songwriter mit und irgendwie auch Amy Macdonald, oder? In dem sonstigen musikalischen Arrangement meint man, folkloristisches Destillat zu erleben. „Lost“ besticht durch die dunklen Liniensetzungen Heskedals, der wohl zunächst seine Tuba zum Klingen bringt. Überlagert wird dies allerdings von der tragenden Stimme Nicolas’. Ist da nicht irgendwie ein wenig Irish Reel ins Arrangement gemischt? Jazz scheint abwesend und Popmusik das Gebot der Stunde. Das melodische Arrangement scheint von A bis Z gesetzt und wenig Raum für improvisatorische Ausschweifungen möglich, auch wenn am Ende ein rhythmisches Feuerwerk auf den Hörer einprasselt.  Wohlklang der Tuba – oder ist es die Basstrompete? - dringt ans Ohr des Hörers, wenn „Free“ erklingt. Doch die Instrumentalisten sind nur die Türöffner für die Sängerin, oder? In diesem Stück erlebt man im Übrigen Nicolas auch als lautmalende Sängerin, für wenige Minuten. Im Kern geht es aber um den textlichen Inhalt des Gesang. Ja, die Instrumentalisten weben um diesen ein Netz von erdigen Klängen, aber das hinterlässt zugleich einen schalen Beigeschmack, oder?

„Out of The Blue“ hören wir nachfolgend und vom Charakter her erscheint die Musik kammermusikalisch und in Teilen choralhaft, durchbrochen allerdings von der Songhaftigkeit, für die die in den Medien hochgelobte Sängerin steht. Ein Klanghighlight sind gewiss die eingestreuten Bläserpassagen, die man gerne ohne Gesangsüberlappungen genießen möchte, am besten in einem gotischen Kirchenraum eingespielt.

Ein wenig Balkanova vermeint man, bei „Uneven Terrain“ zu verspüren. Dabei verschmelzen volltoniges Gebläse, kristalliner Rhythmus und lautmalerischer Gesang sehr harmonisch miteinander.  Türkische Kunstmusik vermag man hier und da ebenso auszumachen. Da sind das Schwarze Meer und die Ägäis sehr nahe und Norwegen sehr fern. Hört man da nicht auch  eine Oboe und den Klang einer Kirchenorgel, obgleich keines der Instrumente im Line-up aufgeführt ist. Oder erzeugt Heskedal all das mittels Basstrompete und ein wenig elektronischer Zauberkiste? Und am Ende nehmen wir auch Glockengeläut auf, das allmählich im Off verklingt.

Mit ein wenig bluesigen Linien kommt Eivind Aarset in „I’ll Sleep Later On“ daher. Und auch in diesem Track drängt sich die Sängerin nach und nach auf, auch wenn wir im Weiteren sphärische Verwischungen und Klangnebel erleben, die Heskedal zu verdanken sind.

Begleiten wir die Band noch in die „Tundra“. Dabei erleben wir ein sehr schönes Trompetenarrangement zum redundanten Klick-Klick und Dumdum des Schlagwerkers. Zudem braust Sphärisches auf, breiten sich elektronische Klangnebel (?) aus. Rhythmisch ist das Stück in die Nähe nordafrikanischer Folklore zu rücken. Doch das ist nur Beiwerk zu „Windgeheule“ und „Sturmanmutungen“. Auch an wilde Steppenreiter mag der eine oder andere beim Hören denken. Mit „Out From The Sea“ findet das vorliegende Album dann seine Abrundung. Es ist wohl weniger auf Hard-Core-Jazzhörer gerichtet, sondern auf Grenzgänger, die Singer/Songwriter auch und besonders schätzen und natürlich Popmusik.

© ferdinand dupuis-panther


Info

www.editionrecords.com
www.danielherskedal.com

Line-up

Daniel Herskedal - tuba and bass trumpet
Emilie Nicolas - vocals
(except ‘While I Look ForYou’ and ‘Look For Me’)
Eivind Aarset - guitar
Helge Norbakken – drums

Tracklisting

1 Out Here 5.12
2 Lost 4.23
3 Free 3.56
4 Out Of The Blue 3.58
5 Found 4.32
6 Uneven Terrain 4.57
7 I'll Sleep Later On 4.24
8 While I Look For You 3.54
9 Tundra 3.47
10 Out From The Sea 4.12

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