Daniel Chavet: Peace (f. dupuis-panther)
D
self production
Für sein Debütalbum hat sich der belgische Gitarrist Daniel Chavet (guitars, compositions, all other instruments) zur Unterstützung folgende Musiker ins Boot geholt: David Arens (drums/cajon), Nicolas Dechêne (electric fretless bass), Laurent Meunier (saxophones), Daniel Gruselle (bandoneon) und Achim Bill (percussions on 2,3,7,11).
Mit „L'aube“ macht das Album auf, auf dem gleich zweimal der Song „Open mind“ eingespielt wurde, dabei einmal als Soloversion. Zu hören sind zudem Songs wie „Cultures“, „Wintry Autumn“ und „First Steps“. Aber auch auf „Le sud“ und „Nocturne“ verstehen sich Chavet und seine Mitmusiker.
Das Morgengrauen („L'aube“) zeigt sich anfänglich mit merkwürdigen Klicklauten, ehe dann der lyrische Schwall der Gitarre den Morgen einläutet. Dazu gesellt sich das Saxofon, das uns seinen morgendlichen Atem einhaucht. Alles gerät so nach und nach in Fluss, die Nacht wird verdrängt und der neue Tag mit Ärmelaufkrempeln begonnen, ohne Hektik. Bisweilen fühlt man sich an Musik von Fleetwood Mac und Mark Knopfler erinnert, wenn man die eine oder andere Passage vernimmt, die Daniel Chavet komponiert hat. Doch auch eine gewisse rockige Rotzigkeit ist in dem Song auszumachen. Dann scheint das Morgengrauen endlich den ersten Stunden des Alltags gewichen zu sein.
In „Open Mind“ erscheinen die Gitarrenläufe eine Harfe imitieren zu wollen. Doch das gelingt nicht vollständig trotz eines gewissen Klangflusses der Saiten. Was hingegen Daniel Chavet gelingt, ist die Vermittlung von Frische und Aufbruch. Dabei hat der Song durchaus etwas von Singer/Songwriter. Man denke dabei unter anderem an Amy MacDonald, auch wenn der Beiklang des Bandoneons einen solchen Vergleich eigentlich verbietet. Dennoch scheint mir in der Komposition viel Songhaftes verborgen zu sein. Bei „Lumière sombre“ hat man bisweilen auch den Eindruck, der Tango dränge sich auf, verhalten zwar, aber durchaus wahrnehmbar. Das mag auch am Bandoneon liegen, das ganz fein abgestimmt mit der Gitarre, sehr rhythmisch eingesetzt, zum Tanz einlädt. Ist da nicht auch ein Cajon im Spiel? Und schließlich: Wenn man beim Zuhören nicht an Tango denken muss, dann jedenfalls an südamerikanische Rhythmen und erotische Hüftschwünge.
Daniel Chavet verzichtet auf Delays und Distortions oder Loops. Er vertraut dem reinen Klang seiner akustischen Gitarre, bisweilen auch mit E-Gitarren-Beimischungen, die beispielsweise in „Wintry Autumn“ auf den „Zugklang“ des Bandoneons trifft. Irgendwie vermittelt der belgische Gitarist uns damit auch einen Hauch von Chanson. Es scheint, als ob in „Le Sud“ gleich mehrere Gitarren zu hören sind. Sie lassen uns glauben, dass wir mit einem alten D-Zug oder Güterzug unterwegs sind, so wie einst die umherziehen Hobos in den Vereinigten Staaten. Das Schlagwerk unterstützt dies durch sein Timing, das dem Zugrattern ähnelt. Doch mit dem Klang des auftauchenden Saxofons ändert sich das Hörbild. Man fühlt sich in den Sommer versetzt, der uns mit lauen Lüftchen umweht. Szenen von Strandbars und Straßencafés tauchen vor unserem geistigen Auge auf. Zum Schluss noch ein Wort zu „Nocturne“, das so gar nichts von Nachtruhe und Nachtschwere an sich hat, sondern eher von West Coast Rock und von Crosby, Stills, Nash und Young. Ausgelassenheit, Grenzenlosigkeit, Lebensgenuss – das strahlt die Komposition aus, die zum Schluss von der solistischen Variation von „Open Mind“ gefolgt wird. An grauen Tagen, wenn die Wolken das platte Land berühren, dann ist die Musik von Daniel Chavet genau der richtige Stimmungsaufheller, ohne gleich in „Let the sunshine in“ verfallen zu müssen.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
MUDAC
http://www.mudac.net
Musiker
Daniel Chavet
http://www.chavetmusic.com