Cobody: Undercover
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blisstone, bliss 09
Hm das kenne ich doch? War das nicht? Sind es nicht Steppenwolf? Ach, das haben doch The Beatles gesungen? Und wer hat denn die Sympathie für den Teufel? War's nicht Mick Jagger?
Ja, es gibt Bekanntes für die Ohren, das sich dann eben auch als Unbekanntes zeigt, denn schließlich sind Kosho/Bartmes/Ditzner, i. e. Cobody, auf eigenen Tonspuren unterwegs. Neben „I want you“ – aus der Feder von Lennon/McCartney – zeigt sich das Trio ganz „Born to be wild“, ehe dann der Gitarrist M. Koschorreck für „Kasatschok“ verantwortlich zeichnet und wir eine verrockte russische Seele erleben. Aus „Koshos“ Feder stammt zudem „Belmondo“. „Scratch“ steuerte der Hammond B3-Organist Jo Bartmes zum Album bei. „Compared to what“ hat Les McCann bekannt gemacht, mit dem Kosho zeitweilig unterwegs war. Diesen Hit hören wir ebenso auf der bunten Scheibe des von Jo Bartmes gegründeten Labels Blisstone wie „Princess“, ein Song, den eben jener Jo Bartmes verantwortet. Eigentlich fehlt nur noch „The End“ oder ein anderer Hit von The Doors oder „Hey Joe“ von Jimi Hendrix, oder?
Was Bill Frisell, Al Di Meola und Iiro Rantala recht ist, nämlich das „Goldene Zeitalter“ des Rocks im neuen Gewand erscheinen zu lassen, ist Cobody auch zuzubilligen. Also hören wir mal, was da alles under cover, unter der Albumhülle, gemixt wurde.
Zugegeben bei einem Album, das sich nicht nur der Titel der Beatles, sondern auch von Les McCann und von Steppenwolf angenommen hat, ist man durchaus der Versuchung ausgesetzt, in die Originale hineinzuhören und Vergleiche anzustellen. Ist „Undercover“ nun besser oder nicht? – das stellt sich dann als Frage. Doch will man sich das Hörerlebnis nicht verderben, sollten man sich wohl ganz und gar auf Cobody einlassen.
Gleichsam aus dem Off heraus entwickelt sich „I want you“. Dabei jault die Gitarre, verheißt das Schlagwerk ein kurzes Tickticktick im Dauereinsatz und die Hammond B3 ersetzt ein wenig den Bass. Über weite Strecken ist der Song als Instrumental angelegt. Beginnt Kosho mit seinem Gesang, so kopiert er nicht das Original. Die Fassung von Cobody hat meines Erachtens mehr Groove und Drive, als wir das beim Vortrag von Lennon/McCartney erleben können. Bei Cobody mischen sich Soul, Rhythm'n Blues und Hardrock, oder?
Die Hymne der späten 1960er Jahre war „Born to be wild“, der Soundtrack aus dem legendären Film „Easy Rider“, ein Film über Asphaltcowboys, die nichts aufs Establishment geben. In den Hauptrollen agierten Peter Fonda und der inzwischen verstorbene Dennis Hopper. Sie waren auf ihren Choppers die Helden der Straße: „Born to be wild“. Von Steppenwolf stammt dieser Song, den Cobody ganz anders als Steppenwolf arrangiert hat. Steppenwolfs Version ist stark gitarrenlastig, Cobody setzt auf eine prägnante Basslinie. Zudem zeigt sich Jo Bartmes an seinem Hammond B3 als Freigeist, der die Melodielinie zu konterkarieren versteht.
Ob „Belmondo“ aus der Feder von „Kosho“ eine Hommage an den französischen Schauspieler Paul Belmondo ist, der in einem seiner Filme auch über den Dächern von Paris unterwegs war, wissen wir nicht. Zu hören ist jedenfalls eine sehr flotte Popnummer, die auch auf moduliertes Scat Vocal zurückgreift. Eher getragen und mit einer leichten Blues-Beigabe kommt „One Two Free“ anfänglich daher, ehe sich die Komposition von Jo Bartmes ein wenig funky zeigt. Gut und gern hätte man das Stück auch in Richtung Hip-Hop entwickeln können. Doch Cobody bleibt auf eingeschlagenen Pfaden: Rock, Blues, Funk und Konsorten.
https://www.youtube.com/watch?v=y4VYmwsFwgcMit „Norwegian Wood“ stehen nochmals die Beatles im Fokus. Doch statt eines getragenen balladenhaften Songs, geht es bei Cobody mit flottem Tempo voran. Für das Klangfundament sorgt Jo Bartmes an der Hammond B3, über die sich „Kosho“ stimmlich und an der Gitarre in Szene setzt. Das klingt dann rotziger, erdiger, kantiger als das Original. Es klingt eher nach einer gekonnten Mischung aus Uriah Heep, Cream und Steppenwolf gewürzt mit eine wenig Jim Morrison. Das ist ein sehr bekömmliches Klangrezept.
Auch „Compared to what“ bekommt bei Cobody ein neues Klangkleid verpasst. Jo Bartmes lässt die Hammond B3 beinahe im Ostinato verharren. „Kosho“ hingegen ist an der jaulenden, heulenden, kreischenden Gitarre zu hören. Zugleich ist es an ihm den Gesangspart auszufüllen. Mit einem der Hits der Rolling Stones, „Sympathy for the devil“, verabschiedet sich das Organ Trio Cobody. Fazit: ein sehr gelungenes Album undercover!
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
http://www.blisstone.com
Musiker
http://www.cobody.de
Michael "Kosho" Koschorreck
http://www.kosho.de/kosho/
Jo Bartmes
http://www.bartmes.de/bartmes/bartmes.html
Erwin Ditzner
http://www.ditzner.de/