chuffDrone: Es dampft. Es dröhnt. Es brodelt
C
Jazzwerkstatt Wien mit Lotus Records, JWR 02/15
Die „Dampfdrohne“ – ein Schelm, wer bei dem Namen an etwas Böses denkt – besteht aus Chrissi Pfeifer (Altsaxofon, Baritonsaxofon), Lisa Hofmaninger (Sopransaxofon, Bassklarinette), Hubert Gredler (Klavier, Stimme), Judith Ferstl (Kontrabass) und Judith Schwarz (Schlagzeug). Geballte Frauenpower dampft und brodelt, um die chuffDrone in Bewegung zu halten. Neun Kompositionen wurden für die aktuelle CD eingespielt. Bis auf den letzten Titel namens „Put, vejini“ sind ausschließlich Eigenkompositionen zu hören. Der größte Anteil daran ist der Schlagzeugerin der Band zu verdanken, was wohl eher ungewöhnlich ist. Wer aber glaubt, ausschweifende Solos des Schlagzeugs wären in allen Titel zu hören, der wird beim Hören von „Cassiopeia“ über „Dezar“ und „Bitter Sweets“ bis hin zu „Xysilon“ – eine Anspielung auf weiblich-männlich, oder? – eines Besseren belehrt.
Gleich zu Beginn nimmt uns das Quintett mit in die Welt der Sterne. „Cassiopeia“ ist unser Ziel. Wenn anfänglich das Schlagzeug den Ton angibt, so ist das nur von kurzer Dauer, da sich die Basslinien des Tastenklangmeisters schnell vordrängeln. Sprunghaft muten die Saxofonklänge an und schnell sind die Beats des Schlagwerks. Nachfolgend erleben wir ein Wechselbad zwischen den brummenden Tieftönern und einer „Sopranstimme“. Als sehr konzertant mutet „Cassiopeia“ an, ein Titel, der mit dem Plonk, plonk, plonk des Klaviers und einem Tick-tick-tick des Schlagwerks seine Fortsetzung findet. Dabei ist der gestrichene Bass auch noch zu vernehmen. Das letzte Wort haben dann die Saxofone, die ein Schluss-Duett anstimmen. Danach ist unsere Sternfahrt beendet. Mit melodischer Tonfolge eröffnet die Klarinette „Twist of Fate“. Dazu gesellt sich der Bass laut und deutlich, während sich das Schlagzeug sehr beherrscht. Zur Unterfütterung der Klarinette lässt sich auch das Klavier herab. Nach und nach stimmen dann die Saxofone ihren Gesang ein. Kurz ist das folgende Solo des Klaviers. Stets sind die Saxofone bereit, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aus der Tiefe des Raums ist der gestrichene Bass zu vernehmen, der wie ein Cello klingt und sich auf einen Dialog mit dem brummenden Baritonsaxofon einlässt. Im weiteren Fortgang des Stücks hat man eigentlich den Eindruck, dass sich zwei nervöse Zeitgenossen treffen und ihre Aufgeregtheit teilen.
Wer im Titel „Katsumotos Balkantrip“ nur das Wort Balkantrip herausfiltert, der wird wohl meinen, es müssten nun Balkanharmonien und -themen zu hören sein. Gewiss das trifft auch überwiegend zu, aber eben nicht in der angenommenen Ausschließlichkeit. Zu den flotten Balkanrhythmen leistet auch die exaltierte Klarinette ihren Beitrag, oder? Vielleicht ist es ja auch das Sopransaxofon, das außer Rand und Band gerät. Klavier und Schlagzeug sind hingegen nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie tragen alles mit Fassung und lassen das Saxofon bis zum Ende des Balkantrips gewähren.
Die weiteren Songs, die Judith Schwarz zu verdanken sind, „NFT“ und „Bitter Sweets“ sind ebenso zu hören wie „Dear...“ der Saxofonistin Chrissie Pfeifer. Was die Bassistin unter „Szenario“ versteht, bekommen wir gleichfalls vorgestellt, denn „Szenario“ stammt von Judith Ferstl am Bass. Dabei zeigt die Frau am Tieftöner, was ein Bass so alles zu bieten hat. Den Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme beherrscht der Pianist Hubert Gredler mit allen Finessen. Davon können wir uns bei „Bitter Sweets“ überzeugen. Die Stimme wird dabei zu einem eigenen Klangkörper neben all den anderen Instrumentalstimmen. Frischer, avantgardistischer Jazz ist das, was wir dank der „Dampfdrohne“ erleben dürfen. Wahrlich es brummt, es dampft, es rollt, es grollt, es jazzt.
© ferdinand dupuis-panther
English Press Release by Jazzwerkstatt Wien
It bubbles and swirls. It rumbles. It reverberates. In their compositions chuffDRONE produce a kind of music which clearly represents the distinct personalities of the five musicians. They come from different musical backgrounds and styles, which have markedly contributed to their diverse approaches to jazz. In both their individual and their collective improvisations they keep inspiring and stimulating each other’s creativity, elaborating familiar structures and exploring new paths.Multifaceted. Unconventional. Bursting with energy.
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