Christian Pabst Trio - Inner Voice

Christian Pabst Trio - Inner Voice

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mochermusic

Angesichts der Vielzahl an klassischen Jazztrios fragt man sich doch, in welcher Art und Weise sich das eine von dem anderen abzusetzen versteht, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Auf die Interpretation von gängigen Jazz-Standards hat der in Amsterdam lebende Pianist Christian Pabst verzichtet. Er setzt bei der Veröffentlichung von „Inner Voice“ ganz auf seine eigenen Kompositionen.

An seiner Seite sind alte Weggefährten zu hören, die bereits bei den vorherigen zwei Trio-Alben mit von der Partie waren. Da ist zum einen der italienische Bassist Marco Zenini und zum anderen der niederländische Schlagzeuger Erik Kooger.

Der eher als introvertiert zu charakterisierende Pianist Christian Pabst bevorzugt in seiner Klangästhetik das Lyrische. Das schlägt sich auch in Pressekommentierungen nieder, in denen Pabst als „Poet am Piano“ oder „lyrischer Musiker der Extraklasse“ bezeichnet wird.

In Stichworten: die drei Musiker

Pabst war als Pianist im BuJazzO aktiv, ein erster Schritt auf der Karriereleiter als Jazzer und eine gute Schule. In diesem Orchester sammelte er Erfahrungen mit Künstlern wie Jiggs Wigham, Ed Partyka, Mike Herting, Dennis Russel-Davies, Niels Klein und Julia Hülsmann. Im Jahr 2011 veröffentlichte er sein Trio-Debüt (“Days of Infinity” feat. Gerard Presencer). Drei Jahre danach erschien das Folgealbum “Song of Opposites” in großer Besetzung mit Streichern und Bläsern. Downbeat-Autor Scott Yanow beschreibt Christian Pabsts Pianospiel als “verbunden mit den Großen des Jazz, trotzdem originell und persönlich.” Neben seiner solistischen Tätigkeit arbeitete Pabst mit Musikern wie Lionel Loueke, Sven Ratzke, Lubos Soukup, James Cammack, Jasper Somsen u.v.a. zusammen.

Der Bassist Marco Zenini ist wegen seines ausgeprägten Gefühls für Interaktionen und Grooves einer der gefragtesten Bassisten der italienischen Szene. Ausdrucksvoll und mit Leidenschaft agiert der niederländische Schlagzeuger Erik Kooger im Christian PabstTrio und bereichert so den Trio-Klang.

Dantes Traum und mehr

Eröffnet wird das Album „Innere Stimme“ mit „Dantes‘ Dream“. Würde man nicht eher „Dantes Inferno“ als Titel einer Komposition erwarten? Man erlebt als Hörer „Schatten“ („Shadows“) und „ist verblüfft“ („Flabbergasted“). Zudem kann man dem „Titelsong“ des Albums lauschen, ehe mit „A Promise“ („Ein Versprechen“ der musikalische Ausklang gefunden wird.

Bereits bei den ersten Akkordfolgen von „Dantes Traum“ entschwebt man als Zuhörer in andere Sphären und kann sich ganz und gar fallen lassen. Der eine oder andere mag sich dabei auch an Chopin erinnert fühlen. Würde man die gehörte Melodiekontur in ein gemaltes Bild verwandeln, man käme durchaus an Noldes Seeblicken nicht vorbei, an den Farbmeeren, auch wenn diese aufgewühlt sind und Christian Pabst Klangstruktur eher das Verhaltene, das wenig Aufgeregte, das Entspannte widerspiegelt. Dass im Verlauf der Komposition auch das Dramatische eine Rolle spielt, sei angefügt. Aber das Dramatische darf dabei nicht mit Dramatisierung verwechselt werden. Das klangliche Fahrwasser, in dem sich das Trio bewegt, ist von Ausgeglichenheit und eher Beschaulichkeit bestimmt. Man glaubt, man werde in Seelentiefen mitgenommen, so wie es schon der Titel des Albums signalisiert.

Gänzlich anders in der klanglichen Anlage und im Tempo kommt „North-East, South & West“ daher. Eher scheint die stete Bewegung, ein andauerndes Suchen, ein Hasten und ein Herumirren im Vordergrund zu stehen – so scheinen es die Klangbilder anzudeuten, die das Trio präsentiert. Mal geht es in diese, mal in jene Richtung. Der energetische Duktus ist dabei ganz charakteristisch. Da gibt es keine perlende Tastenfolge, kein Verharren im Diskant. Pabst versteht sich hingegen auf die gesamte Klaviatur. Er baut vor uns kleine Kaskaden auf, über die schnell hinweggeglitten wird. Er schafft sprudelnde Klangspringbrunnen, die sacht emporschießen. Unterstützt wird er dabei von dem agilen Schlagwerkspiel, das ohne Unterlass Impulse setzt.

Schattenspiel

Zartes Spiel mit den Becken begleitet Pabst am Piano, wenn „Shadows“ fürs  musikalische Menü angerichtet wird. In der Basshand des Pianisten liegt das Redundante, über das die andere Hand hier und da Klangzäsuren setzt. Solistisch erleben wir den Bassisten, der vom feinen und hintersinnigen Spiel des Schlagzeugers begleitet wird. Verspielt sind die Linien, die Zenini dem Hörer darbietet. Kleine Sprünge scheint er zu machen. Im Diskant setzt Pabst dazu seine Klangposition, gibt sich dann bisweilen perlend im Tastenspiel. Wer aber symbolisiert im Trio nun die klanglichen Schatten?

Wie kann man wohl „verblüfft sein“ in Klangfolgen umsetzen? Christian Pabst stellt es im Stück „Flabbergasted“ vor. Dabei fällt auf, dass diese Komposition ganz hintergründig auch mit einer leichten Funk-Note gewürzt ist. Doch dies ist nur eine Prise. Über weite Strecken überwiegt ein welliger Klang, gepaart mit einem leicht nervösen Schlagwerk als treibende Kraft. Zu vernehmen sind kleine Klangstrudel. Dabei ist das Melodische wie auch in den übrigen Komposition eine feste Größe. Rabatz, Krawall, Aufruhr, Feuerwerk und Eruption sind eher Fremdworte für die Musik, die das Trio dem Hörer präsentiert. Das bedeutet nun nicht, dass bei „Flabbergasted“ kein Drive vorhanden ist. Im Gegenteil. Man hat bisweilen den Eindruck, die Musik könnte auch für ein Road Movie komponiert worden sein, bei dem man sich auf steilen Serpentinen vorwärtsbewegt.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur „Inneren Stimme“, ein Stück, das durchaus mit großen klanglichen Gesten aufwartet. Theatralisches steht, das ist der Eindruck, am Beginn an, so als wolle das Trio uns eine Abenteuergeschichte erzählen. Nein, an eine Seelenreise, an die Beschäftigung mit dem eigenen Seelenzustand mutet die Komposition ganz und gar nicht an. Oder doch? Sind es Seelenbilder, die das Trio klanglich umsetzt, Bilder von innerer Unruhe, Bilder vom Zweifel, Bilder vom Unsteten? Von den Klangfärbungen und den Linien her scheint diese Komposition am abwechslungsreichsten und facettenreichsten angelegt, lässt man die übrigen Kompositionen Revue passieren. In der Tat muss man beim Zuhören eher an eine Reise voller Erlebnisse denken, ganz im Sinne von Abenteuer.

Text: © ferdinand dupuis-panther / Der Text ist nicht public commons!


Press release in English (by mochermusic)

Amsterdam-based German jazz pianist Christian Pabst presents his third trio album: INNER VOICE. Working with an international lineup, Pabst and his long-term companions Marco Zenini (IT) on bass and Erik Kooger (NL) on drums have concocted eight originals sparkling with pure sound, lyric moods and thrilling improvisation. The press, when talking about Pabst, occasionally use attributes like „lyricist at the piano“ and „outstanding musical poet“. This might be due to the fact that his music is always based on a story, a very personal story in his mind: Pabst, who is also a seasoned movie score composer, sees himself as a programmatic narrator, thinking in pictures while writing and performing. In a certain way, this leads to virtual soundtracks that need no movie to accompany them.

Thus Christian Pabst and his trio, who have their roots in the freedom of jazz, take the listener into the land of „cinematic sound“ where inventively composed passages alternate with expressive parts full of interaction and magical improvisation. Pabst, Zenini and Kooger combine the most diverse artistic and cultural influences into a unified musical poetry. The result, notwithstanding it‘s virtuosity and complexity, always remains tuneful and, beyond the boundaries of the jazz genre, appeals to the minds and hearts of listeners with all kinds of musical tastes.

Christian Pabst started his career as a performer by joining the BuJazzO (the German Federal Youth Jazz Orchestra) as their piano player, gaining experience from the collaboration with artists like Jiggs Wigham, Ed Partyka, Mike Herting, Dennis Russel-Davies, Niels Klein and Julia Hülsmann. For more than a decade he has been living in Amsterdam, and he works on all the big international stages, appearing in a great variety of projects. In 2011 he released his debut trio album (“Days of Infinity” feat. Gerard Presencer), followed by the sophomore “Song of Opposites” in 2014, which presents a big lineup with strings and horn sections. During the past few years concert tours have brought him to the USA, New Zealand, Australia and all over Europe. Downbeat critic Scott Yanow describes Pabst‘s playing as „connected to that of the greats of straight ahead jazz“ and nevertheless „original and personal“. Apart from his projects as a solo player, Pabst is in high demand as a sideman and has established his reputation in this role by working with artists like Lionel Loueke, Sven Ratzke, Lubos Soukup, James Cammack, Jasper Somsen and many more.

Bassist Marco Zenini hails from Rome/IT. With his melodic playing and his strong sense for interaction and groove he is one of the most sought after jazz bassists in Italy. Dutch drummer Erik Kooger completes the sound of the trio with his passionate and expressive performance.


Informationen

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http://www.mochermusic.com

Christian Pabst
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