Christian Pabst – The Palm Tree Line

Christian Pabst – The Palm Tree Line

C

JazzSick Records

Der aus dem Saarland gebürtige und nun in Norditalien lebende Pianist Christian Pabst legt aktuell ein Album vor, das er mit italienischen Musikern eingespielt hat. Zu hören ist Musik, die nur zwischen dem 44sten Grad Nord und dem 44sten Grad Süd – der sogenannten Palm Tree Line - geschrieben werden konnte. Es ist genau diese Linie, warm, sonnig, voller Leben, Musik und Magie, die dem Album seinen Namen gibt und in der Palmen auf dieser Erde gedeihen. Von italienischer Filmmusik über „klassische Musik“ aus Kuba, von Popularmusik aus Mexiko bis zu von diesen Orten inspirierten Eigenkompositionen … .

Mit „Mambo“ macht das vorliegende Album auf. Dabei handelt sich um eine Variante des kubanischen Son. Wer allerdings an „Mambo No 5“ und Lou Bega denkt, der ist auf Abwegen, da der eingespielte Mambo aus der „West Side Story“ von  Leonard Bernstein stammt. Den Pianisten Christian Pabst erleben wir dabei sowohl am Flügel und mit flinkem Fingerspiel und starker Basshand als auch am Rhodes. Tastenflüge treffen dabei auf dunkle Basslinien und diskrete Ausschweifungen ins Diskante. Überaus energetisch zeigt sich der Pianist und mit distinkter Rhythmik. Da rollen Basswellen und kristalline Klangwelten werden als Gegensatz gesetzt, teilweise vereint mit erdigen Bassläufen des Bassisten. Das Rhodes gibt dem Stück einen sehr frischen Klang, beinahe an Popmusik angelehnt und nicht in der Welt des Musicals beheimatet. Auch am Rhodes zeigt Pabst flotte Läufe, die dahin fließen. Man beachte auch den Wechsel zwischen Flügel und Rhodes als Teil des Arrangements und des Spiel mit Klangfärbungen.

Die Welt der Filmmusik erschließt sich im nächsten Stück namens „Amarcord“.Dabei handelt es sich um ein Werk Fellinis  aus dem Jahr 1972. Die entsprechende Filmmusik schrieb Nino Rota. Und genau diese hören wir in einer Bearbeitung, die mit einer kurzen Schlagzeug-Sequenz beginnt. Nachfolgend werden Bass und Flügel klanglich miteinander verwoben. Dabei versteht es der Pianist, auch sich auf die eigene Basshand zu verlassen und nicht dem Bassisten allein die Tieftönigkeit zu übereignen. Im Weiteren entwickeln sich Klangkaskaden und rollende Klangwasser, stets von einem starken Bass begleitet.

In die Welt der Volksweisen Italiens, im vorliegenden Fall der Abruzzen, entführen uns das Ensemble und die Vokalistin Ilaria Forciniti. Klangprägend ist neben der Stimme der Sängerin zunächst der Akkordeonist Federico Gili. Sie vereinen sich hier und da zu einem sehr lyrisch-getragenen Vortrag. In diesen fällt obendrein der Pianist ein, der sich allerdings nicht von seinem sehr akzentuiert-energetischen Tastenspiel verabschiedet.

„Un’ Ora Sola Ti Vorrei“ überzeugt durch einen Melodiefluss, der bildlich an das Auf und Ab der an den Strand gespülten Wellen erinnert. Dem Stück wohnt etwas Folkloristisches inne. Ein besonderer Genuss ist das eingebettete Basssolo von Francesco Pierotti, begleitet von „Klangumspülungen“, die Christian Pabst zu verdanken sind. Gelegentlich hat man den Eindruck, man lausche einem Ohrwurm, einem Evergreen aus der Schlagerwelt vergangener Jahrzehnte.

Mit „O Cielo Ce Manna ‘Sti Ccose“ wurde eine weitere Filmmusik auf dem Album eingespielt. Zu hören  ist diese in dem Film „Die Hochzeit auf Italienisch“ mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni in den Hauptrollen. Bekannt wurde die Musik vor allem durch Fred Bongusto, italienischer Crooner und Komponist. Herzschmerz, wie in Schlagern üblich, erwartet uns und dank des Akkordeonisten auch ein wenig Musette. „Tramonto“ steht schließlich am Ende des Lobgesangs auf die Musik Italiens, wenn man das mal so pathetisch formulieren mag.

© ferdinand dupuis-panther




LINE-UP

Christian Pabst (piano | rhodes)
https://www.christianpabst.com
Francesco Pierotti (bass)
Lorenzo Brilli (drums)
+
Ilaria Forciniti (vocals)
Federico Gili (accordion)

Tracklist:
Mambo (by Leonard Bernstein) 5:06
Amarcord (by Nino Rota) 5:07
Amara Terra Mia (Traditional from Abruzzo, Lyrics by Domenico Modugno) 3:31
Un’ Ora Sola Ti Vorrei (Paolo Marchetti) 4:30
Alhambra (by Ernesto Leucona) 6:27
‘O Cielo Ce Manna ‘Sti Ccose (by Fred Bongusto & Armando Trovajoli) 7:41
Déjame Llorar (by Alfonso Esparza Oteo) 6:01
Tramonto (by Christian Pabst) 2:02


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