Chad McCullough - in these hills, beyond

Chad McCullough -  in these hills, beyond

C

Calligram Records

Lassen wir doch den Trompeter und Komponisten Chad McCullough selbst über das aktuelle Album sprechen: “This album is a celebration of life, but it wasn’t planned that way. I just wanted to play great music with my friends, as loft a goal as I have most of the time. However, the recent passing of my grandfather just before the tour added more weight to everything.”

Chad McCullough umgibt sich für die Aufnahmen mit dem belgischen Pianisten Bram Weijters, mit dem er seit 15 Jahren immer mal wieder zusammenkommt und spielt, dabei 5000 Meilen überwindet, wie McCullough sagt. Fünf Alben sind unterdessen entstanden, auf denen beide Musiker zu hören sind.  Neben Bram Weijters gehören zum Quintett der Drummer Kobie Watkins, der bereits mit Sonny Rollins und Bobby Broom zusammen gespielt hat, der Gitarrist Dave Miller und der Bassist John Christensen.

Das Cover zeigt im Übrigen einen Schienenstrang, der am Horizont verschwindet. Metaphorisch zu begreifen? Im Sinne von Unterwegssein und immer weiter gehen zu verstehen? Oder ganz im Sinne des Titels, neugierig zu sein, was hinter den Hügeln liegt, also was jenseits des Horizonts ist, um das Cover-Bild aufzugreifen?

Der Eröffnungstitel des Albums namens “Fellowship” ist den Mitmusikern von McCullough gewidmet und ist ein Charakteristikum der Chemie zwischen den Musikern des Quintetts, wie man dem Pressetext entnehmen kann.  „Schlagwerkregen“ trifft auf wiederholten Tastenklang und danach erhebt McCullough eine fast weichgezeichnete Stimme, lässt uns an seiner musikalischen Gouache teilhaben. Für eine ganz eigene Note sorgt der Gitarrist, der uns bei seinem Spiel durchaus auch an die Tradition der Jazzgitarre vereint mit Singer/Songwriter denken lässt. Konstant dringen die Schlagwerk-Verwirbelungen an unsere Ohren und der sonore Trompetenklang, der bisweilen hintergründig bleibt. Ja und dann hat der Pianist Bram Weijters seine Zeit mit einem Solo. Doch was vermittelt er? Weite? Fernweh? Nachhausekommen? Ein wenig an Kammermusikalisches lässt der Pianist auch denken, wenn man seinen sanft kaskadierenden und rinnenden Passagen folgt. Bereits beim ersten Song auf dem Album wird deutlich, dass ein Quintett kein Monolith ist, sondern verschiedene Elemente enthält, sprich dass ein Quintett auch in ein Trio, ein Duo oder in Solos aufgefächert werden kann.

“Imaginary Folk Song” entstammt den ersten Zeiten der Zusammenarbeit zwischen  McCullough und Weijters. Er ist auf dem ersten Album der beiden namens „Imaginary Sketches,“ zu finden. Nunmehr gibt es ein Remake auf dem jüngsten Album zu hören. Aufgemacht wird mit einer eingängigen, sich wiederholenden Piano-Sequenz. Dezent ist das Trommeln, das wir hören. Und dann, ja dann werden wir von dem dahin schwebenden Trompeten-Klang eingefangen, ehe der Pianist erneut die musikalische Regie übernimmt, ohne sein Thema zu variieren. Das, was uns McCullough nachfolgend zu Gehör bringt, strahlt hier und da durchaus Sehnsucht und Wehmut aus, gefolgt von Leichtigkeit und Losgelöstheit. „Auf zu neuen Ufern“ scheint uns der Trompeter zuzurufen. Hört man da von Weijters nicht auch ein wenig Neo-Romantik mit groß angelegtem perlenden und dramatisierendem Klavierspiel?

“Magic Music Man,” ist ein Titel, der nicht der Feder von McCullough entstammt. Es ist eine Verneigung vor Kenny Wheeler durch den australischen Trompeter Scott Tinkler. Um das Wertschätzen zu können, müsste man die Einspielungen von Wheeler verinnerlicht haben. Aber wer hat das schon. So genießen wir das klangreine Trompetenspiel, das uns McCullough darbringt. Da erlebt man nicht allein Rundungen, sondern auch „eisig anmutende“ Spitzen, schleifenförmige Drehungen, gewellte Windungen und Wendungen. In diese ist auch der Gitarrist eingebunden, der diskanten Saitenfluss erleben lässt. Danach übernimmt der Trompeter die Regie und bringt uns zum Thema zurück.

“Balance Wheel” beinhaltet ein wenig lyrische Americana: “It’s almost a country-western vibe. Almost. I wrote it for my grandpa; I don’t think he cared much for jazz. He had all of my records, and we found them still in the wrapping after he passed away… so here I tried to write something he might have enjoyed”, so McCullough. Bei den ersten Takten fragt man sich, ob man eine Hymne oder eine Ballade hört. Zugleich scheint uns der Trompeter in die Weite einer Landschaft zu entführen. Und dann erlebt man auch den Bassisten in einem Solo, wenn auch ohne stark nachhallende Saiten-Vibrationen. Pianist und Trompeter sind allgegenwärtig und haben durchdringende Stimmen, gegen die ein Bass nur schwer ankommt. Sprudelnder Klavierklang ist zu vernehmen und sich weit ausbreitender Trompetenklang, ehe es am Pianisten ist, den Song ausklingen zu lassen.

“Waterway” habe durchaus Anlehnungen an den französischen Komponisten Olivier Messiaen, bemerkt McCullough im Album-Pressetext. Nun ja, Messiaen wird gerne als Improvisator missverstanden, obgleich er alle seine Komposition von A bis Z strukturierte. Im Kern getragen wird die Komposition von Weijters und McCullough. Feinste Klaviersetzungen sind wahrzunehmen und dazu beinahe dunkle Trompetenfarben. Es ergibt sich im Weiteren zwischen beiden Musikern ein sehr reizvolles, dialogisches Spiel.

Zwei der aufgenommenen Kompositionen des Albums stammen übrigens von Bram Weijters, nämlich “Detour”  und “Another Monster”. Wir wollen uns in dieser Album-Betrachtung auf „Detour“ beschränken. Keyboard, so scheint es anfänglich , trifft auf Gitarre und Trompete – eine feine Klangnuancierung. Doch die Klangkraft der Trompete ist nicht zu überhören, es sei denn, der Trompeter schweigt und lässt die Umspielungen des Gitarristen in den Vordergrund treten. Dazu passen dann die Additionen von Weijters Keyboards-Klängen.

Fazit: In jeder Phase werden die „Farb-Schichtungen eines Quintetts“ ausgereizt, erleben wir Wechselwirkungen zwischen den Instrumentalisten, von denen keiner Dominanz für sich beansprucht. Da gibt es ein Spiel auf Augenhöhe, wenn auch die Färbungen der Stücke vom Trompeter und Pianisten geprägt werden. Phrasierungen und Paraphrasierungen sind extenso möglich; der Spielfluss nicht künstlich gebrochen, sondern rund um die Kernthemen organisch entwickelt.

© Ferdinand Dupuis-Panther


Info
CALLIGRAM RECORDS
BANDCAMP

Musicians
CHAD MCCULLOUGH trumpet
BRAM WEJTERS piano, keyboard
DAVE MILLER guitar
JOHN CHRISTENSEN bass
KOBIE WATKINS drums

Tracklist
1. Fellowship 13:04
2. Imaginary Folk Song 9:08
3. Magic Music Man 6:51 (Scott Tinkler)
4. Balance Wheel 6:47
5. Handwritten 12:22
6. Another Monster 8:45 (Bram Weijters)
7. Waterway 8:16
8. Detour 7:41 (Bram Weijters)
9. Forgotten Dreams 6:56

All compositions by Chad McCullough except as noted


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