Casimir Liberski - Cosmic Liberty
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Ropeadope LLC
Der belgische Pianist Casimir Liberski, der auf dem aktuellen Album auch an Keyboards und Synths zu hören ist, formt mit Matt Garstka (Drums) und Louis de Mieulle (Electric Bass) ein Trio zur klanglichen Erforschung „kosmischer Freiheit“, so die deutsche Übersetzung des Albumtitels. Bis auf „Stasis“ (comp. Louis de Mieulle) stammen alle sonstigen Kompositionen und die Arrangements von Casimir Liberski. Die Covergestaltung ist im Übrigen Motohiro Hayakawa zu verdanken und verarbeitet Science-Fiction-Welten zu einer Comic ähnlichen Zeichnung.
Auf der Homepage des aus Brüssel stammenden und u. a. am Berklee College of Music ausgebildeten Pianisten lesen wir: „This album is a sort of self-imposed rite of passage encompassing all the performative and compositional aspirations I’ve had over the years. I was seeking challenges and I got them! The compositions themselves took many months to compose, arrange and notate, and came out of years of assimilating and amalgamating heterogeneous styles of music into a unique style that became the album “Cosmic Liberty.” And of course playing this suite of compositions required demanding pianistic training. I wanted to break all the barriers between classical, electronic, progressive metal, and jazz music, and I wanted to push my physical and mental limits.“
Zur Suite gehören u. a. nachstehend genannte Kompositionen: Den Anfang macht „New Life“, gefolgt von „White Lighter“ und „Cosmic Liberty“. Zu hören sind außerdem „To My Friends“ und „Bushwick to Bedstuy“ sowie „Oydsseia“ und „Violente Absinthe“.
Kaskadierende Sequenzen eröffnen „New Life“. Schwirrende Bleche vereinen sich mit dem Tastenklang. Dazu kommen noch kurz gesetzte Sticks, die auf die Felle der Trommel niedergehen. Das ist irgendwie einem Stakkato ähnlich, derweil Casimir Liberski sprudelnde Klangquellen zelebriert. Alles fließt dahin, stetig und ohne auf Hindernisse zu stoßen. Vor unserem Auge tut sich das Bild von Wildwasser auf, durch das kleine wendige Kajaks gleiten. Doch dann geht es für einen Moment in ruhige Fahrwasser, ehe wieder brodelnde Strudel wahrzunehmen sind und kristallklares Wasser aufspritzt. Und noch immer heißt es: Alles fließt. Daran ändert auch der sonore Bass nichts. Vorwärts geht es, immer nur vorwärts und nie zurück. Nein, im Kehrwasser ist das Trio nicht unterwegs, sondern meistert ein ums andere Mal gekonnt vorhandene Stromschnellen.
Statt die Tasten des Pianos zu bespielen, sitzt Casimir Liberski für „White Lighter“ an den Keyboards. Der „Song“ hat sehr viel von einem Popsong, der zum Ohrwurm eines Sommers wird. Ein Alltag, der die Bodenhaftung hinter sich gelassen hat, wird „besungen“. Lyrische Passagen sind auch zu vernehmen, bei denen auch ein Synthesizer im Fokus steht. Nervöses Schlagwerk-Geraschel umfängt die „sphärischen Klänge“. Harte Beats entwickeln sich. Ansätze von Rave und Acid House kündigen sich an und vergehen. Die Musik entwickelt sich hinfort ekstatisch. Oszillierende Klangtaifune breiten sich aus. Und danach hat man gar den Eindruck, Sakrales wird vorgetragen.
Nachfolgend hören wir „Cosmic Liberty“, dabei in die Sinuskurven des Synthesizers eintauchend. Die Beats sind kurz gesetzt. Nervös und aufgeregt agiert der Schlagzeuger zu den langen Klangwellen des Synthesizers, die in kaskadierende Kurzwellen übergehen. Elektronische Effekte sind ausgespart. Im Dialog zwischen E-Bass und Keyboards werden scharfe Akzente gesetzt. Doch das ist nicht von Dauer, denn anschließend rollt das Trio einen flauschigen Klangteppich aus. Wechselspiele sind angesagt, auch in Richtung Techno.
Wiederkehrende Klangfolgen im Diskant sind für „To my friends“ ebenso typisch wie ein eher hektisches Schlagwerkspiel. Obendrein vernimmt man einen brüchigen Klangschwall, der Keyboards und Synthesizer geschuldet zu sein scheint.
Mit zurückhaltender Dramatik eröffnet der Pianist Casimir Libarski das Stück „Odysseia“. Dahin gleitende Klangsequenzen, auch einer Fuge ähnlich, vernehmen wird, also eine musikalische Präsentation in wohlfeilem klassischem Gewand, auch in Bach‘scher Tradition. Nachfolgend trifft diskante Klangstufe auf diskante Klangstufe, vernehmen wir fortgesetztes kristallines Klangrauschen. Danach werden klangliche Flächen sichtbar. Nimmt man Bezug auf den Titel der Komposition und folgt den dramatischen Passagen des letzten Abschnitts des Stücks, dann meint man die Meeresansichten von Gustave Courbet vor sich zu sehen. Er hielt in Öl rollende Wellen fest, die sich bedrohlich aufrichten und überschlagen. Das Trio lässt uns bis zum Schluss Furcht einflößende Ungetüme und ungezügelte Natur erleben!
Abschließend noch ein paar Worte zu „Violente Absinthe“: Vom Charakter her schließt dieses Stück nahtlos an „Odysseia“ an, auch wenn Casimir Liberski statt am Piano an den Keyboards agiert. Urkräfte sind zu verspüren. Ein Sturm entwickelt sich zum Orkan. Claude Joseph Vernets oder Wiliam Turners Ansichten von einem Schiffsbruch mögen dem einen oder anderen Zuhörer bei diesem Stück in den Sinn kommen.
Text: © ferdinand dupuis-panther
Informationen
Label
https://ropeadope.com
Musiker
https://www.casimirliberski.com
https://www.facebook.com/CasimirLiberskiMusic/