Carlo Nardozza Trio in bocca al lupo – Dedicato (fdp)
C
Soul Factory Records
Die Bleistiftzeichnung eines sitzenden Paares ziert das Cover des Albums, eine Arbeit von Paolo Nardozza. Das Trio rund um den Trompeter Carlo Nardozza verzichtet auf einen Bassisten und Drummer. Statt dessen besteht es neben Nardozza aus dem Gitarristen Tim Finoulst und dem Pianisten Alano Gruarin. Von Carlo Nardozza stammen im Übrigen überwiegend die aufgenommenen Kompositionen. Allerdings ist zum Beispiel „Caruso“ aus der Feder von Lucio Dalla.
Es ist ein sehr persönliches Album von Carlo Nardozza, was auch an den Widmungen von Kompositionen an seine beiden Söhne Alessio und Paolo unterstrichen wird. Aber auch der vor einiger Zeit verstorbenen, belgischen Vokalistin und Chansonsängerin Maurane widmet das Trio ein Stück: „Alfonsina y el mar“. Als eine Hommage an seine Mutter Teresa ist die Komposition „Caruso“ zu begreifen. Darüber hinaus gibt es eine Komposition „Fraimundo“ im Gedenken an Nardozzas einstige Lehrer und wohl als einen besonderen Liebesbeweis für die Partnerin Nardozzas, Katia Malecki, die Komposition betitelt „When the music stopped“. Abgerundet wird das Album mit einer Vokalversion von „Quand tu es parti“. Zu hören sind dabei Katia Malecki und Raymond van het Groenewoud.
Abschiede können schmerzhaft sein, mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen werden und gewiss auch stellenweise fröhlich gefärbt sein, so jedenfalls in „Quand tu es partie“. Dabei definiert Carlo Nardozza thematisch das Stück. Der Pianist Alano Gruarin greift es dann nachfolgend auf und verfeinert es mit einem perlenden Spiel. Anschließend fügt Nardozza noch für wenige Augenblicke eine leicht melancholische Note bei. Doch schließlich erleben wir zum Ende des Stücks ein lachendes Auge.
Rhythmisch Akzente durch den Gitarrenklang setzt Tim Finoulst begleitend zu den dklarenTrompetenklängen in „Paolo“. Hier und da schimmert Bop durch. Das „Duett“ von Piano und Gitarre ist ein wahrer Hörgenuss, allerdings nur als kurzes Intermezzo zu erleben. Überwiegend hört man Carlo Nardozza, der hier und da durchaus eine nur leicht zürnende und ätzende Trompete spielt. Dabei scheinen auch Bluesfragmente im Fortgang vorhanden zu sein. Dann erhebt sich die Trompete im Triumphklang, derweil der Pianist und der Gitarrist für den bluesigen Modus sorgen.
Sollte mit „Caruso“ an den Opernsänger Enrico Caruso erinnert werden, wenn auch das Stück der Mutter von Carlo Nardozza gewidmet ist? Es ist so, auch wenn der Duktus nun gar nichts von einer Opernarie hat, sondern eher an Broadway und in gewisser Weise an Chanson und Schlager denken lässt. Der Komponist Lucio Dalla war einst auf einer Tournee gezwungen, in Sorrent zu stoppen und dort in einem Hotel zu übernachten. Er nächtigte im selben Zimmer, in dem der Tenor Enrico Caruso kurz vor seinem Tod für einige Zeit gewohnt hatte. Auf Italienisch und Neapolitanisch beschreibt Dalla das schwere und unglückliche Leben seines Landsmannes. Hinzuweisen ist insbesondere bei der aktuellen Instrumentalfassung auf das ausgefeilte, lange Solo von Alano Gruarin. Dieses Solo erinnert an den Reigen funkelnder Glühwürmchen oder an einen idyllischen Waldbach, der stetig mäandrierend seinen Weg findet. Rhythmische Akzente setzt dabei Tim Finoulst, den wir außerdem in der Einspielung in einer herrlichen solistischen Beigabe erleben, die den einen oder anderen an die Legenden der Jazz-Gitarre erinnern mag.
„When the music stopped“ beginnt mit einem gedämpften Pianosolo, ehe dann Carlo Nardozza die Ballade anstimmt. Sie beschwört gleichsam die blaue Stunde herauf. Einsame Nachtschwärmer können kein Ende finden, während die Band die letzten Takte anstimmt und den Heimweg einläutet. Das sind zumindest szenische Eindrücke, die die Musik aufkommen lässt. Und das alles ist in einem Post-Bop-Duktus gehalten. In diesen stimmen dann auch der Pianist und der Gitarrist des Trios ein.
Schließlich sei auf die Vokalversion von „Quand tu es parti“ hingewiesen: Sie bildet den Schlussstein des Albums. Doch zunächst ist es am Pianisten das Stück einzuleiten, ehe dann Raymond van het Groenewoud und Katia Malecki erst solistisch und dann im Duett zweier sich von einander trennenden Liebenden (?) zu hören sind. Daran anschließend ist es an Carlo Nardozza instrumental das Stück fortzusetzen. Gesungen wird im Übrigen in Französisch ganz in der Tradition des Chansons, für das Namen wie Brel, Barbara, Aznavour oder Becaud stehen.
Text © ferdinand dupuis-panther
Informationen
www.soulfactory.be
https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlp-reviews/t/trio-in-bocca-al-lupo-nostalgia-f-dupuis-panther/
http://www.carlonardozza.be/
http://www.carlonardozza.eu/news/trio-in-bocca-al-lupo.html