Cameron Undy - Ghost Frequency II – Resonance

Cameron Undy - Ghost Frequency II – Resonance

C

Earshift Music

In Sydney (Australien) arbeitet und lebt der Gitarrist Cameron Undy. Nunmehr legt er nach dem hoch gelobten Album „Ghost Frequency“ mit“ Ghost Frequency II - Resonance“ ein Nachfolgealbum vor. Auch in diesem spürt man Undys Faszination für afrikanische Instrumentierungen und Rhythmen. Bisweilen meint man, Undy spiele statt Gitarre Kalimba bzw. Kora oder Bolon (westafrikan. Stegharfe). Vom ersten Ton an fällt die klangliche „Einfachheit“ auf, die Undy perfektioniert und derer er sich bedient, auch in Redundanzen. Teilweise hat die Musik etwas Meditatives und zugleich bemerkt man auch eine Spur von Trance, die der Musik innewohnt. Man denke dabei an die Ähnlichkeit zur Musik der Sufi, wie sie im türkischen Konya gepflegt wird.

O-Tone von Undy über seine Musik: „Much like the light from a star that burnt out millions of years ago, these rhythms are as real and present as a footprint in the sand … My music doesn't replicate specific African rhythms; instead, they are reflections or shadows of these 'ghosts'."

Dabei bezieht sich Undy in seiner musikalischen Expression auf eine Musik, die archaisch anmutet und kaum für die Nachwelt durch Aufnahmen erhalten wurde. Es ist rituelle Musik im Kern, genutzt bei Ritualen und bei rituellen Tänzen. Im Weiteren hören wir Undy nochmals: „These rhythms are like ghostly artefacts, that when I ‘pick them up’ and ‘play’ them I can never be totally certain that I am ‘seeing’ them for what they are/were. And yet these distant relics of eons past fill me with inspiration and imagining, of an everlasting connection with ancient civilisations.“

Nein, Undy nutzt seine Gitarre nicht für weich gezeichnete Melodielinien, sondern eher für additive, vorwiegend rhythmisch ausgeformte Fragmente, die er zusammenfügt. Selten sind fließende Linien, die wir wie bei „Son of Euclid“ ausmachen können. Bei diesem Stück kommt auch ein Cajon zum Einsatz, ergänzend zu den kurz nachhallenden Saiten-Spuren. Bisweilen klingen diese wie angerissene Saiten einer Oud ohne ausgeprägtes Resonanzvolumen. Dass Undy einen Bezug zwischen den Überlegungen Euklids und dem afro-kubanischen Son sieht, liest man in den Liner Notes. Auszumachen ist dies jedoch sehr schwer.

Doch zurück zum Beginn des Albums: Wiederholte Saitenanrisse mit Plonk und Plink hört man bei dem Stück „Resonance“. Der Klang erinnert an fallende Regentropfen, die auf einem Wellblechdach aufschlagen bzw. in eine leere Blechtrommel tropfen. Diese Tropfen treffen auf eine kurzwellige Klanglinie. Wie gesagt, die Gitarre scheint dabei einer Kalimba sehr ähnlich, einem sogenannten Daumenklavier bzw. Lamellophon. Je länger die wiederkehren Klangströme andauern, desto mehr verbreiten sie so etwas wie eine hypnotische Wirkung, oder? Weiter geht es mit „Running Stream“, stellvertretend für den „steten Wechsel in der Natur“ stehend, wie Undy in einer Erläuterung zum Stück ausführt. Das Spiel auf der Gitarre unterstreicht das Fließende. Dabei werden die Strömungen eingefangen, kurz- und langwellig, Flachwasser und Wildwasser, so könnte man beim Hören meinen. Eine Hommage an The First Nations of Australia ist das Stück „The Heart“ mit einem stampfenden Rhythmus nebst Klängen, die man einer Bariton-Gitarre zuschreiben könnte. Der Rhythmus ist dem Cajon zu verdanken. Auffallend ist auch die zirkuläre Form der Klänge. Auf die klassischen Instrumente der First Nations von Down Under wie Schlaghölzer, Bumerangs oder Didgeridoo hat Undy verzichtet. Übrigens, zwischendrin drängt sich der Höreindruck auf, man erlebe das Spiel auf einer Wölbzither, wie sie in der fernöstlichen Musik gebräuchlich ist. Auch in diesem Stück geht es nicht um lange Töne, sondern um eine enge Folge kurzer Töne, ohne in ein Stakkato zu verfallen. Auf „Smoke“ folgt dann „Morning Tide“ mit einer rhythmischen Nähe zu „Take Five“. Oder ist das gänzlich ein Höreindruck des Rezensenten? Nochmals finden wir auf dem aktuellen Album eine Referenz zu einem dahin fließenden Strom als Ort der Kontemplation. Undy nannte dieses Stück „Running Stream II“. Zum Schluss heißt es dann „Earth Moves“. Damit endet ein Album, dass sich auf „Archetypen des Klangs“ beschränkt.

© ferdinand dupuis-panther


Info

www.earshift.com
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https://www.jazzhalo.be/reviews/cdlpk7-reviews/c/cameron-undy-ghost-frequency/

Tracklist
1.Resonance
2.Running Stream
3.The Heart
4.Smoke
5.Morning Tide
6.Son of Euclid
7.Embers
8.Running Stream II
9.Earth Moves


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